Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Die nächste Demütigung
Die Elftal geht 0:4 unter, hat aber noch WM-Chancen
PARIS (dpa/SID) - Arjen Robben hockte auf dem Rasen, der Blick ging ziellos durch das sich leerende Stade de France von St. Denis. Bayern Münchens Superstar sah aus, als dachte er nach der 0:4 (0:1)-Packung der Niederländer: „Das war's jetzt.“Minuten später aber wuchs in Robben trotz der Demütigung durch haushoch überlegene Franzosen plötzlich Zuversicht. „Unglaublich, aber wahr. Wir sind noch am Leben“, sagte der 33-jährige Star des FC Bayern München.
Dank des 3:2 Bulgariens gegen die bis dahin zweitplatzierten Schweden, kann die Elftal rein rechnerisch das nächste blamable Scheitern in der Qualifikation – schon bei der EM war Oranje nicht dabei – noch abwenden. Trotz der Demütigung gegen Frankreich, trotz magerer zehn Punkte aus sieben Spielen. „Wenn wir die letzten drei Spiele gewinnen, sind wir Zweiter in der Gruppe. Diese Chance müssen wir mit Händen und Füßen ergreifen“, forderte Robben. Das erste Finale steigt somit am Sonntag gegen Bulgarien in Amsterdam. Dem folgen das Gastspiel in Weißrussland (7. Oktober) und der mögliche Showdown gegen Schweden (10. Oktober) zum Abschluss.
Allerdings: Wer die Elftal im Spitzenspiel der WM-Qualifikationsgruppe A beobachtete, den überkommen unweigerlich gravierende Zweifel, selbst wenn man es gut meint mit dem dreimaligen Vizeweltmeister. Der quirlige Antoine Griezmann (1:0/14.), Thomas Lemar (2:0/73., 3:0/88.) und Ausnahmetalent Kylian Mbappé (4:0/ 90.+1), der – welch ein Luxus – nur eingewechselt wurde, verliehen der Überlegenheit in Toren harte Fakten.
Auch Robben sprach von einem „Klassenunterschied“, der in Paris bei der höchsten Pleite einer Elftal seit 1961 zu Tage trat. „Ich bin ein bisschen erschrocken darüber, wie wir gespielt haben“, gestand aich Bondscoach Dick Advocaat. „Dieses Oranje hat bei der Weltmeisterschaft nichts zu suchen“, schrieb „De Volkskrant“.
„Peinlich und erniedrigend“
Der im Juni als Retter verpflichtete Advocaat hat auf die Schnelle kein Gegenmittel für den Niedergang der Elftal gefunden. „Wir haben gegen eine Mannschaft verloren, die viel besser war. Frankreich war in diesem Spiel zu gut für uns“, analysierte Kapitän Robben treffend. Weder er noch die anderen Veteranen wie Wesley Sneijder und der reaktivierte Rekord-Torschütze Robin van Persie, der sich gleich wieder verletzte, sind in der Glanzform früherer Tage. Die jüngeren Spieler können die großen Ansprüche noch nicht erfüllen und verkrampfen unter der Last der Erwartungen. Beobachter wie der „Volkskrant“vermissen selbst elementare Dinge wie „Beidfüßigkeit, bessere technische Fähigkeiten, mehr Laufvermögen“. Das „NRC Handelsblad“befand: „Es war peinlich und erniedrigend.“