Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kindergarten ist Stadträten zu teuer
Neue Einrichtung im Gebiet Hauderboschen in Biberach soll sieben Millionen Euro kosten
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BIBERACH - Der Bauausschuss des Biberacher Gemeinderats hat das Raumprogramm für den geplanten sechsgruppigen Kindergarten im Neubaugebiet Hauderboschen am Donnerstagabend abgelehnt. Grund sind die Baukosten von rund sieben Millionen Euro, die den Stadträten zu hoch erschienen. Am Montag wird sich der Hauptausschuss ab 17 Uhr öffentlich mit dem Thema befassen.
Der Ansatz ist löblich und wird auch von allen Ratsfraktionen begrüßt: Anders als im Baugebiet Talfeld soll der Kindergarten im neuen Baugebiet Hauderboschen möglichst schon fertig sein, wenn die ersten Familien dort ihre Wohnungen und Häuser beziehen. Geplant ist die Fertigstellung derzeit Ende 2020. Gut möglich jedoch, dass sich der ganze Planungsprozess nun etwas verzögert.
Der Bauausschuss fasste am Donnerstag einstimmig den Grundsatzbeschluss, dass in dem Baugebiet direkt an der Birkenharder Straße eine sechsgruppige Kindertageseinrichtung in städtischer Trägerschaft gebaut wird. Unstrittig war auch das Betriebskonzept, wonach es in der neuen Einrichtung erstmals in Biberach altersgemischte Gruppen mit Kindern zwischen einem und sechs Jahren geben soll. 30 bis 35 Mitarbeiter (Voll- und Teilzeit) sollen dort künftig die bis zu 90 Kinder betreuen. „Das ist mehr als an mancher Grundschule“, sagte Tanja Kloos, Leiterin des Amts für Bildung, Betreuung und Sport (ABBS).
Zum Knackpunkt wurde in der Sitzung des Bauausschusses jedoch das Raumprogramm mit seinen gut 1000 Quadratmetern für den Neubau. Dieses ist am gewählten Betriebskonzept ausgerichtet. Um dieses zu bauen, rechnet das Hochbauamt mit Kosten von sieben Millionen Euro. Hinzu kommen noch die Kosten für das Grundstück und die Erschließungsbeiträge. Auch eine Untersuchung des Baugrunds ist noch nicht erfolgt. Die Arbeiten müssen europaweit ausgeschrieben werden, ein Wettbewerb mit 20 Architekturbüros soll die beste Lösung erbringen.
„Wir sind schockiert über die Kosten und können das nur schwer nachvollziehen“, sagt CDU-Rat Friedrich Kolesch. Man fordere keinen „Sparkindergarten“, aber irgendwo seien die Relationen verloren gegangen. Die Verwaltung solle alles nochmals auf Einsparmöglichkeiten durchrechnen, so die Forderung der CDU.
Die SPD habe sich über die hohen Kosten auch gewundert, sagte Stadträtin Gabriele Kübler. Sie vermutete, dass dies an der neuen Betreuungsform von Ein- bis Sechsjährigen liege, die besondere Voraussetzungen beim Bau fordere.
Auch Flavia Gutermann (Freie Wähler) forderte von der Verwaltung, beim Raumprogramm „etwas zurückzustecken“in der Hoffnung, Kosten zu reduzieren.
Silvia Sonntag (Grüne) bezeichnete die Kosten zwar auch als hoch, allerdings sei das Ganze auch eine Investition in die Zukunft. Sie war am Ende die Einzige, die nicht gegen das Raumprogramm stimmte, sondern sich enthielt.
„Das Wohlfühlprogramm, das hier umgesetzt wird, halten wir für eine absolut untragbare Größenordnung“, kritisierte hingegen Otmar Weigele (FDP) die Kosten. Er empfahl, das Ganze von einem Projektmanangementbüro überprüfen zu lassen. „Wir verwenden hier Steuergelder und nicht unser privates Geld.“
Der Kostenansatz sei realistisch, sagte Baubürgermeister Christian Kuhlmann und wurde von Hochbauamtsleiter Siegfried Kopf-Jasinski bestätigt. „Die einzige Stellschraube, die wir haben, sind die im Raumprogramm zugrunde gelegten Flächen“, sagte dieser.
Das Raumprogramm habe die Stadt mit der Kindergarten-Fachberatung erarbeitet, sagte ABBS-Leiterin Kloos. Man habe im Sinne der Kosten bereits Streichungen vorgenommen. „Wir können das noch mal tun, aber im Vordergrund steht für uns das Wohl der Kinder“, so Kloos.