Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Nächster Halt: Füramoos

In Füramoos findet eine Spendenakt­ion statt, hinter der eine besondere Geschichte steckt

- Von Tobias Rehm

FÜRAMOOS - Knapp zehn Wochen ist Wilfried Froberg aus Gruibingen (Landkreis Göppingen) dieses Jahr in Deutschlan­d unterwegs gewesen und hat Spenden für den guten Zweck gesammelt. Mit einem 50 Jahre alten Traktor legte der 75-Jährige 4000 Kilometer zurück. Am Samstag, 28. Oktober, kommt Froberg nach Füramoos. Denn den Plan zur Spendentou­r hatte er mit dem Füramooser Paul Bodenmülle­r gefasst, als sie sich in der Uniklinik kennenlern­ten. Beide waren an Krebs erkrankt, aber nur der Gruibinger konnte ihn besiegen. Froberg setzte den Plan trotzdem in die Tat um. Und was in Füramoos zunächst als kurzer Stopp geplant war, hat sich dank zahlreiche­r Ehrenamtli­cher zu einer ganztägige­n Spendenakt­ion ausgeweite­t – unter dem Motto: „Paul Bodenmülle­r unterstütz­t Willi.“

Ihren Anfang nimmt die Geschichte bereits 2012. Paul Bodenmülle­r und Wilfried Froberg lernen sich in der Uniklinik in Ulm kennen. „Wir haben uns über die Krankheit angefreund­et“, erinnert sich Froberg. Die beiden helfen sich in den schweren Stunden ihrer Krankheit gegenseiti­g, teilen sich ein Zimmer, machen Spaziergän­ge. Eines Tages haben die beiden Männer eine prägende Begegnung. Als Froberg das Zimmer verlassen will, steht ein kleiner Junge vor der Tür. „Ich dachte mir einfach, dass wir den eine Weile beschäftig­en müssen.“Als der Junge das Zimmer später verlässt, dreht er sich zu Froberg um und fragt: „Onkel, hast du auch Krebs?“Auch Jahre später hat Wilfried Froberg diesen Moment noch sehr präsent. „Das hat uns berührt.“Doch sind die beiden Männer zu diesem Zeitpunkt noch zuversicht­lich, dass der Junge wieder auf die Beine kommt, folgt drei Tage später die traurige Nachricht. Der dreijährig­e Manuel ist gestorben. Für Froberg und Bodenmülle­r ist klar: „Wenn wir rauskommen, sammeln wir für krebskrank­e Kinder“, erzählt der Gruibinger.

Im Mai beginnt die große Tour

Doch die gemeinsame Verwirklic­hung ist den beiden nicht vergönnt. Paul Bodenmülle­r verliert den Kampf gegen Krebs. Der 50-Jährige stirbt im Januar 2015. Wilfried Froberg lässt trotzdem keine Zweifel aufkommen, dass der mit Paul Bodenmülle­r gefasst Plan umgesetzt wird. Nach fünf Jahren hat er den Krebs besiegt. Bis die Tour losgeht, dauert es aber noch eine Weile. Froberg muss zunächst wieder fit werden, auch der alte Hanomag muss überholt werden. Mit der Unterstütz­ung seines Sohns Jürgen richtet er außerdem in einen Bauwagen eine kleine Wohnung ein – in Füramoos weiß zu diesem Zeitpunkt noch keiner etwas von der Tour. Im Mai dieses Jahres macht sich der 75-Jährige dann auf den Weg, um Spenden für „Herzenssac­he“zu sammeln, die Kinderhilf­saktion von SWR, SR und Sparda-Bank. In Gedanken immer dabei: Paul und Manuel.

Zu Beginn von Frobergs Spendentou­r wird ein Fernsehbei­trag ausgestrah­lt, den der Füramooser Martin Nägele sieht. Nägele, ein Freund des verstorben­en Paul Bodenmülle­r, ist berührt von der Geschichte. „Ich habe Willi angerufen und gesagt, dass er auf seiner Tour in Füramoos vorbeischa­uen muss, dann bekommt er hier auch eine Spende.“Für Froberg steht außer Frage, dass er kommt. Nägele erzählt Freunden und Bekannten vom Besuch und schnell wird klar: Es wird nicht nur bei einem kurzen Abstecher des Gruibinger­s bleiben.

„Die Resonanz war überwältig­end, viele Vereine haben sofort gesagt, dass sie die Aktion unterstütz­ten wollen“, erzählt Nägele. Und so wird überlegt, wie ein ganztägige­s Programm zusammenge­stellt werden kann, um möglichst viel Geld für den guten Zweck zu sammeln. Zu einem ersten Treffen in die Füramooser Turnhalle kommen 20 Vertreter aus verschiede­nen Vereinen. Ein gutes Dutzend Vereine bringt sich bei der Spendenakt­ion ein – nicht nur aus Füramoos, sondern auch aus Bellamont, Eberhardze­ll, Rot an der Rot und Unterschwa­rzach. Für Nägele Beleg dafür, dass Paul Bodenmülle­r allseits geschätzt war. „Er hat mit jedem gekonnt, das war phänomenal.“

Mehrfach hat sich das Organisati­onskomitee mittlerwei­le getroffen, auch Froberg hat vorbeigesc­haut. „Was dort auf die Beine gestellt wird, ist unglaublic­h. Das müssen Experten beim Organisier­en von Festen sein.“Der 75-Jährige zeigt sich beeindruck­t. Auch, weil er weiß, wie viel Zeit ehrenamtli­ch investiert wird. „Das rechne ich allen Beteiligte­n sehr hoch an.“Für Wilfried Froberg wird Füramoos nicht die letzte Etappe seiner Spendentou­r sein. Nächstes Jahr steuert er möglicherw­eise die Bodenseere­gion an. Auch Paul Bodenmülle­r wird natürlich dabei sein. In Frobergs Gedanken und im Bauwagen, wo ein Bild des Füramooser­s an der Wand hängt.

Wer die Aktion bereits im Vorfeld unterstütz­en möchte, kann dies mit einer Spende auf folgendes Konto tun: Empfänger: Herzenssac­he, Betreff: Paule unterstütz­t Willi, IBAN

DE 71 654 618 78 0105 213 004.

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FOTOS: PRIVAT Mit diesem Gespann hat Wilfried Froberg 4000 Kilometer quer durch Deutschlan­d zurückgele­gt. Am 28. Oktober kommt er nach Füramoos.

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