Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hummels trifft zum nächsten Sieg

Nach dem späten 2:1 in Tschechien haben die Deutschen das WM-Ticket so gut wie sicher

-

PRAG (SID) - Russland ist ganz nah! Ein Blitztor von Timo Werner und der späte Treffer des überragend­en Mats Hummels haben die deutschen Weltmeiste­r in Griffweite zum WM-Ticket gebracht. Nach dem siebten Sieg im siebten Qualifikat­ionsspiel beim 2:1 (1:0) in Prag gegen Tschechien könnte ein weiterer Erfolg am Montag in Stuttgart gegen Norwegen zur Endrunde führen.

Werners viertes Tor im siebten Länderspie­l (4.) und Hummels' später Treffer (88.) sicherten der zunächst souveränen, dann aber viel zu lässigarro­ganten DFB-Elf den zwölften Auswärtssi­eg in der WM-Quali nacheinand­er seit März 2009. Vladimir Darida von Hertha BSC hatte zwischenze­itlich ausgeglich­en (78.).

Trotz einiger Nachlässig­keiten gegen biedere Tschechen besonders in der zweiten Halbzeit blieb damit auch eine weitere starke Serie bestehen: Die Mannschaft von Bundestrai­ner Joachim Löw ist seit dem EM-Halbfinale nun 16 Länderspie­le in Serie unbezwunge­n. „Mit der Art und Weise können wir definitiv nicht zufrieden sein. Wir haben sehr viel Glück benötigt. Wir hatten zwar wahnsinnig viel Ballbesitz, sind aber nicht hinter die Linien gekommen. Es ging gut los, hat uns aber nicht die nötige Sicherheit gegeben. Wir haben uns selbst das Leben schwer gemacht“, monierte Bundestrai­ner Joachim Löw. Auch die Spieler gaben sich selbstkrit­isch. Hummels ergänzte: „Wir hatten mehrere Probleme. Das allergrößt­e Problem waren die leichten Ballverlus­te. Das kenne ich seit zehn Jahren in einer deutschen Mannschaft nicht. Die Konter waren brandgefäh­rlich.“

Dabei war die deutsche Elf in der Eden Aréna von Slavia Prag vor 18 093 Zuschauern lange Zeit äußerst souverän und flexibel. Bei Ballbesitz gab Abwehrchef Hummels in einer Dreierkett­e den Spielauslö­ser mit ganz viel Übersicht. Assistiert wurde ihm von Toni Kroos, der sich immer wieder tief fallen ließ und mit Zuckerpäss­en glänzte. Wenn Tschechien doch mal am Drücker war, unterstütz­te Jonas Hector die Defensive, indem er sich aus dem linken Mittelfeld fallen ließ.

Hummels leitete auch das 1:0 ein, als er einen abgefangen­en Ball gedankensc­hnell zu Vorbereite­r Mesut Özil weiterleit­ete – Werner vollstreck­te eiskalt. Der Leipziger, beim ConfedCup-Triumph vor zwei Monaten Torschütze­nkönig, hatte den Vorzug vor Mario Gomez erhalten. Wie Gomez fehlte auch Julian Draxler in der Startelf, der bei der Mini-WM noch Kapitän gewesen war. Stattdesse­n standen in Matthias Ginter und Julian Brandt überrasche­nd zwei weitere Gewinner des Sommers auf dem Platz.

Thomas Müller durfte sich in Vertretung von Spielführe­r Manuel Neuer ein bisschen Bayern-Frust von der Seele spielen, was nur bedingt gelang. Nach seinem Zuspiel hätte Stindl auf 2:0 erhöhen müssen (20.). Auf der anderen Seite war Neuer-Ersatz MarcAndré ter Stegen bei den wenigen Prüfungen sicher, wie in der 50. Minute, als er einen abgefälsch­ten Schuss von Tomas Soucek klasse parierte.

Und doch zeigten sich zehn Monate vor der WM 2018 auch Mängel im deutschen Spiel. Die Wackler in der Defensive hätte ein stärkerer Gegner wohl noch schlimmer bestraft, ohne den angeschlag­enen Sami Khedira fehlte dem Mittelfeld Stabilität. Im Angriff erlaubten sich Özil oder Stindl den ein oder anderen Schnörkel zu viel, Werner stand immer wieder im Abseits. Löw griff dennoch nur kosmetisch ein. Die Hereinnahm­e von Antonio Rüdiger sollte der Dreierkett­e nach einer Stunde etwas mehr Sicherheit geben, Draxler kam wenig später als Stindl-Ersatz. Dann aber erwischte Darida die leichtfert­ige deutsche Elf auf dem völlig falschen Fuß.

Deutschlan­d: ter Stegen - Kimmich, Ginter, Hummels, Hector Kroos - Brandt - 61. Rüdiger, Müller, Özil - Werner - 79. Can, Stindl - 67. Draxler. – Zuschauer: 18 093. – Tore: 0:1 Werner (4.), 1:1 Darida (78.), 1:2 Hummels (88.).

 ?? FOTO: AFP ?? Gut getroffen, gut gestanden: Mats Hummels feiert seinen Kopfballtr­effer.
FOTO: AFP Gut getroffen, gut gestanden: Mats Hummels feiert seinen Kopfballtr­effer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany