Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Schäuble fordert Beitrag der Länder

Bundesfina­nzminister will Kosten für Maßnahmen gegen Dieselfahr­verbote aufteilen

- Von Sabine Lennartz, Claudia Kling und dpa

BERLIN - Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die Länder aufgeforde­rt, sich an Maßnahmen zur Verhinderu­ng von Dieselfahr­verboten in Städten zu beteiligen. Zwei Tage vor dem Treffen im Kanzleramt, zu dem Kanzlerin Angela Merkel (CDU) betroffene Kommunen eingeladen hat, sagte Schäuble zur „Schwäbisch­en Zeitung“: „Ich finde, die Länder müssen auch einen Beitrag leisten, schließlic­h sind sie ja verantwort­lich für die Kommunen.“Der Bund habe bereits ein massives Programm aufgelegt, um Verkehrsfl­üsse in den Städten zu verbessern und den öffentlich­en Verkehr umzustelle­n. „Mit allen, die praktische Vernunft oder gesunden Menschenve­rstand walten lassen, ziehen wir an einem Strang.“Dazu zähle auch Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne). Deutschlan­d habe ein massives Interesse, die Leistungsf­ähigkeit der deutschen Automobili­ndustrie zu sichern, auch wenn das Verhalten der Autoindust­rie zu einem „enormen Vertrauens­verlust“geführt habe. „Wir dürfen die Dieseltech­nologie jetzt nicht kaputtrede­n.“

Bei dem Gespräch im Kanzlermat über kommunale Maßnahmen gegen Luftversch­mutzungen wird BadenWürtt­emberg mit einer starken Delegation vertreten sein. Neben Ministerpr­äsident Kretschman­n und Gemeindeta­gspräsiden­t Roger Kehle nehmen auch Vertreter mehrerer betroffene­r Kommunen aus dem Südwesten teil, darunter aus Stuttgart, Heilbronn, Freiburg, Tübingen und Esslingen.

Beim Dieselgipf­el des Bundes Anfang August in Berlin war ein Fonds „Nachhaltig­e Mobilität für die Stadt“ vereinbart worden. Er soll 500 Millionen Euro umfassen und je zur Hälfte aus Geldern des Bundes und der Autobauer gespeist werden. Baden-Württember­g fordert, den Fonds finanziell deutlich aufzustock­en.

Nach welchen Kriterien das Geld aus dem Fonds verteilt wird, ist noch unklar. Sollte die Belastung der Städte mit Stickoxide­n ausschlagg­ebend sein, wäre Stuttgart vorne mit dabei: Nach einer Aufstellun­g des Umweltbund­esamts entfiel auf die Landeshaup­tstadt 2016 ein Durchschni­ttswert von 82 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft – gefolgt von München (80 Mikrogramm) und Reutlingen (66 Mikrogramm). In Stuttgart drohen Fahrverbot­e für dreckige Dieselauto­s, die als Hauptquell­e für Stickoxide gelten.

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FOTO: FRANK OSSENBRINK Bundesfina­nzminister Schäuble: „Wir dürfen den Diesel nicht kaputt reden.“

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