Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Die Leute fragen mehr als früher“
Dieselaffäre und Elektroautoprämien: Umfrage unter Bad Wurzacher Autohäusern
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BAD WURZACH - Womit fahren wir in Zukunft? Dieselbetriebene Fahrzeuge stehen derzeit wegen der Abgasaffäre stark in der Kritik. Mit Prämien versuchen auf der anderen Seite Staat und Hersteller, den Verbraucher zum Kauf von Elektroautos zu bewegen. Beide Entwicklungen wirken sich aber derzeit nur bedingt in den Bad Wurzacher Autohäusern aus, wie eine Umfrage der „Schwäbischen Zeitung“ergab.
„Verunsichert“seien die Kunden, die sich einen Diesel zum privaten Gebrauch kaufen möchten oder schon einen haben, schon, sagt KarlHeinz Buschle vom gleichnamigen
Ford-Autohaus. „Die Leute fragen mehr als früher“, hat er festgestellt, „viele Dieselbesitzer haben beispielsweise Angst, dass sie bald nicht mehr nach Stuttgart hinein fahren dürfen“.
Er und seine Angestellten versuchten, die Menschen zu beruhigen, sagt Buschle, vieles ist in seinen Augen auch „von der Politik und den Medien hochgespielt. Die modernen Diesel ab Euro-5-Norm sind in der Summe das Beste, das wir momentan haben.“Die älteren Modelle freilich gelte es, „von der Straße zu bringen“. Dafür gebe es auch „interessante Prämien“.
Unberührt von der Debatte sei der Verkauf von Dieselautos als Betriebsfahrzeuge. „In Sachen Verbrauch und Effizienz gibt es für Geschäftskunden keine Alternative zum Diesel“, sagt Buschle.
Das bestätigt Achim Ziegler vom gleichnamigen Opel-Autohaus.
„Wer viel fährt, fährt auch weiterhin einen Diesel“, ist er überzeugt. Bei den anderen sei dagegen „Zurückhaltung“zu spüren. „Der Kunde ist sensibilisiert, fragt nach möglichen Fahrverboten und Restwertentwicklungen.“Fragen, die er wie jeder andere auch nicht beantworten könne, gesteht Ziegler ein.
Grundsätzlich hält Ziegler die derzeitige Diskussion für „etwas überzogen“, auch wenn er es begrüßt, „wenn da einiges vom Markt kommt. Denn der Diesel ist ein Stinker und wird es immer bleiben.“
Mit dem Mensch und Umwelt aber wohl noch einige Zeit leben müssen. Denn derzeit fällt der Wiederverkaufswert für gebrauchte Dieselautos. Dadurch seien diese aber wiederum für die Händler „sehr gut zum Verkaufen“(Ziegler). Denn oft entscheidet eben nicht zuvorderst der Abgasausstoß, sondern der eigene Geldbeutel.
„Benziner gehen derzeit besser“, hat dagegen Werner Hagel vom gleichnamigen VW-Autohaus beobachtet. „Auf gebrauchten Dieseln bleiben wir zurzeit sitzen, auch wenn die Preise im Keller sind.“
Und auch bei Neufahrzeugen zeigten die Privatkunden Zurückhaltung, denn „der eine Politiker sagt so, der andere so, keiner weiß, wie er dran ist“.
„Firmen fahren dagegen weiter Diesel“, so Hagel, der auch eine Lanze für die modernen Diesel bricht: „Die Euro-6-Fahrzeuge sind die saubersten, sauberer geht’s gar nicht. Der Diesel ist immer noch das beste Auto, auch wenn jetzt einige Hersteller Mist gebaut haben.“
Hagel ist deswegen auch zuversichtlich, dass sich die Debatte wieder beruhigen wird: „Vor der Bundestagswahl tut sich zwar nichts mehr. Aber danach wird sich’s einrenken.“
Nachfragen besorgter Dieselfahrer hat es zwar auch im MitsubishiAutohaus Am Ried gegeben, aber ein Problem hat Eigentümer Heinz Birk damit nicht. „Wir haben von unserem Hersteller eine Bescheinigung, dass er von der Abgasaffäre nicht betroffen ist.“Sein Fazit: „Durch die Debatte fehlt uns nichts, es kommt aber auch nichts dazu.“
Ähnlich fällt auch seine Bilanz in Sachen Elektroauto aus: „Es gibt ganz wenig Nachfrage.“Und das ist der einhellige Tenor der Bad Wurzacher Autohändler, allen Kaufanreizen zum Trotz. „Spätestens wenn ich den Preis nenne, ist’s mit dem Interesse bei den allermeisten vorbei“, hat Achim Ziegler als einen Grund ausgemacht. Buschle indes glaubt an die Zukunft der E-Mobilität. „Noch ist es uninteressant. Aber ich denke, da wird sich noch viel tun.“