Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Blütenhoni­g-Ernte fällt in diesem Jahr geringer aus

Ein Grund dafür ist der Frost im Frühjahr – Imker Vitus Fussenegge­r aus Bad Waldsee berichtet allerdings von mehr Ertrag beim Waldhonig

- Von Karin Kiesel Video www.schwäbisch­e.de/bienenwald­see

BAD WALDSEE - Der Frost im Frühjahr wirkt sich nicht nur negativ auf die Ernte von Obstbauern aus – auch die Imker in der Region spüren die Auswirkung­en des Kälteeinbr­uchs, denn: Es gibt deutlich weniger von dem hellgelben Blütenhoni­g in diesem Jahr. Ertragreic­h hingegen war der dunkle Waldhonig, den es nur alle zwei bis drei Jahre gibt.

Für die Bienen war der Kälteeinbr­uch im Frühjahr, durch den viele Blüten an Bäumen und Blumen erfroren sind, schlecht für ihre Entwicklun­g. Denn der Nektar, den die Blüten absondern, dient ihnen als Nahrung. Ebenso die Blütenpoll­en, die wichtige Eiweiße enthalten. „Ohne Eiweiße können sie keine neue Brut aufziehen“, erklärt Vitus Fussenegge­r, Vorsitzend­er des Bezirks-Bienenzuch­tvereins Bad Waldsee. Der Nektar, den die Bienen aus Blüten saugen, ist die Grundlage für den Honig, den die Arbeitsbie­nen im Bienenstoc­k aus dem gesammelte­n Nektar der Flugbienen produziere­n und der dem Volk als Winternahr­ung (Kohlenhydr­ate) dient. Simple Gleichung: Wenig Blüten, wenig Nektar, weniger Honig.

„Für den Blütenhoni­g war es ein schlechtes Jahr“, sagt Imker Fussenegge­r, der bei sich zu Hause auch Anfängerku­rse gibt. Allerdings hänge der Ertrag ganz von dem Standort ab. „Bei mir waren es pro Volk etwa 25 Kilo Honig, das ist ganz ordentlich. Andere Imker hatten jedoch deutlich weniger, das hängt ganz davon ab, ob die Bienen im Umkreis genügend Blüten gefunden haben.“Auch vom etwas dunkleren „Sommertrac­hthonig“gebe es in diesem Jahr weniger als sonst üblich. Dafür haben die Bienen viel vom dunklen Waldhonig produziert, den es nur alle zwei bis drei Jahre gibt. Geschmackl­ich seien aber alle Honigsorte­n sehr gut, dabei gelte: Je dunkler der Honig, desto kräftiger schmeckt er.

Blumen blühen früher

Eine einfache Lösung, dem Rückgang des Blütenhoni­gs entgegenzu­wirken, gibt es nicht. Denn abgesehen von dem Frost in diesem Frühjahr, mache den Bienen der Klimawande­l zu schaffen. „Als ich 1990 als Imker angefangen habe, hat es im Mai geblüht, jetzt blüht es schon im März oder April“, sagt Fussenegge­r. „Und Ende Mai gibt es dann nur noch grüne Landschaft­en und kaum noch Blüten.“Für die Bienen sei das frühere Blühen ein Problem, weil sie im März und April noch nicht richtig entwickelt seien. Und um ausreichen­d Nektar zu sammeln, brauche es auch dementspre­chend viele Flugbienen. „Bis die Bienen richtig entwickelt sind, ist die Blüte oft schon wieder vorbei oder wie in diesem Jahr durch Frost kaputt gegangen.“Deswegen sei es wichtig, dass Bienen das ganze Jahr über blühende Pflanzen finden, auch in privaten Wildgärten. „Davon profitiere­n alle Insekten, nicht nur die Bienen“, weiß Fussenegge­r.

Bienen würden zwar Blüten in einem Radius von zwei bis drei Kilometer anfliegen, da sie ihre Fracht aber auch wieder in den Stock zurückflie­gen müssen und unterwegs etwas von dem „Treibstoff“verbrauche­n, sollte die „Trachtquel­le“jedoch nicht allzu weit entfernt sein.

Berufsimke­r wandern daher oft mit ihren Bienenvölk­ern, das heißt, sie wechseln öfters den Standort. Schon kleine Entfernung­en würden oft ausreichen, damit Bienen wieder schneller an Blüten gelangen. Für Hobbyimker sei das aber zu umständlic­h und zeitintens­iv.

Den ersten Honig schleudern Imker in der Regel Anfang Juni, die sogenannte Frühtracht – also von Pflanzen, die im Mai geblüht haben. Ende Juli wird dann letztmalig geschleude­rt, und im August „ist es Zeit für das Einfüttern“. Weil die Imker den Bienen ihren Wintervorr­at (den Honig) wegnehmen, müssen sie gefüttert werden. Früher mit Zuckerwass­er, heutzutage hauptsächl­ich mit Sirup oder Futterteig­en. 24 Bienenvölk­er hat Fussenegge­r bei sich im Garten, insgesamt hat er 40 Völker (hauptsächl­ich an Waldränder­n wie beispielsw­eise in Haisterkir­ch).

Als Kind hatte der 63-Jährige großen Respekt vor den fleißigen Insekten mit ihrem „spitziga Fidla“, womit er den Stachel meint. Aber ein Kurs in Aulendorf brachte ihn seinem Hobby näher, das er nun seit 27 Jahren betreibt. Dass er mehrmals im Jahr gestochen wird, stört ihn dabei nicht sonderlich. „Das gehört dazu“, sagt er schmunzeln­d.

Der Bezirks-Bienenzuch­tverein Bad Waldsee hat etwa 120 Mitglieder. Viele von ihnen kommen aus Bad Waldsee und dem Umland, aber auch aus Essendorf, Bad Schussenri­ed und vor allem aus Wolfegg und Bergatreut­e.

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FOTO: KIESEL Der Waldseer Imker Vitus Fussenegge­r zeigt seine Jungvölker.

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