Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ambivalente Gegenwart
Fotografen aus Oberschwaben stellen im Kornhaus aus
BAD WALDSEE (dls) - Viel Publikum zur Eröffnung der neuen FotografieAusstellung im Museum im Kornhaus, die auf die Initiative Axel Otterbachs zurückgeht. Mit dem Arbeitstitel „Ecken und Kanten“kann man ja sehr viel verbinden, aber grundsätzlich ging es um „stille Orte“in dieser Region, die entweder schon verschwunden sind oder sich verändert haben. Die zwei Fotografinnen und sieben Fotografen stammen entweder aus Oberschwaben oder leben schon lange hier.
In ihrer konzisen und humorvollen Laudatio befasste sich Angela BittnerFesseler, Professorin für Medien- und Kommunikationsmanagement, zunächst mit der Thematik der Veränderung von ländlichem zu städtischem Raum. Jeden Tag verschwänden in Baden-Württemberg sechs Hektar Landfläche durch Versiegelung oder Überbauung, im Jahr 2050 würden nach Schätzungen 70 Prozent aller Menschen in Städten leben.
Die Fotografien sind vorwiegend thematisch geordnet. Die 1993 geborene Hanna Assfalg nennt sich als Fotokünstlerin „Monzó“. Sie stellt ihre Motive gern auf den Kopf und dreht die Rahmen auf die Rückseite – ein Moment spielerischer Irritation, das den erneuten Blick und ein visuelles Umdenken erfordert. Der Fotojournalist und Dozent Ernst Fesseler protokollierte für seine Fotoserie Neubaugebiete in Oberschwaben; an Ortsrändern, mit Blick auf noch authentische Natur oder gewachsene Landschaften gelegen, lassen sie deren Verlust spürbar werden. Ferdinand Joesten haben es die wirklich „stillen Orte“angetan: alle möglichen Toilettenansichten bilden eine heitere Serie im Kleinformat. Bruno Kickner interessiert die Atmosphäre an verlassenen Orten, die noch von früherem Leben zeugen. Anja Köhlers Arbeiten beschäftigen sich „mit einem graphischen Blick“mit der Stadt als einer „Bühne“. Markus Leser nahm sich das Thema „Sitzen“vor und präsentiert einen ganzen Fundus von Sitzgelegenheiten. Drei große Ölfässer beklebte der Fotoreporter Rolf Schultes mit Fotos von Tankstellen, deren Funktion sich in der vergangenen Zeit doch sehr verändert hat. Janik Steiner, Jahrgang 1991 und noch Student in Ulm, hat sein Auge auf Eingänge und Fassaden in Bad Waldsee gerichtet und dabei gemerkt, wie viel Leerstand es hier gibt. Der 1970 geborene Wynrich Zlomke fotografierte spontan einen ihm unbekannten Stadtteil von Bad Waldsee, den Frauenberg, in Schwarz-Weiß und springt so visuell ein Stück weit in die Geschichte.
Zu sehen sind die Fotos bis 26. November im Museum im Kornhaus Bad Waldsee.