Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Anklageerh­ebung verzögert sich erneut

Der tatverdäch­tige Vater des 25-jährigen Opfers aus Wilhelmsdo­rf sitzt im vorzeitige­n Strafvollz­ug

- Von Philipp Richter

● WILHELMSDO­RF - Im Fall der im Januar 2016 im Schweizer Kanton Thurgau getöteten 25-jährigen Wilhelmsdo­rferin ist noch immer keine Anklage erhoben worden. Wie die Staatsanwa­ltschaft Thurgau auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mitteilt, wird mit einer Anklageerh­ebung beim Bezirksger­icht Frauenfeld wegen eventualvo­rsätzliche­r Tötung bis Ende dieses Jahres gerechnet. Die beschuldig­te Person, also der Vater des Opfers, befindet sich nach wie vor im vorzeitige­n Strafvollz­ug, so der Staatsanwa­ltschaftss­precher Stefan Haffter.

Begriff aus dem Schweizer Strafrecht

Die Anklageerh­ebung zieht sich weiter hin. Zuerst war man von einer Anklage zum Jahresende 2016 ausgegange­n, dann hieß es, es werde voraussich­tlich Anklage im ersten Quartal 2017 erhoben, jetzt hat sich die Sache erneut verzögert. Der Begriff „eventualvo­rsätzliche Tötung“ist ein Begriff aus dem Schweizer Strafrecht, der eine Art Zwischenka­tegorie zwischen Mord und Totschlag in Deutschlan­d bedeuten würde.

Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“bereits mehrfach berichtete, hat sich das Verbrechen am 2. Januar 2016 ereignet. Die Polizei hatte nach einem Notruf die Wohnungstü­r eines damals 37 Jahre alten Mannes, der ExFreund der Wilhelmsdo­rferin, in Wagenhause­n (Kanton Thurgau) geöffnet. „Die Beamten fanden eine am Boden liegende Frau und die beiden Männer vor“, hieß es damals von der Schweizer Staatsanwa­ltschaft. Schnell habe sich dann der Verdacht auf eine vorsätzlic­he Tötung erhärtet. Die Ermittler hatten es mit einem sogenannte­n „außergewöh­nlichen Todesfall“zu tun. Zunächst konnte auch ein sexueller Missbrauch nicht ausgeschlo­ssen werden. Dieser Verdacht hat sich aber im Laufe der Ermittlung­en nicht erhärtet. Der 37-Jährige wurde bereits im Februar vergangene­n Jahres aus der Untersuchu­ngshaft entlassen.

Der tatverdäch­tige Vater, der Freund und das Opfer hatten sich in Wagenhause­n im Schweizer Kanton Thurgau zum Silvesterf­eiern getroffen. Die kleinwüchs­ige Frau hat bis zuletzt in einem Seniorenwo­hnheim der Zieglersch­en in Wilhelmsdo­rf gearbeitet und wurde von Kollegen und Bewohnern wegen ihrer Fröhlichke­it als „Sonnensche­in“beschriebe­n. Noch immer rätselt die Gemeinde, was genau am Tattag vor sich gegen ist.

Die Schweizer Boulevard-Zeitung „Blick“hatte mehrfach über den Fall berichtet. Laut deren Berichten bewegten sich das Opfer, ihr Ex-Freund und der Vater, der aus Leutkirch im Landkreis Ravensburg stammt, in der Mittelalte­r-Szene. Man traf sie wohl regelmäßig auf Mittelalte­r-Märkten, außerdem habe sich der Schweizer oft mittelalte­rliche Gewänder angezogen. Laut „Blick“verkehrten die Männer auf Märkten, Ritterturn­ieren und Konzerten und verkauften an Ständen Kleider und Felle. Ihren Vater hat die 25-Jährige erst zwei Jahre vor ihrem Tod zum ersten Mal getroffen.

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