Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Das magmarote Spielmobil

Mazda hat sein Zugpferd überarbeit­et – Die zweite Generation des CX-5 punktet mit mehr Komfort beim Fahren

- Von Claudia Kling

W● enn das kein Frauenauto ist: Ein SUV, der eine erhöhte Sitzpositi­on verheißt, ein Kofferraum, der gleichzeit­ig die Säcke für den Wertstoffh­of und die Runderneue­rung der Garderobe schluckt, eine Rückfahrka­mera, die auch die Schwächen der neuen Gleitsicht­brille ausgleicht – und eine Farbe, die das Herz erwärmt.

Der Testwagen ist rot. Und zwar nicht allerwelts­rot, sondern metallisch glänzend rot, gleichzeit­ig gesättigt und brillant, schlicht schön. Und was noch viel toller ist: Man darf darüber sprechen, ohne sofort als einfältige­s Weibchen zu gelten. Die japanische­n Hersteller tun es schließlic­h auch. Rühmen die Anziehungs­kraft von „Magmarot Metallic“, eine Sonderlack­ierung, extra für den neuen Mazda CX-5, der wie sein Vorgänger zum Verkaufssc­hlager für die Japaner werden soll. Die Strategie scheint bereits aufzugehen. Obwohl der neue CX-5 erst seit wenigen Monate verkauft wird, waren schon etliche Exemplare auf der Teststreck­e zwischen Ravensburg und Klagenfurt unterwegs. Aber vielleicht fielen sie nur wegen ihrer besonders schönen Farbe auf.

Doch einen Schritt zurück: Es ist ja nicht so, dass der Mazda CX-5 ein gänzlich Unbekannte­r auf deutschen Straßen wäre. Im Gegenteil: Seit er im Jahr 2012 seine Premiere gefeiert hat, entwickelt­e er sich in Deutschlan­d sozusagen zum Zugpferd in der Mazda-Produktpal­ette, kein anderes Modell wurde häufiger als der kompakte SUV in den vergangene­n fünf Jahren verkauft. Der Hersteller spricht von 1,5 Millionen Autos, die weltweit einen Käufer fanden. Aber offensicht­lich wollten sich die Japaner, denen ja mitunter ein gewisser übereifrig­er Fleiß nachgesagt wird,

Der Mazda CX-5 besticht auch im Innenraum. Hochwertig­e Materialie­n wurden mit Liebe zum Detail verabredet.

nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen und entwickelt­en nach einem erste Facelift vor knapp zwei Jahren gleich die zweite Generation des CX-5, der nun eigentlich auf den Namen CX-5II hören müsste. Der deutsche Erfolgswag­en Golf ist schließlic­h auch ordentlich durchnumme­riert. Aber vermutlich hat Mazda nicht allzu großes Interesse in einem Atemzug mit Volkswagen genannt zu werden.

Apropos: Ja, der Testwagen war ein 150-PS-Diesel. Und natürlich denkt selbst der Zweiwochen­tester darüber nach, ob er sich diesen SUV, trotz aller anderen Vorzüge, kaufen würde. Denn ein Auto, mit dem man absehbar nicht mehr in bestimmte Städte fahren kann, hat ungefähr den Wert eines dreibeinig­en Pferdes. Ganz abgesehen von der Frage, ob es ökologisch sinnvoll wäre, sich statt des sparsamen Diesel ein anderes Gefährt wegen etwaiger Innenstadt­besuche zuzulegen.

Rein äußerlich ist an dem neuen CX-5 wenig Skandalöse­s zu finden. Zugegeben, er reißt den Mund etwas zu weit auf. Der große Kühlergril­l mit den schmalen Scheinwerf­ern daneben lässt an ein offenes Hai-Maul denken. Aber das gefällt Japanern offensicht­lich, die ja auch in ihrer Küche für vieles Verwendung haben. Wahrschein­lich haben sich unglaublic­h viele Designer und Ingenieure monatelang Gedanken über Ästhetik, Aerodynami­k und bestmöglic­hes Raumangebo­t gemacht. Immerhin: Auf das Ergebnis können sie stolz sein. Sowohl von hinten als auch von der Seite wirkt der CX-5 eben nicht wie ein klobiger SUV, sondern sportlich-elegant, weder langweilig noch übertriebe­n stylish. Auf jeden Fall besser als Einiges, was hierzuland­e vom Band rollt.

Aber was leistet der CX-5 in der Praxis, als Alltagsgef­ährt für Sportund-Utility-Fans? Auch da hat er im Grunde die Erwartunge­n übertroffe­n. Zwei Fahrräder plus Gepäck für ein paar Tage ließen sich weitgehend problemlos bei komplett umgeklappt­er Rückbank im Kofferraum verstauen. Der Komfort vorne war dennoch bestens – dank exklusiver­er Ausstattun­g im Testwagen mit Headup-Display, Rückfahrka­mera, Ledersitze­n und zahlreiche­n elektronis­chen Helferlein, die einem inzwischen ja so gerne beim Fahren behilflich sind. Nervig nur die Müdigkeits­erkennung, die eigentlich, wie der Name es andeutet, wissen sollte, wann der Fahrer eine Pause braucht. Das hat aber nicht funktionie­rt. Entweder meckerte sie viel zu früh – oder gar nicht. Auch bei der Spracherke­nnung zur Steuerung des Navigation­sgeräts ist noch deutlich Luft nach oben, wenn Mazda vermeiden will, dass der Fahrer in die selbige geht. Aber über alles andere – die Anmutung und Anordnung der Instrument­e, die Materialie­n im Innenraum, die Ausstattun­g mit zeitgemäße­r digitaler Technik – kann man wirklich nicht klagen.

Da bleibt eigentlich nur die Frage, wie der Mazda das verrichtet, wozu er eigentlich da ist: Menschen von A nach B zu bringen. Wenig überrasche­nd glückt ihm auch dieses ganz gut, und dank technische­r Fortschrit­te sogar noch besser als seinem Vorgänger. In der Kurve wirken jetzt Kräfte auf die Vorderräde­r (Anpressdru­ck!), die einen nahezu vergessen lassen, dass man in einem hochbeinig­en SUV sitzt. Die Lenkung ist präzise, das Fahrwerk eher knackig. Und wenn der CX-5 einmal in Schwung ist, geht er auch sehr ordentlich vorwärts, ohne dass der Verbrauch deshalb enorm wäre. Dennoch sollten diejenigen, die es richtig spritzig mögen, sich den 175-PS-Diesel anschauen. Denn die Möglichkei­t zur schnellen Beschleuni­gung ist inzwischen auch ein Wert – im Irrsinn auf deutschen Autobahnen zwischen Rasern und Schleicher­n.

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Der Mazda CX-5 fällt schon durch sein besonderes Rot auf. Aber auch Design und Raumangebo­t der Geländelim­ousine sind überzeugen­d.
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FOTOS: MAZDA Von hinten wirkt der SUV eher elegant als klobig.
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