Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Mögliches Diesel-Fahrverbot in der Kritik
Reaktion vieler Leser auf Vorstoß der Deutschen Umwelthilfe fällt drastisch aus
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RAVENSBURG - Wird die Stadt Ravensburg bald frei von Diesel-Fahrzeugen sein? Nicht allen Lesern der „Schwäbischen Zeitung“gefällt dieser Gedanke. Wir haben ein paar Reaktionen gesammelt und den Streit um die Luftqualität nochmals zusammengefasst.
Wie berichtet, denkt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) über rechtliche Schritte nach, um so eine bessere Luftqualität zu erreichen. Gegen insgesamt 14 Städte im Südwesten richtet sich die Warnung – auch Ravensburg gehört zu den Städten, die den Stickstoffdioxid-Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahr 2016 überschritten haben.
Eine im vergangenen Jahr von der Stadt Ravensburg in Auftrag gegebene Messung der Prüfgesellschaft Dekra hatte einen Jahresmittelwert von 52 Mikrogramm ergeben. Die Folge: Ravensburg soll einen Luftreinhalteplan bekommen. Vorschläge dafür werden derzeit in Absprache mit dem Regierungspräsidium in Tübingen erarbeitet. Jeder Bürger könne sich daran beteiligen, heißt es dort. Bürgermeister Dirk Bastin brachte zu Beginn der Implementierung im März gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“unter anderem kostenlose Parkplätze für E-Autos, Mooswände, günstigere Tickets für den öffentlichen Nahverkehr oder eben Fahrverbote ins Spiel. Auch in den unterschiedlichen Fraktionen des Gemeinderats sind Fahrverbote in unterschiedlicher Ausgestaltung kein Tabuthema.
Doch sind diese wirklich realisierbar? Es gebe keine Denkverbote, so Simon Blümcke, der Erste Bürgermeister der Stadt Ravensburg. Für die überwiegende Mehrheit unserer Leser stellt sich diese Frage allerdings kaum. Sie lehnen ein DieselFahrverbot aus vielerlei Hinsicht ab. So bemängelt beispielsweise Manfred B. auf der Facebook-Seite der „Schwäbischen Zeitung“, dass ein Fahrverbot kaum zu kontrollieren sei. Vielmehr solle endlich die Umgehungsstraße fertig gebaut werden, damit sich die Vielzahl von Autos nicht täglich durch Ravensburg quälen müsste.
Einen anderen Einwand bringt die Facebook-Nutzerin Susanne N. ins Spiel: Durch eine nicht aufeinander abgestimmte Ampelschaltung würden eine Vielzahl von Fahrzeugen mit laufendem Motor gleichzeitig an mehreren roten Ampeln stehen, meint sie. Darunter seien auch Müllwägen, Busse oder Lastwagen. Gelte für diese Diesel-Fahrzeuge dann eine Ausnahmegenehmigung und der kleine Bürger würde in die Röhre schauen, prangert Gilla B. fragend an. Leser Reinhold J. denkt bereits an die Folgen, die speziell für den Einzelhandel fatal sein könnten, wenn Autofahrer zum Einkaufen nicht mehr nach Ravensburg fahren, sondern lieber das Internet nutzen.
Und so bleiben viele Fragen offen. Speziell Besitzer von DieselFahrzeugen sind unsicher, wie viele weitere Reaktionen in den sozialen Netzwerken zeigen. Der derzeit geplante Luftreinhalteplan sei zwar eine Möglichkeit der Stadt, die Sachlage zu beeinflussen. Doch eine Entscheidung für oder gegen Fahrverbote könne nicht die Sache einzelner Kommunen sein, so Blümcke weiter.