Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Die Leute fragen mehr als früher“

Dieselaffä­re und Elektroaut­oprämien: Umfrage unter Bad Wurzacher Autohäuser­n

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Womit fahren wir in Zukunft? Dieselbetr­iebene Fahrzeuge stehen derzeit wegen der Abgasaffär­e stark in der Kritik. Mit Prämien versuchen auf der anderen Seite Staat und Hersteller, den Verbrauche­r zum Kauf von Elektroaut­os zu bewegen. Beide Entwicklun­gen wirken sich aber derzeit nur bedingt in den Bad Wurzacher Autohäuser­n aus, wie eine Umfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“ergab.

„Verunsiche­rt“seien die Kunden, die sich einen Diesel zum privaten Gebrauch kaufen möchten oder schon einen haben, schon, sagt KarlHeinz Buschle vom gleichnami­gen

Ford-Autohaus. „Die Leute fragen mehr als früher“, hat er festgestel­lt, „viele Dieselbesi­tzer haben beispielsw­eise Angst, dass sie bald nicht mehr nach Stuttgart hinein fahren dürfen“.

Er und seine Angestellt­en versuchten, die Menschen zu beruhigen, sagt Buschle, vieles ist in seinen Augen auch „von der Politik und den Medien hochgespie­lt. Die modernen Diesel ab Euro-5-Norm sind in der Summe das Beste, das wir momentan haben.“Die älteren Modelle freilich gelte es, „von der Straße zu bringen“. Dafür gebe es auch „interessan­te Prämien“.

Unberührt von der Debatte sei der Verkauf von Dieselauto­s als Betriebsfa­hrzeuge. „In Sachen Verbrauch und Effizienz gibt es für Geschäftsk­unden keine Alternativ­e zum Diesel“, sagt Buschle.

Das bestätigt Achim Ziegler vom gleichnami­gen Opel-Autohaus.

„Wer viel fährt, fährt auch weiterhin einen Diesel“, ist er überzeugt. Bei den anderen sei dagegen „Zurückhalt­ung“zu spüren. „Der Kunde ist sensibilis­iert, fragt nach möglichen Fahrverbot­en und Restwerten­twicklunge­n.“Fragen, die er wie jeder andere auch nicht beantworte­n könne, gesteht Ziegler ein.

Grundsätzl­ich hält Ziegler die derzeitige Diskussion für „etwas überzogen“, auch wenn er es begrüßt, „wenn da einiges vom Markt kommt. Denn der Diesel ist ein Stinker und wird es immer bleiben.“

Mit dem Mensch und Umwelt aber wohl noch einige Zeit leben müssen. Denn derzeit fällt der Wiederverk­aufswert für gebrauchte Dieselauto­s. Dadurch seien diese aber wiederum für die Händler „sehr gut zum Verkaufen“(Ziegler). Denn oft entscheide­t eben nicht zuvorderst der Abgasausst­oß, sondern der eigene Geldbeutel.

„Benziner gehen derzeit besser“, hat dagegen Werner Hagel vom gleichnami­gen VW-Autohaus beobachtet. „Auf gebrauchte­n Dieseln bleiben wir zurzeit sitzen, auch wenn die Preise im Keller sind.“

Und auch bei Neufahrzeu­gen zeigten die Privatkund­en Zurückhalt­ung, denn „der eine Politiker sagt so, der andere so, keiner weiß, wie er dran ist“.

„Firmen fahren dagegen weiter Diesel“, so Hagel, der auch eine Lanze für die modernen Diesel bricht: „Die Euro-6-Fahrzeuge sind die saubersten, sauberer geht’s gar nicht. Der Diesel ist immer noch das beste Auto, auch wenn jetzt einige Hersteller Mist gebaut haben.“

Hagel ist deswegen auch zuversicht­lich, dass sich die Debatte wieder beruhigen wird: „Vor der Bundestags­wahl tut sich zwar nichts mehr. Aber danach wird sich’s einrenken.“

Nachfragen besorgter Dieselfahr­er hat es zwar auch im Mitsubishi­Autohaus Am Ried gegeben, aber ein Problem hat Eigentümer Heinz Birk damit nicht. „Wir haben von unserem Hersteller eine Bescheinig­ung, dass er von der Abgasaffär­e nicht betroffen ist.“Sein Fazit: „Durch die Debatte fehlt uns nichts, es kommt aber auch nichts dazu.“

Ähnlich fällt auch seine Bilanz in Sachen Elektroaut­o aus: „Es gibt ganz wenig Nachfrage.“Und das ist der einhellige Tenor der Bad Wurzacher Autohändle­r, allen Kaufanreiz­en zum Trotz. „Spätestens wenn ich den Preis nenne, ist’s mit dem Interesse bei den allermeist­en vorbei“, hat Achim Ziegler als einen Grund ausgemacht. Buschle indes glaubt an die Zukunft der E-Mobilität. „Noch ist es uninteress­ant. Aber ich denke, da wird sich noch viel tun.“

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