Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Nach zehn Jahren Analyse: Forscher haben jetzt das Erbgut der Gerste entschlüsselt
GATERSLEBEN (dpa) – Fünf Milliarden Bausteine zusammengepuzzelt und analysiert: Ein internationales Forscherteam hat das Erbgut der Gerste entschlüsselt. Unter der Leitung des Leibniz-Insituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben (Sachsen-Anhalt) gelang es den Wissenschaftlern in zehnjähriger Arbeit, das komplexe Genom der Ackerpflanze zu analysieren. Gerste wird weltweit als Viehfutter genutzt sowie zur Herstellung von Bier und Whiskey.
Nils Stein vom IPK leitet das internationale Konsortium. Die nun entstandene sogenannte Referenzsequenz des Erbguts sei unter anderem für Züchter sehr hilfreich. „Früher mussten Züchter bei Kreuzungen erst abwarten: Ist die Pflanze wirklich besonders ertragreich oder resistent gegen einen Schädling“, sagte Stein. Inzwischen würden sogenannte molekulare Marker eingesetzt, da die Eigenschaften immer genreguliert seien.
„Auch kleinere Betriebe arbeiten damit, isolieren von den Pflanzen schon im Samen- oder Keimstadium DNA und prüfen, ob die gewünschte Eigenschaft vorhanden ist.“Nur diese Pflanzen würden aufbewahrt und vermehrt, die Züchtung von neuen erwünschten Merkmalen so deutlich beschleunigt. Dank der Entschlüsselung des Gerstengenoms sei das jetzt auch bei der Ackerpflanze möglich. Die Erkenntnisse könnten auch dazu beitragen, die Qualität von Gerstenmalz für die Bierherstellung zu verbessern.
Für ihre Untersuchung zerstückelten die Forscher zunächst das Erbgut mit seinen rund fünf Milliarden Bausteinen. Dann analysierten sie die einzelnen Schnipsel und bestimmten deren Abfolge auf den insgesamt sieben Chromosomen. So konnten sie schließlich auch die Verteilung einzelner Gene im Erbgut bestimmen. Das Erbgut der Gerste ist den Wissenschaftlern zufolge fast zweimal größer als das des Menschen.