Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Für Sie●gelesen
Martin Suter wäre wohl nicht Martin Suter, wenn es nicht früher oder später ein Gläschen Veuve Clicquot gäbe, selbst für die, die ganz unten sind und unter der Brücke schlafen müssen. Den Hang zur guten Lebensart, zum gediegenen Luxus verhehlt der Schweizer Bestsellerautor auch in seinem neuesten Werk nicht. Fans können sich ein Schmunzeln kaum verkneifen.
Denn eigentlich geht es in seinem neuesten Werk um etwas ganz anderes, nämlich um die Frage: Was würde passieren, wenn es irgendwo auf der Welt gelänge, mittels Gentechnologie, genügend Geld und krimineller Energie einen winzigen rosaroten Elefanten zu kreieren? Eine Sensation, eine Grenzüberschreitung, ein Unding. Und was wäre weiter, wenn das merkwürdige
Tier einem völlig Unbedarften in die
Hände fiele, wie eben dem Obdachlosen Schoch, der das Elefäntchen quasi adoptiert und vor skrupellosen Wissenschaftlern und Geschäftemachern retten will?
Genmanipulation – eigentlich ein ziemlich schwer verdauliches Thema. Aber nicht bei Suter. Was auch daran liegt, dass der Schweizer die ethischen Fragen und technischen Details nur streift und stattdessen sein Personal lieber durch die Kulissen scheucht, dass man sich fast an jene Gaunerkomödien der 1960erJahre erinnert fühlt, in denen der rosarote Panther gejagt wurde. Großzügig gönnt der Autor seinem gebeutelten Helden auch noch eine güldene Zukunft, während die Bösen ihr gerechtes Schicksal ereilt. Und so fühlt man sich auf den 350 Seiten routiniert konstruierter und mit leichter Hand erzählter Krimihandlung angenehm unterhalten. Schlaflose Nächte sind aber nicht zu befürchten, denn der Plot ist so leicht und skurril wie ein zwergpudelgroßer Elefant, der im Dunkeln freundlich rosa leuchtet.