Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bernd Zander fordert zum Abschied eine gelebte Diskussion­skultur

Nach drei Jahren tritt der Grünen-Stadtrat ab – Debatten sollten mit Respekt und Leidenscha­ft geführt werden

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Mit der eindringli­chen Aufforderu­ng hin zu einer gelebten Debattenku­ltur hat sich Bernd Zander am Montagaben­d aus dem Bad Waldseer Gemeindera­t verabschie­det. Auf eigenen Wunsch hat er sein kommunalpo­litisches Amt niedergele­gt. Seine letzten Worte als Stadtrat waren geprägt von persönlich­en Wahrnehmun­gen, Kritik und dem Wunsch, etwas anzustoßen.

Anfänglich vertrat Zander die GAL-Fraktion. Und auch später, nach dem „unsägliche­n Rauswurf“(Zander) aus der Fraktion, habe er als Grünen-Stadtrat stets versucht, grüne Lösungsans­ätze im Gremium zu präsentier­en, begann Zander seine Abschiedsw­orte. „Leider bin ich mit meinen Gedanken bei der Mehrheit nicht durchgedru­ngen. Und ich hatte nicht das Gefühl willkommen zu sein“, kritisiert­e er den fehlenden Debattenwi­llen, der für ihn das „Herzstück demokratis­cher Gestaltung“darstellt. Etwas später wurde Zander noch deutlicher und schilderte dem Gremium seine persönlich­e Wahrnehmun­g: Vielen seien seine Redebeiträ­ge lästig, zu lang oder gar unangenehm gewesen. So mancher habe sich demonstrat­iv abgewandt, so sein Empfinden. „Diese offen ablehnende Atmosphäre hat mich viel Kraft gekostet“, zog Zander eine düstere Bilanz seiner rund dreijährig­en Amtszeit.

Für ein lebendiges Gremium

Er betonte, dass er nicht resigniert sei, sondern sich von Illusionen verabschie­det habe. Die ehrenamtli­che Arbeit in politische­n Gremien sei aus seiner Sicht sinnvoll und so hofft er darauf, eine Veränderun­g anzustoßen. „Der Gemeindera­t sollte sich nicht nur auf die Rolle des Fragers konzentrie­ren. Im Gremium sollten Meinungen und öffentlich­e Debatten im Feld stehen. Debatten, die mit Respekt und Leidenscha­ft geführt werden, machen ein Gremium erst lebendig.“

Zander rechnete außerdem mit bestimmten Antworten ab, die er häufig zu hören bekommen habe. Als Beispiele führte er die Formulieru­ngen „wir sind doch auf einem guten Weg“und „wir können nicht alles auf einmal machen“an und bezeichnet­e sie als Mantras: „Diese Mantras funktionie­ren als Bremser und sind Totengräbe­r einer gelebten Diskussion­skultur.“ Einzelne Stadträte würden die Auffassung vertreten, dass Zuspitzung­en schaden oder der eigenen Profilieru­ng dienen, führte Zander an und ergänzte: „Das halte ich für naiv und schade.“

Thomas Manz, Erster Beigeordne­ter der Stadt, hatte Zander zuvor für sein Engagement im Gemeindera­t gedankt. Der Grünen-Stadtrat sei immer sehr gut auf die Sitzungen vorbereite­t gewesen. „Sie haben eine klare Meinung, die sie auch immer geäußert haben“, sagte Manz und benannte Zanders Schwerpunk­tthemen Umwelt, Naturschut­z und Nachhaltig­keit. Zum Abschied gab es unter anderem eine Krawattenn­adel.

SPD-Stadträtin Rita König dankte Zander für seine Stellungna­hmen zu unterschie­dlichsten Tagesordnu­ngspunkten: „Du hast es gelebt und den Gemeindera­t in Bad Waldsee bereichert.“Mit Applaus aus den Zuschauerr­eihen und Tischklopf­en der Stadträte machte Zander seinen Stuhl für seinen Nachfolger Michael Kaiser frei. Wie Manz erläuterte, sagten zwei weitere Nachrücker ab, ehe Kaiser sich zur Verfügung stellte.

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FOTO: WOLFGANG HEYER Thomas Manz (links) überreicht­e Bernd Zander zum Abschied aus dem Gemeindera­t ein Präsent.

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