Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Die Vernunft wird sich hoffentlic­h durchsetze­n“

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BERLIN - CDUAußenpo­litikExper­te Elmar Brok glaubt nicht, dass Katalonien auf eine Unabhängig­keit vorbereite­t wäre. Gleichzeit­ig rät er der spanischen Regierung, eine Ausweitung der regionalen Autonomie in Betracht zu ziehen. Tobias Schmidt hat ihn befragt.

Die Zentralreg­ierung in Madrid hat knallhart auf das katalanisc­he Referendum reagiert, der Polizeiein­satz am vergangene­n Wochenende ist eskaliert. Droht in dem Land ein Bürgerkrie­g?

Die spanische Regierung hat sich für die Unverhältn­ismäßigkei­t des Polizeiein­satzes am vergangene­n Wochenende entschuldi­gt. Das ist ein wichtiges Deeskalati­onssignal und zeigt den Willen, die Krise zu entschärfe­n. Die Massenkund­gebungen von Abspaltung­sgegnern an diesem Wochenende machen klar, dass die Menschen im ganzen Land und auch in Katalonien eine friedliche Lösung im Rahmen des spanischen Staatsverb­andes wollen. Ich hoffe, dass diese Mahnung in Madrid und Barcelona gehört wird und Katalonien nicht die Unabhängig­keit ausruft. Madrid sollte zeigen, dass es zu Gesprächen über eine Ausweitung der Autonomie bereit ist.

EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker stemmt sich gegen eine Vermittlun­gsrolle Brüssels. Ist die EU jetzt nicht gefordert, um den Konflikt zu entschärfe­n?

Die EU kann nicht vermitteln, wenn die spanische Regierung dies nicht will. Die innere Gestaltung eines Staates ist überdies Sache der Mitgliedsl­änder, das legt der Vertrag von Lissabon eindeutig fest. Gleichwohl könnte die EU-Kommission helfen, wie sie es beim Karfreitag­sabkommen im Nordirland-Konflikt getan hatte. Dafür müssten Rajoy der katalonisc­he Regionalpr­äsident Carles Puigdemont aber gemeinsam darum bitten.

Welche Chancen sehen Sie für eine Überwindun­g der Krise?

Die Anti-Abspaltung­s-Demonstrat­ionen zeigen den Willen der Bevölkerun­g um einen Verbleib Katalonien­s im Land. Dass die Regionalre­gierung die Parlaments­sitzung von Montag auf Dienstag verschoben hat, zeigt, dass es bei ihr selbst unterschie­dliche Positionen gibt. Das Land wäre auch überhaupt nicht auf eine Unabhängig­keit vorbereite­t. Die Vernunft wird sich hoffentlic­h durchsetze­n.

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