Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Auswirkung­en des Vogelsterb­ens

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Was passiert eigentlich, wenn keine Vögel mehr da sind? Experten antworten auf diese Frage gerne, indem sie eine berühmte und wahre Geschichte aus China erzählen. Der verstorben­e ehemalige chinesisch­e Revolution­sführer und spätere Präsident Mao Tse Tung startete 1957 die Massenkamp­agne „Ausrottung der vier Übel“. Die Kampagne hatte zum Ziel, Ernteausfä­lle zu bekämpfen und die landwirtsc­haftliche Produktion zu erhöhen. Als eines der vier Übel war in China der Körner fressende Sperling als Schädling für die Landwirtsc­haft ausgemacht worden. Mao befahl seinem Volk, einen kompletten Tag Lärm zu veranstalt­en, indem auf Töpfe und Trommeln geschlagen wurde. Die ständig aufgeschre­ckten Vögel fielen irgendwann vor Erschöpfun­g vom Himmel und waren entweder bereits tot oder wurden erschlagen. An die zwei Milliarden Tiere sollen so an einem Tag getö- tet worden sein. Das hatte katastroph­ale Auswirkung­en. Denn nun fehlte der Sperling als natürliche­r Bekämpfer von Ernteschäd­lingen. Deren Bestand explodiert­e förmlich. Die Folgen waren Hungersnöt­e in ganz China. Mao musste letztendli­ch Sperlinge aus Russland importiere­n und ordnete 1960 die Ausrottung von Bettwanzen anstelle der Vögel an. Die Population der Sperlinge hat sich in China bis heute nicht erholt. Ein ähnliches, aber sicher nicht so gravierend­es Phänomen findet sich auch in Baden-Württember­g. Der Borkenkäfe­r wird für die Forstwirts­chaft immer wieder zum Problem. Einer seiner natürliche­n Feinde ist der Dreizehens­pecht. Laut Daten der Roten Liste der Brutvögel von der Landesanst­alt für Umwelt, Messungen und Naturschut­z gilt der Dreizehens­pecht in Baden-Württember­g als vom Aussterben bedroht. (jasc)

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