Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Hammer-Schorsch“in seinem Element
Georg Grozer ist der entscheidende Faktor am Erfolg der Volleyballer bei der EM
KATTOWITZ (SID) - Eigentlich sollte längst Schluss sein. 2017 wollte sich Georg Grozer endlich mehr um die Familie kümmern, doch dann klingelte das Telefon. „Wenn so eine Persönlichkeit, die als Spieler und als Trainer so unglaublich viel geleistet hat, dich bittet, da kann man nicht Nein sagen“, sagte Grozer über den „folgenschweren“Anruf von Volleyball-Bundestrainer Andrea Giani.
„Ich bin sehr froh, dass ich wieder dabei bin“, sagte der Starangreifer dann auch. Und dass der 32-jährige Routinier bei der EM in Polen für die deutschen Volleyballer schmettert, ist nicht nur für Giani ein Glücksfall.
In den beiden Vorrundenspielen, in denen Grozer zum Einsatz kam, war er bester Punktelieferant des Teams. Auch ihm ist es zu verdanken, dass die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) im Viertelfinale steht und von der ersten deutschen EM-Medaille bei den Männern träumen darf.
In Polen ist nicht nur die außergewöhnliche Schlaghärte von „Hammer-Schorsch“gefragt: Grozer soll die jungen Talente führen, ihnen Sicherheit verleihen, der Fels in der Brandung sein, wenn es mal schwierig wird oder der Druck zu groß.
Besonders mit Simon Hirsch, der Nummer 2 auf seiner Position, verbindet Grozer viel. „Wir haben ein unglaublich gutes Verhältnis, darüber bin ich sehr froh. Es gibt zwischen uns keine Konkurrenz, wir unterstützen uns gegenseitig“, sagt Grozer. Auch EM-Debütant Hirsch genießt die Zusammenarbeit: „Der Mann ist einfach nur überragend.“
Grozer nimmt seine Rolle als Vorbild sehr ernst, auch wenn die Belastung dadurch höher ist. „Das ist natürlich eine harte Kombi für die Älteren, man muss selber seine Bestleistung abrufen und die Jüngeren pushen.“
Bislang meistert der 158-malige Nationalspieler seine Aufgaben mit Bravour. Doch der Druck steigt. In Kattowitz, wo Grozer und Co. 2014 mit WM-Bronze den größten Erfolg in der Verbandsgeschichte feierten, steht am Donnerstag das Viertelfinale gegen Tschechien an.
EM-Medaille fehlt noch
Gelingt der Sprung zur Endrunde in Krakau, bleiben Grozer nur ein paar wenige kostbare Tage zu Hause in Moers. Dann geht es zurück zum russischen Club Nowosibirsk. „Das bin ich ja schon so gewohnt, das ist nun mal mein Job“, sagt der Familienvater. „Natürlich versuche ich, so viel Zeit wie möglich mit meinen Kindern zu verbringen, aber ich muss auch packen. Da muss ich wirklich gut überlegen, denn es kann sein, dass ich die ganze Saison nicht mehr nach Hause komme.“
Den Töchtern Leana (9) und Loreen (7) bleibt der Papa in den kommenden Monaten wieder nur via Skype oder WhatsApp. Trotzdem hat sich der älteste Spross nach Abstechern zur Leichtathletik und zum Basketball für Volleyball entschieden – und führt die Tradition nun schon in der vierten Generation fort.
Grozers ganze Familie ist volleyballverrückt. Begonnen hatte alles mit der Großmutter mütterlicherseits, Georg Senior spielte erfolgreich in der Nationalmannschaft, die jüngere Schwester Dora hat mittlerweile auch den Sprung in die DVVAuswahl geschafft. Und Bruder Tim (18) gilt als eines der größten deutschen Talente und spielt in der Bundesliga beim TV Rottenburg.
Eine EM-Medaille fehlt in der Trophäensammlung der Familie noch – Georg Junior könnte es in den kommenden Tagen richten.