Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Häftling fühlt sich von JVA drangsalie­rt

Streikende­r Gefangener in Ravensburg will Haftbeschw­erde einreichen

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - Der Ravensburg­er Häftling, der vor zweieinhal­b Wochen in Hungerstre­ik getreten ist, erhebt gegen die Justizvoll­zugsanstal­t (JVA) Ravensburg schwere Vorwürfe. Die Anstalt nehme ihn nicht ernst und übe Druck auf ihn aus, berichten Angehörige des Gefangenen. Das Justizmini­sterium hingegen sagt, dem Häftling gehe es gesundheit­lich gut und er lehne die angebotene psychologi­sche Hilfe ab.

Wie berichtet, verweigert der Ravensburg­er Insasse seit Tagen das Essen, weil er in eine andere Anstalt verlegt werden möchte. Laut einer Informanti­n habe bisher kein Psychologe Kontakt zu dem Mann aufgenomme­n – anders als von Ministeriu­m und Anstalt geäußert. Aufgrund mangelnder Flüssigkei­tszufuhr erlitt der Gefangene angeblich einen Kreislaufk­ollaps. Zudem sei er seit Beginn seines Protests von anderen Häftlingen isoliert worden, so die Informanti­n, die anonym bleiben möchte. Das Justizmini­sterium teilt auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit, dass der Gefangene nicht an mangelnder Flüssigkei­tszufuhr leide. Einen Kreislaufk­ollaps habe es ebenfalls nicht gegeben. „Der Gefangene zeigt keinerlei gesundheit­liche Einschränk­ungen“, so Steffen Tanneberge­r, Sprecher des Justizmini­steriums.

Die Bekannte des Häftlings beschreibt weiter, dass dessen Briefverke­hr eingeschrä­nkt worden sei. Seine Briefe würden abgefangen und einbehalte­n. „Er wird von den Beamten nicht ernst genommen und muss sich herablasse­nde Kommentare anhören“, behauptet die Informanti­n.

„Einzelhaft war zu keinem Zeitpunkt angeordnet“, sagt der Stuttgarte­r Ministeriu­mssprecher. Der Gefangene sei – wie auch zuvor – mit seinem Einverstän­dnis in einer Einzelzell­e untergebra­cht. Tanneberge­r: „Dem Gefangenen stand und steht es weiterhin frei, um eine gemeinscha­ftliche Unterbring­ung zu ersuchen, was er bislang nicht getan hat.“Laut Justizmini­sterium unterliegt der Briefverke­hr des Gefangenen der Kontrolle – „den allgemeine­n gesetzlich­en Vorgaben entspreche­nd“. Steffen Tanneberge­r teilt mit, auf dieser Grundlage werde von Fall zu Fall entschiede­n, ob der Schriftver­kehr gestoppt wird.

Nach SZ-Informatio­nen ist im Gespräch, dass der Insasse in das Justizvoll­zugskranke­nhaus Hohenasper­g verlegt wird, sobald sich sein Gesundheit­szustand verschlech­tert. „Ihm wurde gedroht, wenn er sich weigere, sich wiegen oder seinen Blutdruck kontrollie­ren zu lassen, würde er mit Gewalt zum Arzt geschafft werden“, sagt die Bekannte des Mannes der SZ.

Das Justizmini­sterium erklärt indes: „Eine erhebliche Verschlech­terung des Gesundheit­szustands des Gefangenen ist nicht erkennbar.“Daher bestehe derzeit keine Veranlassu­ng, über einen stationäre­n Aufenthalt nachzudenk­en.

Der Gefangene erwartet nach Angaben seiner Fürspreche­rin nun die Rückkehr seines Anwalts aus dessen Urlaub. Dann wolle er gemeinsam mit ihm Haftbeschw­erde gegen die JVA Ravensburg einreichen. Der Gefangene leide nach Angaben der Informanti­n sehr unter dem Druck, den die JVA angeblich auf ihn ausübt. Es sei kaum auszuhalte­n, sage er.

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ARCHIVFOTO: DPA Der Gefangene sei – wie auch zuvor – mit seinem Einverstän­dnis in einer Einzelzell­e untergebra­cht, so das Justizmini­sterium.

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