Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bernd Zander fordert zum Abschied eine gelebte Diskussionskultur
Nach drei Jahren tritt der Grünen-Stadtrat ab – Debatten sollten mit Respekt und Leidenschaft geführt werden
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BAD WALDSEE - Mit der eindringlichen Aufforderung hin zu einer gelebten Debattenkultur hat sich Bernd Zander am Montagabend aus dem Bad Waldseer Gemeinderat verabschiedet. Auf eigenen Wunsch hat er sein kommunalpolitisches Amt niedergelegt. Seine letzten Worte als Stadtrat waren geprägt von persönlichen Wahrnehmungen, Kritik und dem Wunsch, etwas anzustoßen.
Anfänglich vertrat Zander die GAL-Fraktion. Und auch später, nach dem „unsäglichen Rauswurf“(Zander) aus der Fraktion, habe er als Grünen-Stadtrat stets versucht, grüne Lösungsansätze im Gremium zu präsentieren, begann Zander seine Abschiedsworte. „Leider bin ich mit meinen Gedanken bei der Mehrheit nicht durchgedrungen. Und ich hatte nicht das Gefühl willkommen zu sein“, kritisierte er den fehlenden Debattenwillen, der für ihn das „Herzstück demokratischer Gestaltung“darstellt. Etwas später wurde Zander noch deutlicher und schilderte dem Gremium seine persönliche Wahrnehmung: Vielen seien seine Redebeiträge lästig, zu lang oder gar unangenehm gewesen. So mancher habe sich demonstrativ abgewandt, so sein Empfinden. „Diese offen ablehnende Atmosphäre hat mich viel Kraft gekostet“, zog Zander eine düstere Bilanz seiner rund dreijährigen Amtszeit.
Für ein lebendiges Gremium
Er betonte, dass er nicht resigniert sei, sondern sich von Illusionen verabschiedet habe. Die ehrenamtliche Arbeit in politischen Gremien sei aus seiner Sicht sinnvoll und so hofft er darauf, eine Veränderung anzustoßen. „Der Gemeinderat sollte sich nicht nur auf die Rolle des Fragers konzentrieren. Im Gremium sollten Meinungen und öffentliche Debatten im Feld stehen. Debatten, die mit Respekt und Leidenschaft geführt werden, machen ein Gremium erst lebendig.“
Zander rechnete außerdem mit bestimmten Antworten ab, die er häufig zu hören bekommen habe. Als Beispiele führte er die Formulierungen „wir sind doch auf einem guten Weg“und „wir können nicht alles auf einmal machen“an und bezeichnete sie als Mantras: „Diese Mantras funktionieren als Bremser und sind Totengräber einer gelebten Diskussionskultur.“ Einzelne Stadträte würden die Auffassung vertreten, dass Zuspitzungen schaden oder der eigenen Profilierung dienen, führte Zander an und ergänzte: „Das halte ich für naiv und schade.“
Thomas Manz, Erster Beigeordneter der Stadt, hatte Zander zuvor für sein Engagement im Gemeinderat gedankt. Der Grünen-Stadtrat sei immer sehr gut auf die Sitzungen vorbereitet gewesen. „Sie haben eine klare Meinung, die sie auch immer geäußert haben“, sagte Manz und benannte Zanders Schwerpunktthemen Umwelt, Naturschutz und Nachhaltigkeit. Zum Abschied gab es unter anderem eine Krawattennadel.
SPD-Stadträtin Rita König dankte Zander für seine Stellungnahmen zu unterschiedlichsten Tagesordnungspunkten: „Du hast es gelebt und den Gemeinderat in Bad Waldsee bereichert.“Mit Applaus aus den Zuschauerreihen und Tischklopfen der Stadträte machte Zander seinen Stuhl für seinen Nachfolger Michael Kaiser frei. Wie Manz erläuterte, sagten zwei weitere Nachrücker ab, ehe Kaiser sich zur Verfügung stellte.