Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Stadt und Gymnasium wollen G9 verlängern
An der Modellschule in Bad Waldsee spielt G8 fast keine Rolle
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BAD WALDSEE - Die Stadt und das Gymnasium Bad Waldsee wollen den Schulversuch G9 um fünf Jahre verlängern. Bislang wären Anmeldungen bis zum Schuljahr 2019/2020 möglich. Die neuen Pläne könnten diesen Termin um fünf Jahre nach hinten verschieben. Hierfür muss ein Antrag an das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg gestellt werden. Der Verwaltungsausschuss befürwortete das Vorgehen einstimmig, abschließend wird der Gemeinderat in seiner Sitzung am 9. Oktober darüber entscheiden.
44 Modellschulen gibt es im Land, eine davon ist das Gymnasium Bad Waldsee. Seit dem Schuljahr 2013/ 2014 wird hier sowohl G8 als auch G9 angeboten. Schüler und Eltern können also über die Länge der Gymnasialbildung entscheiden. „Bis dato kam keine G8-Klasse mehr zustande, trotz Beratung der Eltern für beide Möglichkeiten“, zeigt die Sitzungsvorlage der Stadt einen eindeutigen Trend auf. In ihrer schriftlichen Stellungnahme weist auch die Schule auf das G8-Abstellgleis hin: „Es werden prinzipiell beide Arten angeboten, die Eltern entscheiden sich aber seit 2012/2013 nur noch für G9.“
Als Hauptgrund für die Bevorzugung des G9-Angebots weist das Gymnasium auf die zeitliche Entlastung der Schüler hin. „Übungsphasen können ausgedehnt werden, grundlegende Inhalte und Fertigkeiten werden also etwas mehr gefestigt“, ist in der Stellungnahme weiter zu lesen. Aus dem Brief gehen noch weitere Argumente für die neunjährige Gymnasialzeit hervor. So wird unter anderem auf die Entzerrung des Stundenplans und die damit vermehrten Freizeitgestaltungsmöglichkeiten in den Bereichen Sport, Kultur und Vereinswesen hingewiesen.
Aber auch die Persönlichkeitsbildung benötige Zeit und ein gewisses Alter. Diesen Umstand würden Universitäten bestätigen beziehungsweise momentan sogar beklagen, heißt es in der Stellungnahme. Und nicht zuletzt leiste G9 einen „Beitrag zu einer gesünderen Schulzeit mit der Möglichkeit, gerade auch die schwierige Phase der Pubertät stabiler zu verarbeiten.“Aufgrund dieser und weiterer Vorteile sieht das Gymnasium die Verlängerung des Schulversuch als nötig an. Auch die schulischen Gremien unterstützen das Ansinnen. Sowohl bei der Elternbeiratssitzung im Mai als auch in der Gesamtlehrerkonferenz und der Schulkonferenz im Juli gab es nicht eine Gegenstimme.
GAL-Stadtrat Franz Vogel hakte in der Sitzung des Verwaltungsausschusses nach und wollte wissen, was passiert, wenn Eltern lieber das G8-Angebot nutzen wollten. Wie Bürgermeister Roland Weinschenk erklärte, sei die Nachfrage so gering gewesen, dass mit den betroffenen Eltern gesprochen wurde. Gerlinde Buemann, Fachbereichsleiterin Schule, Bildung und Betreuung, ergänzte, dass sowohl in Richtung G8 als auch G9 aufgeklärt werde: „Ein Großteil entscheidet sich gleich für G9, die Unschlüssigen wählen dann aber auch G9.“Ob Schüler, die gerne G8 gehabt hätten, dem Standort den Rücken gekehrt haben, fragte Vogel nach. Weinschenk versprach, diese Information nachzuliefern.