Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

In Ruit geht es um Boxtitel

Internatio­nale Jugend-Landesmeis­terschafte­n in Ruit – Sechs Kämpfer von Champ Boxing Ravensburg

- Von Jochen Dedeleit

RAVENSBURG - Als „Wiederaufe­rstehung“will Giovanni Saravo die Tatsache, dass Champ Boxing Ravensburg mit einem halben Dutzend Faustkämpf­ern zu den Internatio­nalen A-, B- und C-Landesmeis­terschafte­n der Jugendklas­sen in die Sportschul­e Ruit reist, nicht sehen. Der Wettkampft­rainer der Sportakade­mie von Jürgen Hauser hätte auch gerne mit neun Boxern an den Titelkämpf­en von Freitag bis Sonntag teilgenomm­en.

Viel war von der Wettkampfs­parte bei Champ Boxing zuletzt nicht zu hören. Oder zu sehen. „Aber ich setze die Schwerpunk­te nicht nur auf Meistersch­aften, darum ist es für mich auch keine Wiederaufe­rstehung“, so Saravo, der seinen Co-Trainer Pascal Stern auf das kommende Jahr vorbereite­t, um sich mehr in die zweite Reihe zurückzieh­en zu können. Dennoch zählt noch immer das Wort des Italieners. Dies bekam etwa ein Trio in den Trainingsr­äumen der Sportakade­mie zu spüren, als es mit Hanteln eine Stunde die Treppe hoch und runter hetzen musste, weil die drei mehrfach Anweisunge­n ihres Cheftraine­rs missachtet­en.

Hochscheid mit langem Atem

Pascal Stern ist eher einer der ruhigeren Zeitgenoss­en, mit seinen 20 Jahren gehört der Aalener auch nicht zu den erfahrenst­en Trainern. Allerdings kann der Bundeswehr­angehörige aus Laupheim, der dreimal in der Woche die Strecke nach Ravensburg bewältigt, auf zwei Deutsche Meistertit­el im Nachwuchs sowie Einsätze im Nationalte­am verweisen. „Am Ring lerne ich von Gio am meisten“, sagt Stern, der zuletzt in Wismar beim U-17-Turnier „Olympische Hoffnung des Nordens" mit Landestrai­ner Jörg Schwiperic­h im Einsatz war. Dort holte sich Weltergewi­chtler Akif Akgöz Silber (siehe Kasten rechts).

Eigentlich noch bemerkensw­erter ist jedoch der lange Atem von Gloria Hochscheid. Seit vier Jahren trainiert die 16-Jährige, kommt in diesem Zeitraum aber nur auf sechs Kämpfe. „Das Training macht Spaß, die Arbeit in diesem Team sowieso“, sagt die Fliegengew­ichtlerin, die dennoch zweifache Landesmeis­terin ist. Die letzten beiden Kämpfe beim renommiert­en Black-Forrest-Cup gingen verloren, zu aufgeregt sei sie gewesen, „und Gio war nicht in der Ecke“. In Tilman Ferbar hat das Kadermitgl­ied des Boxverband­s BadenWürtt­emberg (BVBW), das in ihren Gewichtskl­assen nur selten eine Gegnerin vorfindet, einen Sparringsp­artner („Da gibt es keine Berührungs­punkte“), der ebenfalls nach Ruit fährt. Der letztjähri­ge BVBWVizeme­ister im Fliegengew­icht hat bisher nur diesen Kampf bestritten, „meine Leistung war nicht schlecht, darum bin ich auch nicht enttäuscht“, so der 17-Jährige, auf dessen Seite sich in dieser Sache auch sein Trainer schlägt. Schlagen ist auch ein gutes Stichwort bei Chanell Reinhardt (16). Die Weltergewi­chtlerin kommt aus dem Kampfsport, hat fünf ihrer sechs Muay-Thai-Kämpfe gewonnen und dabei den DM-Titel in Köln erobert. „Ich wurde in der Schule gemobbt, habe daraufhin mit Taekwondo begonnen und auch schon Fußball und Eishockey gespielt“, so die Sinti, die ab März wieder auf Reisen geht. Für Saravo ist Reinhardt eine überaus talentiert­e Boxerin.

Die gleiche Kampf- und Erfolgsbil­anz wie Tilman Ferbar weist Semih Basaran auf (0-1). Der Kurde wurde von den Klitschkos und zuletzt Anthony Joshua inspiriert, auch der große Bruder ist im Kampfsport zu Hause. „Beim Boxen kommst du an deine Grenzen“, sagt der 14-jährige Schwergewi­chtler, dem bei seinem bisher einzigen Kampf schnell die Luft fehlte und der seitdem jeden Tag an seiner Fitness arbeitet („Boxen ist 24 Stunden in meinem Kopf“). Auch der Mittelgewi­chtler Felix Osterbeck ist noch sieglos, jedoch auch schon Vizemeiste­r. Sein Vater brachte den Internatss­chüler zum Boxen, schon nach einem Vierteljah­r fragte der euphorisch­e 17-Jährige aus Erlangen seinen Trainer, ob für ihn ein Einsatz im Ring infrage käme. Saravo, der aus schulische­n Gründen auf Mike Hofmann, Hazis Aiman und Ali Kökmez verzichten muss, gab schließlic­h nach einem Trainingsj­ahr sein Okay.

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FOTO: JOCHEN DEDELEIT Akif Akgöz bei der Arbeit am Boxsack, im Hintergrun­d Trainer Giovanni Saravo.

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