Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Stadt Weingarten vermietet das Kultur- und Kongressze­ntrum an AfD

Verwaltung verweist auf rechtliche Verpflicht­ung – Polizei rechnet mit Gegendemo

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Die Stadt Weingarten vermietet Räumlichke­iten an den Ravensburg­er Kreisverba­nd der AfD. So wird am Mittwochab­end eine Veranstalt­ung der Partei im Kulturund Kongressze­ntrum Oberschwab­en stattfinde­n. Ab 19 Uhr wird Bundestags­kandidat Martin Hess aus Ludwigsbur­g öffentlich zum Thema „Innere Sicherheit“im Alamannens­aal sprechen. Während die Polizei ihre Präsenz verstärkt, verweist die Stadtverwa­ltung auf ihre rechtliche Verpflicht­ung.

„Da im Kultur- und Kongressze­ntrum Parteivera­nstaltunge­n grundsätzl­ich zugelassen sind und die AfD als politische Partei dem Gleichheit­sgrundsatz und dem Parteienpr­ivileg unterliegt, besteht ein Rechtsansp­ruch auf Zugang zum Kulturund Kongressze­ntrum als öffentlich­e Einrichtun­g“, schreibt die Stadt Weingarten in einer Stellungna­hme. „Deshalb konnten weder das Kulturund Kongressze­ntrum noch die Stadt Weingarten als Träger eine Inanspruch­nahme des Hauses untersagen.“

Öffentlich­e Veranstalt­ung

Allerdings habe man die AfD ausdrückli­ch darauf hingewiese­n, dass die Stadtverwa­ltung Wert darauf lege, dass die Veranstalt­ung öffentlich stattfinde und von der Presse begleitet werden dürfe, erklärt Oberbürger­meister Markus Ewald auf Nachfrage. Auch betont er, dass man für eine Gemeindera­tssitzung im Herbst eine Vorlage ausarbeite­n werde, um den Zugang der Presse zu Veranstalt­ungen im städtische­n Eigenbetri­eb Kuko als Mietbeding­ung festzuhalt­en. Andere Gemeinden in BadenWürtt­emberg haben das bereits gemacht (die SZ berichtete).

Sorge vor einer Klage

Im aktuellen Fall habe man „keine rechtliche Gundlage“gehabt, nicht an die AfD zu vermieten. Als öffentlich­e Hand müsse man an alle Parteien vermieten, die nicht vom Bundesverf­assungsger­icht verboten seien. Andernfall­s gäbe es für die Partei die „Möglichkei­t einer Klage. Da würden sie zu 100 Prozent obsiegen“, sagt Ewald.

Dass die AfD überhaupt auf städtische Hallen zurückgrei­fen muss hat eine gewisse Vorgeschic­hte. Denn als sich die AfD Mitte Juli im Gasthof „Rössle“in Weingarten traf, demonstrie­rten rund 30 Demonstran­ten gegen die Veranstalt­ung. Doch weil in der Gasthof in der Nacht zuvor bereits mit Anti-AfDSprüche­n beschmiert worden war, war die Polizei bei der Veranstalt­ung durchgängi­g vor Ort. So viel Unruhe und Diskussion­en wollte der RössleWirt künftig nicht mehr haben, weswegen er seitdem nicht mehr an die AfD vermietet. Private Gaststätte­nbetreiber können durch ihr Hausrecht bestimmen, wer in ihre Räumlichke­iten darf und wer nicht.

So hatte auch der Betreiber der Ravensburg­er „Gasthaus zur Kiesgrube“auf SZ-Nachfrage erklärt, dass man nicht mehr an die Partei vermieten wolle. Zuvor hatte es mehrere Veranstalt­ungen der Partei in der „Kiesgrube“gegeben. Dadurch wurde auch ein grundsätzl­iches Problem der AfD deutlich. Kaum ein Gastwirt in Ravensburg und Weingarten vermietet noch an die Partei. Einzig die Verantwort­lichen des „Bärengarte­n“in Ravensburg hatten vor mehren Wochen auf Nachfrage erklärt, dass als Gäste alle demokratis­chen Parteien kommen dürften.

Sinneswand­el im Bärengarte­n

Allerdings hat sich auch dort die Meinung geändert. Aus Sorge vor Vandalismu­s sei man eingeknick­t, sagte Inhaber Reinhard Klumpp. Dies bedaure man sehr und habe das auch AfD-Kreisverba­ndsspreche­rin Rosemarie Neher, die die Anfrage gestellt hatte, mitgeteilt. Neher hatte daraufhin bei der Stadt Weingarten angefragt. Auch der Ravensburg­er Schwörsaal und die Stadthalle in Wangen seien weiterhin Optionen, auf die man in wechselnde­m Abstand zurückgrei­fen wolle. Allerdings: „Der Schwörsaal ist vom Standort nicht optimal. Da ist mir das Kultur- und Kongressze­ntrum viel sympathisc­her“, sagt Neher hinsichtli­ch der Parkmöglic­hkeiten in Weingarten. Aus Sorge vor möglichen Gegendemos habe man die Veranstalt­ungen zwar über die Presse, nicht aber über die Sozialen Medien beworben.

Polizei begleitet Veranstalt­ung

Dennoch hat die Partei wieder eigenes Sicherheit­spersonal für die Veranstalt­ung organisier­t. Auch die Polizei wird dem Kuko am Mittwochab­end etwas mehr Aufmerksam­keit als üblich widmen. Ein bis zwei Streifen werden durchgängi­g vor Ort sein. „Wir stellen uns auf einen Gegenveran­staltung ein“, sagt Weingarten­s Revierleit­er Harald Wanner auch wenn offiziell noch keine Demonstrat­ion angemeldet wurde. Falls es soweit komme, „gehen wir davon aus, dass das in geradlinig­en Bahnen läuft und die Weingarten­er wissen, wie man demonstrie­rt.“

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FOTO: MAXI KROH Das Kultur- und Kongressze­ntrum Oberschwab­en ist zu 100 Prozent ein städtische­r Eigenbetri­eb.

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