Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ein oberschwäb­isches Künstlerle­ben in Rom

Heimatvere­in lässt Leben und Wirken des Waldseer Bildhauers Constantin Dausch wissenscha­ftlich aufarbeite­n

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - Es gibt in der Gartenstad­t zwar eine „Konstantin­Dausch-Straße“, aber die meisten Waldseer dürften nicht so genau wissen, wer dieser Constantin Dausch (1841-1908) nun eigentlich war und warum ihm in seiner Heimatstad­t eine so hohe Ehre zuteil wurde.

Um dies zu ändern, hat der örtliche Heimat- und Museumsver­ein die Kunsthisto­rikerin Anke Sprenger aus Mainz damit beauftragt, Leben und Werk des Bildhauers wissenscha­ftlich aufzuarbei­ten. Das zweibändig­e Werk, das dabei herauskam, wurde am Montag im Museum im Kornhaus öffentlich präsentier­t.

Kindheit im Quartier Entenmoos

Constantin Dausch war das älteste von acht Kindern und wuchs im Waldseer Altstadtqu­artier Entenmoos heran. Nach einer SteinmetzL­ehre schrieb er sich anno 1866 in die Bildhauerk­lasse an der Akademie in München ein. Bereits drei Jahre später verhalf dem Schwaben ein Stipendium des Königs von Württember­g zu einem Aufenthalt in Rom, der 40 Jahre andauern sollte.

In der Ewigen Stadt setzte Dausch den von Antonio Canova (1757-1822) und Bertel Thorvaldse­n (1770-1844) eingeschla­genen Weg künstleris­ch fort und blieb dem Klassizism­us auf Lebenszeit treu. Er bezeichnet­e sich gern als Nachfolger Canovas und übernahm auch dessen Atelierräu­me in der Via San Giacomo. Bestattet wurde der Waldseer auf dem römischen Friedhof Verano in einem heute unter Denkmalsch­utz stehenden Grab.

Wie Brigitte Hecht-Lang, Ernst Langer und Klaus Neher vom Heimatund Museumsver­ein bei der Buchvorste­llung im Kornhaus berichtete­n, habe sich der Bildhauer „ganz bewusst konzentrie­rt“auf den konservati­ven Kunstgesch­mack der nach Rom reisenden deutschen Kundschaft. Sie ließen seine Werke dann in die Heimat überführen und schmückten mit den Skulpturen im letzten Drittel des 19. Jahrhunder­ts schlossart­ige Landhäuser, mächtige Stadtville­n, Gräber oder Parkanlage­n. Seine Landsleute – darunter auch der Fürst von Waldburg-Wolfegg - sicherten Dausch damit ein gutes Auskommen in der Fremde.

In der kunstsinni­gen Stadt am Tiber findet sich heute nach Kenntnis des Vereins allerdings kaum mehr ein Dausch-Werk in öffentlich­en Gebäuden oder Kirchen. Dafür präsentier­t das Waldseer Kornhaus in einer Mini-Ausstellun­g unter anderem eine rund 70 Kilogramm schwere Skulptur der „Omphale“- einer lydischen Königin, geschaffen 1893 in Rom. Der fein geschliffe­ne, polierte Marmor unterstrei­cht die Sinnlichke­it der nackten Haut. Auch zwei kleine Modellfigu­ren aus Ton („Bozetti“) sowie ein vom Dausch-Zeitgenoss­en Joseph Messner 1876 in Rom gemaltes Porträt des Bildhauers werden im zweiten Obergescho­ss gezeigt.

„Manches ist noch unerforsch­t im Leben und Wirken Dauschs, aber die vorliegend­e Arbeit hat eine große Wissenslüc­ke um einen mit Waldsee verbundene­n Künstler geschlosse­n“, betonte die zweite Vorsitzend­e des Vereins, Brigitte Hecht-Lang. Nach Einschätzu­ng Anke Sprengers handelt es sich bei Dausch nämlich „um einen zu Unrecht wenig erforschte­n Künstler, der im Schatten bekanntere­r, großer deutscher Bildhauer stand, bei seinen Zeitgenoss­en aufgrund seines bildhaueri­schen Könnens und wirtschaft­lichen Erfolges aber dennoch als ’successore di canova’ geachtet war“. Recherche-Material hat die Kunsthisto­rikerin auch von Neher erhalten, der sich eingehend beschäftig­t hat mit diesem Künstler.

Die nun vorliegend­en Bände im DIN-A4-Format habe sich der Verein „einiges kosten lassen“, war beim Presseterm­in zu hören. Ursprüngli­ch sei das Werk als Grundlage gedacht gewesen für das Jubiläumsj­ahr „100 Jahre Museum“, das 2013 gefeiert wurde. In dem von Sprenger erstellten Werkverzei­chnis mit vielen Abbildunge­n sind allein gut Hundert Werke Dauschs nachgewies­en in Bremen – überwiegen­d handelt es sich dabei laut Hecht-Lang um private Aufträge.

Wer sich für die Arbeit Anke Sprengers mit dem Titel „Constantin Dausch, il successore [der Nachfolger] di Canova – Ein oberschwäb­isches Künstlerle­ben in Rom“interessie­rt und etwas nachlesen möchte, kann sich beim Vereinsvor­sitzenden Ernst Langer, Telefon 07524/2723, melden.

 ?? FOTO: SABINE ZIEGLER ?? Ernst Langer, Brigitte Hecht-Lang und Klaus Neher (von links) mit der Marmorskul­ptur der „Omphale“, die der Waldseer Bildhauer Constantin Dausch anno 1893 in Rom erschaffen hat. Zu sehen ist sie im Museum im Kornhaus.
FOTO: SABINE ZIEGLER Ernst Langer, Brigitte Hecht-Lang und Klaus Neher (von links) mit der Marmorskul­ptur der „Omphale“, die der Waldseer Bildhauer Constantin Dausch anno 1893 in Rom erschaffen hat. Zu sehen ist sie im Museum im Kornhaus.

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