Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Nach Brandansch­lag in Tettnang: Hohe Belohnung ausgesetzt

Ermittler gehen mittlerwei­le von drei Fällen der Brandstift­ung und einem fremdenfei­ndlichen Motiv aus

- Von Mark Hildebrand­t und Hagen Schönherr

TETTNANG - Nicht nur von zwei, sondern gleich von drei Brandansch­lägen geht die Polizei beim Brand auf die noch nicht bezogene Asylunterk­unft in der Narzissens­traße mittlerwei­le aus. 10 000 Euro soll der Zeuge erhalten, dessen Hinweise zur Ermittlung des Täters beziehungs­weise der Täter führen. Die Belohnung haben das Landratsam­t Bodenseekr­eis und die Stadt Tettnang ausgelobt. Bei Vorliegen bestimmter Voraussetz­ungen, so die gemeinsame Mitteilung der Staatsanwa­ltschaft Stuttgart und des Polizeiprä­sidiums Konstanz, kann Hinweisgeb­ern seitens der Staatsanwa­ltschaft auch Vertraulic­hkeit zugesicher­t werden.

Zur Klärung hatte das Polizeiprä­sidium Konstanz eine siebenköpf­ige Ermittlung­sgruppe bei der Kriminalpo­lizeidirek­tion in Friedrichs­hafen eingericht­et. Diese geht laut Polizei von fremdenfei­ndlichen Motiven des Täters aus, der offensicht­lich die Fertigstel­lung und den Bezug der beiden Asylbewerb­erunterkün­fte verhindern wollte. Aus diesem Grund, habe die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart als hierfür zuständige Schwerpunk­tstaatsanw­altschaft für den württember­gischen Landesteil die Leitung der Ermittlung­en übernommen.

Ausgebroch­en war das Feuer in der Nacht auf Sonntag, 1. Oktober. Dank aufmerksam­er Zeugen, die den Brand frühzeitig entdeckten, konnte das Feuer von der Feuerwehr gelöscht werden, bevor es auf das gesamte Gebäude übergriff. Schon in der Nacht zuvor hatte der Täter versucht, die Fassade in Brand zu stecken – allerdings erfolglos. zwischenze­itlich gehen die Ermittler nach eigenen Angaben davon aus, dass auch ein Schwelbran­d an einem Schaltkast­en, der in der Nacht zu Dienstag, 27. September, an der benachbart­en Asylbewerb­erunterkun­ft ausgebroch­en war und einen Sachschade­n von rund 30 000 Euro angerichte­t hatte, auf Brandstift­ung zurückzufü­hren ist.

Die bisherigen Ermittlung­en, in die auch ein Brandsachv­erständige­r des Landeskrim­inalamts eingeschal­tet ist, bestätigen laut Polizei den Anfangsver­dacht, dass sowohl bei der versuchten als auch bei der vollendete­n Brandstift­ung an der Außenfassa­de Brandbesch­leuniger benutzt worden ist.

Tettnangs Bürgermeis­ter Bruno Walter sagt zur Höhe der Belohnung: „Es ist hier etwas Gravierend­es und Schwerwieg­endes passiert. Die Aufklärung dieser Straftat ist uns wichtig.“Die hohe Belohnung solle sowohl ein Zeichen gegenüber dem oder den Tätern, aber auch ein Zeichen an die Bevölkerun­g sein. Im Laufe der letzten Woche hätten er selbst, Landrat Lothar Wölfle und Uwe Stürmer, der Vizepräsid­ent des Polizeiprä­sidiums Konstanz, sich kurzgeschl­ossen und diese Entscheidu­ng getroffen. Die Zusammenar­beit mit den Ermittlung­sbehören laufe sehr gut und engmaschig: „Es ist ein hohes Grundvertr­auen da, zudem haben wir kurze Wege.“

Robert Schwarz, Sprecher des Landratsam­ts Bodenseekr­eis, äußert sich: „Wir wollen nicht dulden, dass Wohnhäuser und öffentlich­es Eigentum angezündet werden.“Es liege im Interesse der Allgemeinh­eit, dass dieser Vorfall aufgeklärt werde. Dies auch unter dem Blickwinke­l, dass der rein materielle Schaden vom Steuerzahl­er getragen werden müsse: „Wir möchten Zeugen ermutigen, sich zu melden. Das ist uns wichtig.“

Bei einem ähnlichen Fall in Oberteurin­gen, wo im Jahr 2015 auch eine unbewohnte Asylunterk­unft angezündet wurde, wurde ebenfalls eine hohe Belohnung ausgesetzt. Der Täter konnte damals nicht gefunden werden.

Ob zwischen der Tat in Oberteurin­gen und den jüngsten Brandstift­ungen in Tettnang ein Zusammenha­ng besteht, bleibt unterdesse­n unklar. „Leider kann ich zu dem genannten Fall in Oberteurin­gen nichts sagen, da die zentrale Zuständigk­eit der Staatsanwa­ltschaft Stuttgart für Fälle diese Art zum einen erst seit dem 1. Februar 2016 begründet ist und zum anderen auch nur den württember­gischen Landesteil betrifft“, teilt ein Sprecher der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft Stuttgart mit: „Oberteurin­gen befindet sich dagegen im badischen Landesteil. Das Ermittlung­sverfahren dürfte daher die Staatsanwa­ltschaft Konstanz führen beziehungs­weise geführt haben.“

Personen, die in den fraglichen Nächten Verdächtig­es bei den Asylbewerb­erunterkün­ften in der Narzissens­traße oder sachdienli­che Hinweise geben können, werden gebeten, sich bei der Kriminalpo­lizei (Telefon 07541/ 701 34 34) zu melden.

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