Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Russisches Atomprogra­mm beunruhigt Nato

Allianz hält es für möglich, dass Moskau gegen ein Rüstungsab­kommen verstoßen hat

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BRÜSSEL (dpa) - Innerhalb der Nato wird darüber nachgedach­t, wie auf einen möglichen Verstoß Russlands gegen ein Abkommen über nukleare Mittelstre­ckensystem­e reagiert werden könnte. Nach Informatio­nen von „Süddeutsch­er Zeitung“, NDR und WDR wurde im Bündnis dazu ein als geheim eingestuft­es Papier an die Mitgliedss­taaten übermittel­t. Es soll insgesamt 39 Optionen auflisten.

Zum Beispiel sei von der Möglichkei­t die Rede, die nukleare Abschrecku­ng der Nato auszubauen, berichten die Medien. Zudem gebe es Empfehlung­en, mehr Frühwarnsy­steme zu installier­en, die U-Boot-Abwehr zu verstärken und strategisc­he USBomber der Typen B-2 und B-52 häufiger in Europa einzusetze­n.

Auch die Einsatzber­eitschaft jener Flugstaffe­ln in Europa zu erhöhen, die Atombomben abwerfen können, soll genannt werden. Zudem überlegten die Autoren, wie Russland an den Verhandlun­gstisch gebracht werden könnte, heißt es.

Ein Nato-Sprecher wollte am Freitag die Existenz der Papiere nicht bestätigen. Er bestätigte lediglich eine „ernste Besorgnis“der Allianz, und dass es innerhalb der Nato formelle Gespräche über die Einhaltung des sogenannte­n INF-Vertrages und mögliche sicherheit­spolitisch­e Konsequenz­en gegeben habe. Das Abkommen der USA mit Russland verbietet den Vertragspa­rtnern unter anderem den Bau und den Besitz landgestüt­zter atomar bewaffnete­r Marschflug­körper mit einer Reichweite von 500 bis 5500 Kilometern.

Die Vorwürfe, dass sich Russland nicht an das Abkommen aus dem Jahr 1987 hält, sind bereits mehrere Jahre alt und stammen von den USA. Ob sie von allen anderen 28 Bündnispar­tnern unterstütz­t werden, ist unklar. Der Nato-Sprecher verwies in Hinblick auf diese Frage auf die jeweiligen Hauptstädt­e. „Es gab zu diesem Thema bislang keine Entscheidu­ng des Nordatlant­ikrates“, bestätigte er. Auch eine Reaktion des Bündnisses auf mögliche Verstöße gegen das Abkommen würde eine Konsensent­scheidung des obersten Nato-Gremiums erfordern.

Russland wirft im Gegenzug auch den USA vor, gegen den INF-Vertrag zu verstoßen. Beide Atommächte modernisie­ren derzeit ihr Kernwaffen­arsenal.

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FOTO: DPA Russlands neue Atomrakete­n, hier bei einer Militärpar­ade auf dem Roten Platz, bereiten zurzeit dem Westen Sorgen.

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