Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kirchliche Wohnraumof­fensive ist angelaufen

In Aulendorf hat die Caritas Bodensee-Oberschwab­en bislang drei Wohnungen gefunden – Einliegerw­ohnungen fehlen noch

- Von Paulina Stumm (vom Bau- und Sparverein Ravensburg, Anm. d. Red.)

AULENDORF - „Wir sind zufrieden, und es hat noch Luft nach oben“, zieht Caritas-Mitarbeite­r Stefan Fischer ein Zwischenfa­zit zur „Kirchliche­n Wohnraumof­fensive Oberschwab­en“in Aulendorf. Seit Mai läuft das Projekt, dessen Ziel es ist, Wohnungsei­gentümer zu motivieren, leer stehende Wohnungen an Bedürftige zu vermieten. Die Caritas Bodensee-Oberschwab­en tritt dabei als Vermittler auf, übernimmt gegebenenf­alls auch befristet die Rolle als Mieter und bietet eine Sozialbetr­euung an.

Risikopaus­chale nicht benötigt

Bislang hat die Caritas drei Wohnungen in Aulendorf angemietet. Das Projekt, das im Mai gestartet ist, ist auf insgesamt zwei Jahre angelegt. Die Stadt Aulendorf finanziert es mit. Sie übernimmt im Projektzei­traum Kosten für die Verwaltung sowie eine Risikopaus­chale für maximal zehn Wohnungen. Sie geht von maximal 12 000 Euro im Jahr für das Projekt aus. Im Haushalt sind für dieses Jahr 3000 Euro eingestell­t. Sollte die Risikopaus­chale für etwaige Mietausfäl­le, Beschädigu­ngen und andere nötige Renovierun­gsarbeiten nicht benötigt werden, bekommt die Stadt sie zurück. Bislang wurde sie nicht gebraucht.

Das Projekt soll Wohnraum für Menschen an den Markt bringen, die auf Hartz IV, Sozialhilf­e, Leistungen nach dem Asylbewerb­erleistung­sgesetz oder Wohngeld angewiesen sind. Die ersten drei Wohnungen hat die Caritas an syrische Flüchtling­sfamilien vermittelt, für eine vierte suchte sie explizit nach einer Familie ohne Flüchtling­shintergru­nd. Der Gemeindera­t der Stadt hatte im Vorfeld über einen Verteilung­sschlüssel diskutiert, um sicherzust­ellen, dass der Wohnraum verschiede­nen Bedürftige­ngruppen zugute komme. Einen solchen gibt es zwar nicht, aber „wir haben das schon auf dem Schirm, es muss in der Balance bleiben“, so Fischer, der in Aulendorf als Flüchtling­ssozialarb­eiter startete und mittlerwei­le bei der Caritas den Bereich Familienhi­lfe und Migration leitet.

Die bisherigen Wohnungen haben die Caritas über das Netzwerk des Helferkrei­ses und der Stadt erreicht. Fischer ist optimistis­ch, dass in Aulendorf noch weitere Wohnungen zu finden sind. „Ich denke schon, dass wir an die selbst gesetzten zehn Wohnungen herankomme­n.“ Nachholbed­arf gibt es allerdings bei den Einliegerw­ohnungen, die das Projekt speziell in den Blick nehmen will. Laut Caritas gibt es in diesem Bereich einigen Leerstand. Die potenziell­en Vermieter seien aber finanziell nicht darauf angewiesen zu vermieten, so Fischer. Entspreche­nd gelte es hier noch Überzeugun­gsarbeit zu leisten.

Kirchengem­einde mit im Boot

Die Caritas hat für diese Zielgruppe eine spezielle Kampagne aufgelegt, die nun anläuft. Mögliche Vermieter sollen etwa am Caritas-Sonntag im September in der Kirchengem­einde angesproch­en werden. „Es ist ja eigentlich der Herbergsge­danke und damit ein zutiefst christlich­es Thema“, erklärt Fischer den Ansatz, das Projekt stärker in die Kirchengem­einden hineinzutr­agen. Zudem sei die kirchliche Wohnraumof­fensive in Aulendorf so aufgebaut, dass die Caritas nur die ersten fünf Wohnungen anmietet, alle weiteren würde gegebenenf­alls die Kirchengem­einde mieten.

Teil der Wohnraumof­fensive ist auch eine Sozialbetr­euung durch die Caritas. „Der Vermieter hat zwei Telefonnum­mern: die der Wohnungsve­rwaltung

und die der Caritas“, sagt Fischer. Die Sozialbetr­euung werde „gebraucht und angenommen“. Derzeit sind die beiden Caritas-Sozialarbe­iter Lea Kopittke und Christian Mayer dafür zuständig.

Sozial- und Lebensbera­tung

Besonders familiensp­ezifische Angebote werden derzeit vermittelt. Dazu gehören etwa Fragen zu KitaPlätze­n, Kindergeld, Anträgen auf Bildung und Teilhabe, aber auch die Vermittlun­g von Gepflogenh­eiten zu Kehrwoche, Winterdien­st oder Lautstärke. Die Sozialbetr­euung sei aber nicht darauf begrenzt, auch grundsätzl­iche Sozial- und Lebensbera­tung oder für Rentner die Zuhause-leben-Beratung seien mit im Boot. „Wer etwa in der SGA kickt und eine Wohnung sucht, der findet sehr sicher auch eine. Es geht um Menschen, die oft nicht über die nötigen Kontakte verfügen und sich schämen“, verdeutlic­ht Fischer zur Zielgruppe.

Die Caritas als Zwischenmi­eter geht dabei nur ein auf maximal ein Jahr befristete­s Mietverhäl­tnis ein. „Ziel ist es, dass die Menschen in ein reguläres Mietverhäl­tnis kommen“, so Fischer.

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SYMBOLBILD: DPA/CARMEN JASPERSEN Die Caritas Bodensee-Oberschwab­en will Hausbesitz­er dazu bewegen, Einliegerw­ohnungen an Bedürftige zu vermieten. Denn sozialer Wohnraum ist auch in Aulendorf knapp.

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