Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Skinheadkonzert mit 250 Besuchern bei Bad Wurzach
Polizei überwacht Veranstaltung – Drei Strafanzeigen gestellt
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BAD WURZACH - 250 Anhänger der rechten Szene haben sich in der Nacht zum Sonntag zu einem Konzert bei Bad Wurzach-Seibranz getroffen. Mehr als 200 Polizisten aus Bayern und Baden-Württemberg überwachten die Veranstaltung. Straftaten konnten die Beamten jedoch nach eigenen Angaben nicht feststellen.
Wie bei solchen Konzerten üblich, wurde der Veranstaltungsort nicht öffentlich bekanntgegeben. Besucher hatten sich per E-Mail beim Veranstalter anmelden müssen und erhielten erst an der Autobahn-Raststätte bei Altmannshofen an der A96 die Information, wo genau das Treffen stattfand.
Gegendemonstration
Die Antifa-Bewegung „Allgäu rechtsaußen“hatte ebenfalls Wind von dem Konzert bekommen und versuchte, über Facebook eine Spontankundgebung an der Raststätte zu organisieren. Ein gutes Dutzend Demonstranten protestierte dort gegen die Rechten. Die Polizei hielt die Gruppen getrennt.
Polizeisprecher Markus Sauter sagte, der Staatsschutz habe seit einiger Zeit Hinweise auf ein solches Konzert im Allgäu gehabt. Recht kurzfristig hätten sich Zeit und Ort konkretisiert. Mit den Kontrollen sollten Strafrechtsverstöße verhindert werden. Auch das Konzert selbst wurde überwacht.
Während der Veranstaltung wurden dann jedoch keine verbotenen Lieder gespielt oder andere Straftaten begangen, heißt es im Polizeibericht vom Sonntag. Die Einsatzkräfte überwachten auch die Abfahrt der Konzertbesucher und kontrollierten Fahrer auf Alkohol. Am Sonntagmorgen gegen 3 Uhr sei der Einsatz beendet gewesen, so die Polizei.
Bei den Kontrollen stellten die Einsatzkräfte drei Verstöße gegen das Waffengesetz fest. Die betreffenden Personen führten einen Teleskopschlagstock, ein Einhandmesser und ein Paar Quarzhandschuhe mit – und in zwei Fällen verfassungsfeindliche Symbole. Eine kontrollierte Person hatte keinen Führerschein und muss sich nun wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis verantworten.
Unmittelbar vor Beginn des Konzerts habe einer der Besucher einen Journalisten beleidigt, der versucht hatte, Bilder zu machen, berichtet die Polizei weiter. Der Tatverdächtige habe den Reporter zu Boden gestoßen. Der Mann sei leicht verletzt worden, seine Kamera beschädigt. Durch das Eingreifen von Polizisten wurde vermutlich Schlimmeres verhindert.
2016 sieben Konzerte
Uwe Stürmer, Vizechef des Polizeipräsidiums Konstanz, bekräftigte: „Die Polizei wird auch künftig bei derartigen Veranstaltungen starke Präsenz zeigen, niederschwellig einschreiten und festgestellte Straftaten konsequent verfolgen.“
In Bayern und Baden-Württemberg beobachtet der Verfassungsschutz Konzerte der rechten Szene. In Bayern konnte er 2016 kein rechtsextremistisches Konzert ermitteln. In Baden-Württemberg haben laut Verfassungsschutzbericht sieben Konzerte stattgefunden, mit Besucherzahlen zwischen jeweils 90 und 200. Veranstaltungsorte waren Blaubeuren, Kämpfenbach, Bad Wildbad und Kieselbronn.
Auch der Landtags-Untersuchungsausschuss zu den Rechtsterroristen des NSU beschäftigt sich mit rechter Musik. Sie gilt als Einstieg in die Szene. Die NSU-Terroristen waren mit Bands und Veranstaltern aus Baden-Württemberg gut bekannt.