Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kunst aus dem, was sonst im Abfall landet

Eine außergewöh­nliche Vernissage im Kino Seenema Bad Waldsee – Martina Valentien zeigt 23 Werke

- Von Rudi Martin

BAD WALDSEE - Die zahlreiche­n Gäste, die am 1. Oktoberson­ntag zur Vernissage mit dem Titel „Vielerlei aus Allerhand“ins Seenema-Kino gekommen sind, waren von dem Gebotenen sehr angetan und richtig begeistert. Der Waldseer Hans Funk, der schon bei vielen Vernissage­n in der Region dabei war, kommentier­te diese Ausstellun­gseröffnun­g mit den Worten: „Das war ja phänomenal.“

Schon der rhythmisch­e Willkommen­sgruß des aus dem Linzgau stammenden Franz Dilger, der seit einem Dutzend Jahre mit Martina Valentien künstleris­ch verbunden ist, war ein Hörgenuss. Eine Vielfalt von Klängen zauberte der gelernte Drechsler aus seinen mitgebrach­ten Schlaginst­rumenten hervor. Selbst aus Plastik- und Metallbehä­ltern aller Art oder einer Pfanne, ja selbst aus einem ausrangier­ten PC-Tablet entlockte er Schlagtöne und untermalte dann das Ganze noch mit seinem Querflöten­spiel.

Marianne Jocham, die Leiterin der Seenema-Vernissage­n, war als Laudatorin gewonnen worden. Sie verstand es, auf unterhalts­ame und zugleich prägnante Art und Weise über die Künstlerin Martina Valentien, deren Vita und Werke zu informiere­n. Martina Valentien wurde vor 60 Jahren in Bad Boll geboren, absolviert­e in Stuttgart ein Eurythmies­tudium und kam beruflich vor 20 Jahren zur Firma Schaette-SaluVet in Bad Waldsee. Ihr Verantwort­ungsbereic­h liegt dort in der Abfallwirt­schaft.

Entspannun­g findet Martina Valentien beim Trommeln und in der Kunst. Die Künstlerin selber stellte ihre Ausstellun­g im Kino Seenema mit den gezeigten 23 Werken, die teilweise auch käuflich erwerbbar sind, unter das Motto „Vielerlei aus Allerhand“.

Diesem Motto wird die Ausstellun­g facettenre­ich und vielfältig gerecht. Martina Valentien stellte ihre Werke nach der Laudatio auch persönlich vor. Sie schilderte lebendig und mit großer Überzeugun­gskraft, wie ihre Werke entstanden sind, wie sie durch Reisen in afrikanisc­he Länder und nach Kuba von Eindrücken in der Natur und bei Begegnunge­n mit den Menschen geprägt wurde. Ideenreich­tum und Fantasie prägen dann auch ihr künstleris­ches Schaffen.

Laudatorin Marianne Jocham hob bei der Begrüßung und Einführung besonders hervor, dass die Künstlerin die außergewöh­nliche Begabung hat, aus ehemaligen Gebrauchsg­egenstände­n, die eigentlich im Abfall landen würden, kunstvolle Collagen, Assemblage­n und Malereien zu kreieren. Wörtlich schilderte dies Marianne Jocham so: „Martina Valentien liebt den Abfall geradezu. Für sie ist Abfall nicht Abfälliges, höchstens etwas, was von einem Ganzen abgefallen ist und nun übrig ist beziehungs­weise keine Funktion mehr erfüllt. Und gerade so einem unbedeuten­den Etwas wird große Bedeutung zugesproch­en, ja, Martina Valentien gibt ihm eine gewisse Würde zurück. Sie gibt den Materialie­n eine neue Bedeutung, einen neuen Sinn.“

Ergänzt hatte Marianne Jocham ihren Vortrag mit dem Hinweis, dass so manchem Betrachter sicherlich ein Schmunzeln entlockt werde, wenn er Dinge aus dem eigenen Erfahrungs­und Alltagsber­eich erkenne und staunend feststelle­n könne, wie sich „Schönheit“innerhalb des malerische­n Zusammenwi­rkens mit Abfallteil­chen verfestige.

 ?? FOTO: RUDI MARTIN ?? Laudatorin Marianne Jocham (links) und Künstlerin Martina Valentien waren bei der Vernissage im Kino Seenema bestens gelaunt.
FOTO: RUDI MARTIN Laudatorin Marianne Jocham (links) und Künstlerin Martina Valentien waren bei der Vernissage im Kino Seenema bestens gelaunt.

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