Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Verhafteter Erpresser gesteht
Keine weiteren vergifteten Lebensmittel im Umlauf – 53-Jähriger in Untersuchungshaft
● FRIEDRICHSHAFEN - Der Erpresser, der am Donnerstag fünf vergiftete Gläser Babynahrung in Einkaufsmärkten verteilt hatte und einen zweistelligen Millionenbetrag erpressen wollte, ist gefasst. Der Mann hat gestanden. In den Märkten Friedrichshafens herrscht Erleichterung. OB Andreas Brand zollt den Ermittlungsbehörden Respekt.
„Der mutmaßliche Erpresser hat bei der Vorführung beim Amtsgericht Ravensburg am Samstag die im Haftbefehlsantrag der Staatsanwaltschaft Ravensburg genannten strafrechtlichen Vorwürfe eingeräumt“, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Darüber hinaus gab der 53-Jährige vor dem Haftrichter an, keine weiteren vergifteten Lebensmittel in den Handel gebracht zu haben. Gegen den mutmaßlichen Erpresser wurde Untersuchungshaft angeordnet, er wurde bereits in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert, so der leitende Oberstaatsanwalt Alexander Boger.
„Die Strategie der Polizei, an die Öffentlichkeit zu gehen, ist aufgegangen. Darüber sind wir wohl alle mehr als erleichtert. Das ist eine befreiende Nachricht. Ich habe großen Respekt vor dieser gelungenen Ermittlungsarbeit unserer Polizei“, sagt Andreas Brand der „Schwäbischen Zeitung“. Die Reaktion der Kunden am
Freitag in den Supermärkten dürfte nach Aussage von einigen Mitarbeitern der Einkaufsmärkte als „vorsichtig“zu bezeichnen sein. „Wir haben weniger Kunden gehabt als an einem anderen Freitag. Aber so langsam normalisiert es sich wieder“, sagt eine Verkäuferin in einem Geschäft in der Stadt.
Zurück zur Normalität
Eine Häfler Verkäuferin
„Wir wissen schon Bescheid und werden die Babynahrung wieder ins Regal stellen. Es ist schön, dass die Normalität wieder einzieht“, sagt unterdessen eine Mitarbeiterin bei Edeka Baur in der Innenstadt. Ansonsten geben sich die Marktleiter und Geschäftsführer der Einkaufsmärkte der Stadt zurückhaltend. Sie überlassen das Reden den Geschäftsstellen der Handelsketten. Erleichterung ist trotzdem zu spüren.
Im ReweMarkt Kreutle heißt es: „Die Entwicklung ist sehr gut. Wir haben aber nie etwas aus den Regalen genommen. Die Polizei hatte gesagt, dass das nur irreführend sein kann. Bei uns ist und bleibt alles beim Alten, auch wenn wir zufrieden sind, dass die Polizei erfolgreich war.“
Etwas Verwunderung hingegen gab es am Freitag in den Kindergärten. Eltern hätten gefragt, was sie ihren Kindern denn jetzt zu essen geben könnten. „Ich frage mich, ob die nicht mehr selbst kochen können“, sagt eine Erzieherin in der Stadt.
Am Samstagnachmittag hatte die Polizei nach Konstanz zur Pressekonferenz eingeladen. Im Kreis Tübingen hatte die Polizei am Freitag den 53-jährigen deutschen Staatsbürger überprüft und festgenommen. Wie es aus Ermittlerkreisen hieß, wurden in der Nacht zum Samstag kriminaltechnische Untersuchungen vorgenommen. Dabei handelt es sich in der Regel etwa um DNA-Abgleich und Fingerabdrücke.
„Wir haben weniger Kunden gehabt als an einem anderen Freitag. Aber so langsam normalisiert es sich wieder.“
Ethylenglykol gefunden
Uwe Stürmer, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Konstanz, sprach davon, dass die Polizei in der Nacht auf Samstag bei dem Verdächtigen auch das Gift gefunden hat, mit dem der Täter die Babynahrung kontaminiert habe. Ferner seien Spuren und DNAProfile verglichen worden, die den Tatverdächtigen weiter belasten würden. Die Polizei wird auch einen in einem Altkleidercontainer sichergestellten Laptop untersuchen, der dem Tatverdächtigen zugeschrieben werden könne. Die Polizei nennt den Täter einen Einzelgänger mit exzentrischem Verhalten.
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