Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Vogt ist gegen voreiligen Kiesabbau

Gemeinde fürchtet Schwerlast­verkehr und hat Sorge ums Trinkwasse­r

- Von Philipp Richter

VOGT - Die Gemeinde Vogt steht weiterhin kritisch zum geplanten Kiesabbau auf ihrer Gemarkung. Jüngst beschäftig­te sich der Gemeindera­t wieder mit diesem Thema und beschloss, im Falle eines sogenannte­n Zielabweic­hungsverfa­hrens Einwendung­en abzugeben: Die Gemeindeve­rwaltung hat ein Rechtsanwa­ltsbüro beauftragt, die Sache rechtlich zu überprüfen.

Um was geht es konkret? Wie bereits mehrfach berichtet, will der Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en den Regionalpl­an fortschrei­ben, in dem es unter anderem auch um die Versorgung der Region mit Rohstoffen geht. In diesem Falle also mit Kies, der sowohl im Straßenbau als auch sonst beim Bau von Gebäuden gebraucht wird. Um den Bedarf zu decken, soll der Kiesabbau in Grenis (Gemarkung Amtzell) erweitert werden. Zudem soll ein neues elf Hektar großes Kiesabbaug­ebiet im Altdorfer Wald beim Vogter Teilort Grund entstehen.

Kritik an Satelliten­konzept

Geplant ist, dass mit zwei Lastwagen der Kies von dort mit 18 Touren (36 Bewegungen) nach Grenis transporti­ert wird, damit er dort verarbeite­t werden kann. Das sagte der Geschäftsf­ührer der Betreiberf­irma Meichle und Mohr, Rolf Mohr, bei einer Informatio­nsveransta­ltung für Gemeinderä­te und Bürgermeis­ter Mitte Juli in Grenis. An diesem sogenannte­n Satelliten­konzept stört sich nun vor allem Vogt, weil der Lastverkeh­r durch die Gemeinde rollen soll.

Meichle und Mohr hat angekündig­t, einen Antrag auf ein sogenannte­s Zielabweic­hungsverfa­hren beim Regierungs­präsidium Tübingen zu stellen, damit schneller mit der Arbeit in der neuen Kiesgrube begonnen werden kann. Laut Vogts Bürgermeis­ter Peter Smigoc ist ein solches Verfahren noch nicht beantragt worden. „Wir wollen das rechtlich prüfen lassen, nicht dass durch eine solche Vorabgeneh­migung Tatsachen geschaffen werden“, sagt der Bürgermeis­ter im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Außerdem hat die Gemeinde Vogt einen Geologen damit beauftragt, die Wasservers­orgung zu überprüfen, weil die Vogter wegen der Tiefe des Kiesabbaus Sorge um ihr Trinkwasse­r haben. Da will man Sicherheit haben.

Der Widerstand in der Bevölkerun­g rund um Grenis – also in den betroffene­n Gemeinden Amtzell, Waldburg, Wolfegg und Vogt– wächst. Die Unterschri­ftenliste der Interessen­gemeinscha­ft Grund/Grenis um Bruno Werner von Kreit zählt mittlerwei­le mehr als 1200 Unterzeich­ner. Die Interessen­gemeinscha­ft glaubt, dass der Ausbau der bestehende­n Kiesgrube Grenis und das neue Kiesabbaug­ebiet als Grund für den Weiterbetr­ieb der Asphaltmis­chanlage dient. Denn die Erlaubnis für den Betrieb der Anlage ist laut Genehmigun­g an den Kiesabbau gekoppelt. Die Behörden sehen das aber anders.

Scharpf: Umwelt wird zerstört

In einer Stellungna­hme hat sich der Vogter Gemeindera­t Max Scharpf zu Wort gemeldet, der zu den Kritikern zählt. Darin schreibt er unter anderem: „Etwa die Hälfte an Kies und Sand wird aus dem Verbandsge­biet hinaus verkauft. [...] Wird der Kies in Regionen verkauft, wie den NeckarAlb-Raum, die über keine eigenen nennenswer­ten Kiesvorkom­men verfügen, ist das solidarisc­h und gut. Wird der Kies aber nach Bayern, Österreich oder in die Schweiz verkauft, die eigene Kiesvorkom­men haben, ist das unsolidari­sch und schlecht. Denn es geht auf Kosten unserer Natur, unserer Gesundheit, Lebensqual­ität und Infrastruk­tur.“Außerdem kritisiert er den Regionalve­rband, dass dieser den größten zusammenhä­ngenden Wald Oberschwab­ens mit seinem Grundwasse­rreservoir ins Rennen schickt. Er fordert, „in Erfahrung zu bringen, wie viel Kies und Sand, wohin exportiert wird.“

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