Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Umleitung löst in Amtzell Chaos aus

Die B32-Alternativ­strecke in der Gegenricht­ung über Bodnegg hat gestern gut funktionie­rt

- Von Jan Scharpenbe­rg, Jan Peter Steppat und Katrin Neef

AMTZELL - Es ist der erste Tag der Sperrung der B32, und der Verkehr ist am Montag regelrecht über Amtzell hereingebr­ochen. Durch den Ort führt nicht nur die Umleitung der Hauptverke­hrsachse zwischen Wangen und Ravensburg, zwischen Allgäu und Oberschwab­en. Mehr noch: Die Ortsdurchf­ahrt der Gemeinde fungiert bis Ende des Monats auch noch als Ausweichro­ute für die ebenfalls gesperrte Strecke zwischen Leupolz und Herfatz.

An der Kreuzung Ravensburg­er Straße und Waldburger Straße reihen sich die Autos aneinander. „Das ist hier Chaos“, ist sich die Runde älterer Damen einig, die dem Treiben eine Stunde lang aus dem Café in der Haslacher Straße zugesehen haben. „Seit heute morgen ist hier ständig Stau“, berichtet Susanne Schellinge­r-Bärtle. Ihr Geschäft liegt direkt an der Abbiegung. „Rasen können sie hier ja nicht, aber gehupt wird sehr viel.“

Erster Unfall im dichten Verkehr

Immer dann, wenn mal wieder Laster um die Kurve wollen. Das ist aufgrund der Enge gar nicht so einfach. Wenn zwei Laster aufeinande­rtreffen, wird es richtig knifflig, und der Verkehr staut sich sofort. Den ersten Unfall an der Kreuzung vor dem Rathaus hat es schon gegeben. Und zwar mittags. Ein Lkw habe sein Auto beim Abbiegen in die Waldburger­straße am hinteren Ende erwischt, erzählt der Halter eines betroffene­n Pkw.

Er will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen, aber erzählt: Der Brummi-Fahrer sei zu schnell abgebogen und einfach nicht herumgekom­men. Der Laster war besonders lang, er hatte Holzstange­n und -bretter geladen. Beim Vorbeifahr­en an der Unfallstel­le vor dem Rathaus sieht es so aus, als habe er die Kurve zu scharf genommen.

„Bringt ja nichts sich zu beschweren“, sagt der Mann über die Planung der Umleitungs­strecken. Kopfschütt­eln ist hingegen die allgemeine Reaktion der Amtzeller, die zu Fuß vorbeikomm­en und das Verkehrsau­fkommen im Ortskern sehen. Die Menschen im Ort hätten nur wenig Verständni­s für diese Regelung, erzählen die Damen aus dem Café. Susanne Schellinge­r-Bärtle kann dann doch welches aufbringen: „Es muss eben sein. Aber es ist nicht so, dass ich schimpfen möchte. Die Fahrer tun mir ja auch leid. Die wollen bloß nach Hause.“

Schleichwe­ge bringen nichts

Doch anstatt nach Hause zu kommen, stauen sich die Fahrer im Amtzeller Ortskern – egal, ob hinter dem Steuer von Brummis oder von Pkw. Manche wenden, und entnervte Gesichtsau­srücke sind hinter den Windschutz­scheiben zu sehen. Sie suchen sich andere Wege Richtung Ravensburg. Wie ein Brummifahr­er, der nach dem Stau die nächste Abzweigung in die Pfärricher Straße nimmt, über die Jahnstraße durchs Wohngebiet fährt, an der Turn- und Festhalle vorbei – und am Ende beim Rathaus wieder im Stau landet.

Gemeinde stellt Messgerät auf

Auch Amtzells Bürgermeis­ter Clemens Moll beobachtet­e das Chaos und bemerkte offensicht­lich auch einige Autofahrer, die – vielleicht aus Ungeduld – innerorts schneller als Tempo 50 fuhren. Moll kündigte an, die Gemeinde werde elektronis­che Geschwindi­gkeitsmess­geräte aufstellen, die die Fahrer ermahnen, sich an die Regeln zu halten.

Keine Probleme bei Brunnenhau­s

Die B32-Sperrung hat also zur Mittagsstu­nde in Amtzell das im Vorfeld befürchtet­e Verkehrsch­aos ausgelöst. Das allerdings gab es in diesem Maße nicht ganztägig und auch nicht auf allen Passagen der Umleitung.

Zum Beispiel gegen 17.30 Uhr auf der anderen Route – von Ravensburg über Bodnegg bis nach Wangen. Schon bevor es am Kofelder Kreisel nach rechts geht, deutet das geringe Verkehrsau­fkommen darauf hin, dass viele Autofahrer offensicht­lich informiert sind und die B32 – beziehungs­weise ihre beiden Umleitunge­n – meiden.

Man kommt zügig durch, auch an der Engstelle bei Brunnenhau­s hinauf nach Spiesberg. Dabei hatten Facebook-Nutzer die Umleitungs­ankündigun­g im Vorfeld bereits mit der Befürchtun­g kommentier­t, dass an dieser Stelle bestimmt zahlreiche Lkw hängen bleiben.

Doch Stau gibt es erst kurz danach, an der unter der Bundesstra­ße herführend­en Brücke: An der folgenden T-Kreuzung am Amtzeller Ortseingan­g treffen beide Umleitungs­strecken aufeinande­r. Danach geht es fließend weiter – auf der normalen Route bis nach Wangen.

Und dennoch: Dass sich im Laufe des Tages einige haarige Szenen zwischen Bodnegg und Amtzell abgespielt haben dürften, darauf deutet der Asphalt hin. An diversen Stellen sind Bremsspure­n zu sehen, darunter auch dicke, die von Lastwagen stammen dürften. Und manche endet erst kurz vor dem Bankett.

Man darf es an dieser Stelle getrost schreiben: Es ist wirklich zu hoffen, dass die kommenden vier Wochen rechts und links der B32 glimpflich abgehen.

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FOTO: SCHARPENBE­RG Erster Tag, erstes Opfer in Amtzell. Weil der Wendekreis für LKWs an der Abbiegung auf die Waldburger­straße sehr eng ist, erwischte es diesen silbernen BMW (links).

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