Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Der Dialog war fair, und er hat funktioniert“
Konfliktmanager Christoph Ewen äußert sich zum Ende der „Dialoggruppe Windkraft“am Standort Bad Waldsee
BAD WALDSEE - Mit Christoph Ewen aus Rottenburg hat sich die Stadt Bad Waldsee im Vorfeld ihrer Planungen für den „Windpark Tannenbühl“einen Konfliktmanager des „Forums Energiedialog“ins Boot geholt. Die dafür gegründete „Dialoggruppe Windkraft“stellte ihre Arbeit mit Verweis auf „die Verzögerung des Windenergieprojektes der Stadtwerke“inzwischen jedoch ein. Für die „Schwäbische Zeitung“sprach Sabine Ziegler mit Ewen über die Gründe.
Herr Ewen, die Dialoggruppe sollte Kommunen bei der Umsetzung der Energiewende zur Seite stehen und den fairen Dialog fördern. Am Standort Bad Waldsee hat das nicht so ganz geklappt, warum?
Das sehe ich anders: Der Dialog war fair, und er hat funktioniert. Wir hatten zwei sehr konstruktive Sitzungen der Dialoggruppe, eine spannende Bürgerinformationsveranstaltung im Januar, eine aufschlussreiche Exkursion im März und die Einladung zum Expertengespräch „Infraschall“nach Mengen-Rosna im Juni. Das mit der Kommune besprochene Ziel war, mit dem Dialog dazu beizutragen, dass Gemeinderat und Bürgerschaft möglichst objektiv informiert sind. Ich meine, dass wir das erreicht haben.
Sie treten seit 30 Jahren bei öffentlichen Umweltkonflikten routiniert auf den Plan. Warum streiten die Parteien in Sachen „Windkraft“so heftig miteinander?
Die Diskussion um die Windenergie in Baden-Württemberg ist in der Tat schwierig. Das war ja auch ein Anlass dafür, das „Forum Energiedialog“einzurichten. Eine Herausforderung, die ich aber auch aus anderen Konflikten kenne: Die Positionen sind zunehmend polarisiert. Es geht hier jedoch nicht um Schlichtung oder Kompromissfindung. Das genannte Forum hat das Ziel, die Gemeinderäte dabei zu unterstützen, dass sie auf gut informierter Basis entscheiden können.
Ist die von Ihnen benannte „Verzögerung des Windenergieprojektes Bad Waldsee“ein hausgemachtes Problem?
Die Verzögerung ist an sich kein Problem. Auch an anderen Standorten dauert es mitunter länger, bis man sich entschieden hat. Nur hat das „Forum Energiedialog“den Auftrag, viele Kommunen zu unterstützen – und man muss deshalb auf Gleichbehandlung achten. Wir rechnen in der Regel mit einem Unterstützungszeitraum von einem halben Jahr. In Bad Waldsee haben wir bereits eine Menge Arbeit geleistet, so dass wir in Absprache mit unserem Auftraggeber, dem Umweltministerium in Stuttgart, das Engagement nach einem Dreivierteljahr gestoppt haben.
Was hätten die Stadtwerke Bad Waldsee nach Ihrer Meinung besser machen können im Hinblick auf die öffentliche Diskussion zum „Windpark Tannenbühl“?
Die Stadtwerke Bad Waldsee haben sich auf den Dialog eingelassen. Sie haben in den Sitzungen der Dialoggruppe die verfügbaren Informationen zu „Windhöffigkeit“und Vogelschutz bereitgestellt. Und sie standen bei der Bürgerinformationsveranstaltung sowie bei der Exkursion für Auskünfte zur Verfügung. Ich fand das in Ordnung.
Bei den Mitgliedern der örtlichen Dialoggruppe sorgte Ihre gemailte Kurzmitteilung zum Ende der Dialoggruppe für Irritationen. Warum haben Sie nicht den direkten Weg gewählt und ein letztes Treffen anberaumt?
Das hätte man vielleicht besser tun sollen. Vor allem auch, um mich zu bedanken für die engagierte und wertschätzende Arbeit der Beteiligten. Dass sich Gemeinderäte, Vertreter von Bürgerinitiativen und Naturschutzverbänden, der Projektierer sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger auf einen solchen Austausch einlassen, ist nicht selbstverständlich.