Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Vom Leben und dem Glauben

Beim Ortsgesprä­ch sprach Dirk Haselbache­r mit Schwester Maria Hanna.

- Von Dietmar Hermanutz

BAD WALDSEE - Rund 75 Besucher waren am Samstagabe­nd in der Alten Mälze in Bad Waldsee dabei, als Dirk Haselbache­r zusammen mit Schwester Maria Hanna den Dingen im Allgemeine­n, dem Leben und dem Glauben im Speziellen, auf den Grund ging. Die eineinhalb Stunden Dialog vergingen wie im Fluge und man hätte den herzhaften Dialogen der beiden Gesprächsp­artner auf dem Podium durchaus noch länger zuhören können.

Mit Haselbache­r und Schwester Maria Hanna waren zwei Menschen zusammen getroffen, die eine gemeinsame Spur verfolgten, obwohl sie an diesem Abend ganz unterschie­dliche Rollen besetzten. Da war auf der einen Seite Haselbache­r, der als bestens vorbereite­ter Moderator in den zurücklieg­enden Monaten tief in der Vita seiner Gesprächsp­artnerin recherchie­rt hatte und diese mit seinen detaillier­ten Fragen überrascht­e. Auf der anderen Seite Sr. Maria Hanna, die als Generalobe­rin im Kloster Reute die Verantwort­ung für rund 300 Schwestern trägt und vor Beginn der Veranstalt­ung sehr treffend bemerkte „Heute geht’s um mich“.

In der Tat erfuhren die Zuhörer gleich zu Beginn, dass Sr. Maria Hanna Waldhorn spielt, das Motorradfa­hren inzwischen aufgegeben hat, gerne Eis isst und ihr erster Berufswuns­ch Tierärztin war. Doch für die in Franken geborene und in der hohenlohis­chen Diaspora aufgewachs­ene Tochter eines Ziegelfabr­ikanten kam es anders.

Zu viele Fragen trieben sie um. Fragen, denen sie auf den Grund gehen wollte. Obwohl ihre Familie „normal katholisch“lebte, lebten sie anders als das protestant­ische Umfeld mit der Bibel als tägliches Grundelixi­er. Warum? Der elterliche Betrieb ging in Konkurs. Warum? Antworten suchte Hanna Maria in der Ausbildung als Bankkauffr­au und später dann im Umfeld der Franziskan­erinnen. Antworten auf all ihre Fragen fand Maria Hanna in einem Traum, in dem sie am Fuße einer Himmelslei­ter stand und in dem Jesus auf all ihre Fragen antwortete „Mir geht es doch um dich!“

Von Gott reich beschenkt

Ihr Weg in die Ordensgeme­inschaft stieß im familiären Umfeld nicht gerade auf große Begeisteru­ng. Auch sie selber sieht die Entscheidu­ng für ein zölibatäre­s Leben als eine Entscheidu­ng, durch die sie von Gott reich beschenkt wurde, mit der aber auch der Verzicht auf gewisse Dinge und Menschen einhergeht – „das ist dasselbe, wie in jeder Ehe, in der man sich auch für einen ganz bestimmten Menschen entschiede­n hat und auf viele andere verzichtet“.

Ein Duett mit zwei Waldhörner­n von Klaus und Thomas Rebmann beendete den ersten Teil des Ortsgesprä­chs, der die Lebens- und Berufungsg­eschichte, bis hin zur Wahl als Generalobe­rin, im Fokus hatte. Etwas allgemeine­r ging es nach der Pause weiter. Fragen nach der Missionstä­tigkeit der Reutener Schwestern, der Rolle des Vatikans und des Papstes standen nun auf der Agenda, aber auch die Rolle der Religionen in der Weltgeschi­chte. „Ich habe Angst vor allen extremen Menschen, egal was sie glauben“antwortete Maria Hanna und erntete dafür kräftigen Spontanapp­laus im Publikum. Genauso bemerkensw­ert war die Aussage, „dass wir alle zu unseren dunklen Seiten stehen müssen. Das ist das urchristli­che an unserem Glauben“.

Schwester Maria Hanna begeistert­e an diesem Abend und zeigte, dass das Bodenperso­nal Gottes deutlich besser und volksnaher ist, als gemeinhin gemunkelt wird. Es imponierte den Besuchern, dass sie sich zwar durchaus an der Seligen Guten Beth und der Heiligen Elisabeth von Thüringen orientiert, aber nichtsdest­otrotz selbstbewu­sst ihren eigenen Weg geht - „Wir sollen keine Kopien sein, sondern Originale bleiben“.

Der Funke ist übergespru­ngen, denn Haselbache­r hat es verstanden, die Energie einer nimmermüde­n und antriebsst­arken Frau im positiven Sinne freizusetz­en. Energie, mit der die Sängerinne­n und Sänger des Chores „Tonart“unter der Leitung von Angelika Holzmann die Anwesenden überrascht­en. „Sister Act“und das „Halleluja“von Leonhard Cohen waren die Lieder, die der Veranstalt­ung das iTüpfelche­n aufsetzten.

Traditione­ll wird bei den Ortsgesprä­chen auf Eintritt verzichtet und stattdesse­n werden Spenden gesammelt. An diesem Abend konnte Rudi Heilig als Vorsitzend­er des Vereins Suppenküch­e Klosterstü­ble dankbar 455 Euro in Empfang nehmen.

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FOTO: DIETMAR HERMANUTZ
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FOTOS: DIETMAR HERMANUTZ Dirk Haselbache­r und Generalobe­rin Schwester Maria Hanna beim Ortsgesprä­ch.
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Viele Besucher kamen in die Alte Mälze.

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