Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ein Leben für Gemeinschaft und Geselligkeit
Der Aulendorfer Gastronom und „Hans Dampf“in vielen Vereinen Karl Reck ist gestorben
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AULENDORF - Der allzeit geöffnete Tante-Emma-Laden, das kultverdächtige Café Reck, ein legendäres Softeis – an Karl Reck haben viele Aulendorfer ihre Erinnerungen. Am vergangenen Sonntag ist Karl Reck im Alter von 89 Jahren nach einem in jeglicher Hinsicht erfüllten Leben gestorben.
1928 als viertes von acht Kindern im oberschwäbischen Binzwangen geboren, zog es Karl Reck 1942 zur Lehre als Schlosser in die Eisenbahnerstadt Aulendorf. Im Anschluss daran arbeitete Junggeselle Reck sieben Jahre lang als Lagerist bei der Aulendorfer Buchhandlung Rieck, lernte jedoch alsbald seine Ehefrau Elfriede Tagmann kennen und lieben, mit welcher er 1964 den Bund fürs Leben schloss. Es sollte wirklich ein lange währender Bund werden, erst 2014 konnte das Ehepaar Reck noch gemeinsam die Goldene Hochzeit begehen.
1966 Milchbar eröffnet
Aus ihrer Heirat gingen insgesamt vier gesunde Buben hervor; Thomas, Hubert und Karl-Michael recht bald nach der Hochzeit „nacheinander wie die Orgelpfeifen“, Nachzügler HansPeter erst 13 Jahre später. 1966 bauten die Recks ihr Haus in der Bachstraße und eröffneten eine Milchbar, die Pension sowie den allseits bekannten und gleichermaßen beliebten TanteEmma-Laden. Denn selbst am Wochenende konnten die Aulendorfer dort so manches wichtige Lebensmittelchen, das zu besorgen sie vergessen hatten, erstehen. Denn Karl Recks Leitspruch war stets: „Es gibt nix Schlimmers wia an gschlossana Lada!“
Mit der Milchbar und dazugehörigen Gartenwirtschaft lagen die Recks damals absolut im Trend der Zeit, so war es in Aulendorf geradezu ein Novum, nur um des Einkehrens willen abends auszugehen. In der Milchbar wurde denn auch sein legendäres Softeis geboren, das er im eigenen Geschäft, aber auch auf Festen in der ganzen Region und bis zuletzt im hohen Alter auf dem Aulendorfer Schlossfest in seiner unwiderstehlich-emsigen Art zu verkaufen verstand. 1977 wurde die Milchbar zum Café umgebaut. Es sollte in dieser Form insgesamt 25 Jahre als Aulendorfer Institution Bestand haben, bevor es ab 2002 von Sohn Karl-Michael weitergeführt wurde.
Neben seinem arbeitsreichen Leben war Karl Reck ein gleichermaßen christlicher wie auch politisch engagierter Mensch, jedoch sicherlich kein „Vereinsmeier“, sondern vielmehr ein „Hans Dampf in allen Gassen“. Im Kirchengemeinderat hatte er von 1968 bis 1971 das Amt des 2. Vorsitzenden inne, in der Kolpingsfamilie leitete er gar volle zehn Jahre lang als Vorsitzender die Geschicke. Darüber hinaus war er in vielen anderen Ämtern der Kolping-Vorstandschaft tätig, weshalb auch einige, bis zum heutigen Tage bestehenden Ideen und Neuerungen von ihm stammen. Die Kolpingsfamilie war Reck stets eine besondere Herzensangelegenheit, weshalb er 2001 auch deren Ehrenmitglied ernannt und 2016 wiederum für seine 70-jährige Mitgliedschaft geehrt wurde.
Politisches Interesse gelebt
Dazu nicht im Widerspruch stehend, war Reck aktives Mitglied der CDU, daher konnte man ihn in seiner freien Zeit auch an so manchem PolitStammtisch wiederfinden, bei denen er sich bis ins hohe Alter stets gut informiert einbrachte. Doch damit nicht genug, verstand es Karl Reck ebenso, zu feiern. Als langjähriger Vorsitzender des Hotel-und Gaststättenverbandes der Ortsgruppe Aulendorf wurden unter seiner Federführung ausgelassene und bis heute in Erinnerung gebliebene Herbstbälle organisiert. Weithin bekannt war Reck auch für seine Fußball-Leidenschaft. Hatte er in den 70erJahren in seiner Lokalität bereits „Public Viewing“initiiert, konnte er nach einem verlorenen Länderspiel auch noch zu Pensionärszeiten seiner Enttäuschung impulsiv Luft machen.
In seiner Rentenzeit setzte er sich auch beruflich keineswegs ganz zur Ruhe, vielmehr stand er fast täglich in aller Frühe auf und servierte den Pensionsgästen das Frühstück. Dabei war er auch immer gerne „für ein Schwätzchen zu haben“und setzte sich geradezu liebevoll für die Bedürfnisse und Wünsche seiner Gäste ein. Wenn man ihn seinem stolzen Alter zum Trotz nicht gerade durchs Café wieseln sah, war er jedoch sicherlich alsbald mit seinem unvergesslichen „Sooo…..jetza“die Treppe herunteroder zur Café-Türe hereinkommen zu hören – begleitet von einem breiten Grinsen und seinem unnachahmlichen Händereiben. So wird Karl Reck seinen Gästen und den Aulendorfern immer in Erinnerung bleiben.
Familie, Freunde und Weggefährten haben Karl Reck am Donnerstag zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Aulendorfer Friedhof geleitet.