Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Italien ist geübt im Umgang mit dem Terror
A● ngesichts der Anschläge islamistischer Terroristen in Berlin, London, Paris, Brüssel, Barcelona und anderswo sorgen sich auch immer mehr Italiener um ihre Sicherheit. Vor allem die Hauptstadt Rom mit dem Vatikan stelle „für nicht wenige Radikalislamisten sicherlich ein ganz besonders rotes Tuch“dar, erklärt Giampiero Massoli. Massoli ist Generaldirektor des staatlichen Sicherheitsdienstes DIS, bei dem sämtliche Informationen des Inlands- und des Auslandsgeheimdienstes zusammenlaufen.
Rom präsentiert sich seit Monaten als militarisierte Stadt. Beim Kolosseum, bei den Kaiserforen, vor dem Petersplatz, den wichtigsten Basiliken und an den U-Bahn-Eingängen stehen panzerähnliche Fahrzeuge, schwer bewaffnete Soldaten schieben Wache. Anders als in Deutschland kommt das Heer in Italien auch im zivilen Bereich zum Einsatz. Dabei handelt es sich zum einen um vertrauensbildende Maßnahmen. Zudem werden damit auch wichtige Orte Roms kontrolliert, an denen sich jeden Tag besonders viele Menschen aufhalten.
Geheimdienste arbeiten zusammen
Dass Rom bislang vom Terror verschont geblieben ist, könnte mehrere Gründe haben. Seit den sogenannten bleiernen Jahren, in denen Linksextremisten Attentate verübten, arbeiten sämtliche Informationsdienste des Staates eng mit dem Innen- und Verteidigungsministerium zusammen. „Für uns in Italien ist diese Zusammenarbeit wesentlich“, so Giampiero Massoli, „denn wir haben auch innere Feinde, die organisierte Kriminalität, die ebenfalls in der Vergangenheit Attentate durchführte.“
Die Kooperation der Geheimdienste mit den entsprechenden Ministerien sowie der Polizei garantiert eine gründliche Kontrolle des italienischen Staatsterritoriums. In Italien ist es für Ermittlungsbehörden und Geheimdienste einfacher, das Telefonnetz anzuzapfen.
Im Unterschied zu anderen EUStaaten können in Italien abgehörte Telefongespräche auch als Beweise bei Prozessen genutzt werden. Geheimdienstexperten der italienischen Medien gehen davon aus, dass Italiens Telefonnetz ständig kontrolliert wird.
Zudem arbeiten die Geheimdienste an der Unterwanderung terroristischer Zellen. Sie wollen diese Zellen aufdecken, deren Mitglieder aber auch von einer Zusammenarbeit mit dem Staat überzeugen. Tatsache ist, dass Italiens Behörden durch den Kampf gegen die Mafia viel gelernt haben, um auch im Kampf gegen terroristische Zellen vorbereitet zu sein. „Die Techniken der Unterwanderung mafiöser Clans ist der Unterwanderung islamistischer Zellen nicht unähnlich“, sagt Arturo Varvelli, Terrorismusexperte italienischen Institut für Internationale Politik ISPI.
Ist Italien also besser aufgestellt für den Kampf gegen mögliche Anschläge als andere Staaten? Oder hat es bisher nur Glück gehabt? Für den Terrorismusexperten wie auch für den Geheimdienstchef vom DIS ist Italien gut vorbereitet, „aber in unsicheren Zeiten wie diesen“, so Varvelli, „spielt sicherlich auch Glück eine enorme Rolle“.