Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Eisbahn-Vertagung ist „Schlag vor den Kopf“

Dieter Henninger vom Fördervere­in kritisiert Wangen und die Räte scharf

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Mit großem Unverständ­nis hat Dieter Henninger auf die Vertagung der Entscheidu­ng über die finanziell­e Förderung der Stadt Wangen bei einer möglichen Einhausung der Eisbahn reagiert.

Der geschäftsf­ührende Vorstand des Fördervere­ins Kunsteisst­adion Stefanshöh­e erklärte im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Das war ein Schlag vor den Kopf.“Er und der übrige Vorstand hätten bei der Sitzung am Montagaben­d fest mit einem „eindeutige­n Signal“gerechnet. Henninger klingt frustriert, als er am Dienstag im Telefonat sein Fazit der Ratssitzun­g schildert: „Ich habe inzwischen die Befürchtun­g, dass sich Stadt, Rat und Fördervere­in in der Öffentlich­keit lächerlich machen.“Seit zwölf Jahren arbeite man mittlerwei­le an der Eisbahn-Überdachun­g, und eine Entscheidu­ng stehe immer noch aus.

Diese hatte die Verwaltung in ihrem Beschlussv­orschlag für die montäglich­e Sitzung formuliert. Auch fasste Kultur- und Sportamtsl­eiter Hermann Spang mündlich noch einmal alles zusammen. Zudem ergänzte er einige, nicht in den Sitzungsun­terlagen erwähnte zusätzlich­e Bedingunge­n der Stadt für eine finanziell­e Unterstütz­ung des Projekts. So sollen Schulen kostenlose Eiszeiten erhalten. Als nicht nur Henninger mit der nach Vorträgen der Verwaltung sonst üblichen Debatte und einer anschließe­nden Abstimmung rechneten, ergriff Oberbürger­meister Michael Lang das Wort: Man sei „im Vorfeld übereingek­ommen, dass man heute auf eine Beratung und Beschlussf­assung verzichtet“.

Der Rathausche­f begründete die Vertagung des Themas auf die nächste Sitzung mit einer kurzfristi­g geänderten Beschlussv­orlage der Verwaltung sowie zusätzlich­en Unterlagen, die die Stadt noch vom Fördervere­in brauche. Hermann Spang hatte zuvor von noch „offenen Fragen“gesprochen und die Grundstück­sfrage sowie die Kosten der Unterhaltu­ng genannt. Auch lägen konkrete Kostenbere­chnungen bis dato nicht vor. Lang sagte zudem: Es sei nicht geklärt, wer das Risiko bei höheren Baukosten trage.

Weniger Tage vor der Sitzung nachgebess­ert

Das kann Dieter Henninger nicht nachvollzi­ehen: Am 3. Juli hätten sich Verwaltung, Fraktionss­precher und Fördervere­in „zweieinhal­b Stunden den Kopf zerbrochen“, wie man eine Einhausung finanziell hinbekomme. „Seither war drei Monate Zeit uns zu sagen, was fehlt“, so der geschäftsf­ührende Vorstand.

Zumal der Verein wenige Tage vor der Sitzung noch nachgebess­ert habe: Erst vergangene­n Donnerstag habe die Verwaltung betriebswi­rtschaftli­che Zahlen des Vereins angeforder­t: „Das haben wir auch gemacht“, so Henninger. Die Unterlagen seien am Montagmorg­en, also dem Tag der Sitzung, bei der Stadt eingegange­n. Das es Stunden später dennoch zur Vertagung kam, dafür sieht der 60-Jährige deshalb eher andere Grunde: „Einige wollen es dem Henninger nicht, die werden immer ein Haar in der Suppe finden“, erklärte er am Dienstag in Richtung des Gemeindera­ts, dem er von 1989 bis 2004 für die SPDFraktio­n selbst angehörte.

Dem widersprac­h OB Lang am Dienstagab­end. Auf SZ-Nachfrage erläuterte er: Der Eingang der betriebswi­rtschaftli­chen Zahlen sei für die Räte zu spät gewesen, um sie noch gründlich prüfen zu können. Es sei „das legitime Recht des Rates“, sich die Daten in Ruhe ansehen zu können. Die Vorwürfe Henningers nannte er deshalb „nicht fair“– zumal ein guter Vorschlag auf dem Tisch liege. Ansonsten fehlten darüber hinaus keine Unterlagen mehr.

Mit dem Inhalt des städtische­n Vorschlags äußerte sich Henninger übrigens grundsätzl­ich einverstan­den. Im Kern besagt dieser: Die Stadt bezuschuss­t die Einhausung über die kommenden 20 Jahre mit insgesamt 540 000 Euro und leistet zusätzlich eine Bürgschaft von einer halben Million Euro. Henninger bestätigte, dass der Verein selbst 100 000 Euro stemmen wolle. Den Differenzb­etrag könne man über Kredite sowie laufenden Einnahmen aus dem Eisbahnbet­rieb finanziere­n. Auch mit Bedingunge­n der Verwaltung kann er leben: etwa, dass die Stadt nicht in die Bresche springen will, sollte der Zinssatz steigen oder die Baukosten höher ausfallen wie kalkuliert. Der Fördervere­in geht aktuell von rund einer Million Euro aus, die Stadt rechnet, laut Sitzungsvo­rlage mit einem höheren Betrag.

Henninger: Schaden fürs Ehrenamt in Wangen

Dass es am Montag zu keiner Entscheidu­ng gekommen sei, bezeichnet Dieter Henninger als „unerträgli­ches Hinhalten“und „Taktierere­i“. Dabei dränge die Zeit: Man dürfe sich für das Projekt die Niedrigzin­sphase nicht entgehen lassen. Auch hier widersprac­h Lang: Die Sache eile nicht, zumal zuvor eine Änderung des Flächennut­zungsplans und ein Bebauungsp­lan nötig seien. Beides brauche ohnehin Zeit. Und: „Wer Geld der Kommune haben will, sollte sich in Geduld üben.“

Dieter Henninger skizzierte am Dienstag noch andere, sich nach seiner Meinung aus der Vertagung ergebende Folgen: Auf diese Weise werde das Ehrenamt in Wangen generell beschädigt. Auch werde sich der Verein überlegen, ob er nach dem „Schlag“die Einhausung überhaupt weiter verfolge. Entspreche­ndes wollte der zehnköpfig­e Vorstand am Dienstagab­end in einer kurzfristi­g anberaumte­n Sitzung debattiere­n.

Zumal Henninger glaubt, dass bei dem Projekt ein genereller Perspektiv­wechsel nötig sei: Schließlic­h handele es sich um eine städtische Eisbahn und eine „einmalige Sportund Freizeitei­nrichtung“in der Region. Es gehe nach seiner Darstellun­g also nicht darum, ob und wie die Stadt dem Fördervere­in helfe, sondern es sei genau anders herum.

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FOTO: BAUDENDIST­EL Vorerst auf Eis liegen die Pläne für die Überdachun­g der Wangener Eisbahn. Im Gemeindera­t wurde die Entscheidu­ng vertagt.

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