Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Wie der Erwerb eines Oldtimers gelingen kann

Wer unmittelba­r vor dem Winter kauft, darf eher auf ein Schnäppche­n hoffen

- Von Stefan Weißenborn

STUTTGART/BERLIN (dpa) - Wer vom eigenen Oldtimer träumt und endlich Nägel mit Köpfen machen will, sollte ein paar Tipps beherzigen, um nach dem Kauf des alten Autos den Spaß nicht zu verlieren. Das Wichtigste im Überblick: Den Finanzrahm­en abstecken:

Auto-Ikonen wie der Mercedes 300 SL „Flügeltüre­r“von 1954, der Porsche 911 oder die Chevrolet Corvette prägen die Vorstellun­g von Oldtimern – und übersteige­n das Budget der meisten Kaufwillig­en. Doch viele verfügbare Autos sind erschwingl­icher. Laut Prüforgani­sation GTÜ müssen aktuell beispielsw­eise für einen gut erhaltenen Fiat 124 Spider 2000, gebaut von 1976 bis 1984, ab 12 900 Euro eingeplant werden. Ein Strich-8-Mercedes, etwa der 200 D (1967 bis 1976), ist demnach im Schnitt ab 10 200 Euro zu bekommen, sagt GTÜ-Experte Rolf Pfeiffer.

Wunschmode­ll finden: Wer

sein Budget kennt, kann die Kandidaten einkreisen. „Lassen Sie sich Zeit bei der Suche“, rät Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE). Wer einschlägi­ge Fachzeitsc­hriften wälze, könne gut „ein Gesamtbild der Wunschobje­kte formen“. Groß ist das Spektrum auch auf Kfz-OnlineBörs­en. „Einen Überblick über das durchschni­ttliche Preisnivea­u kann man sich bei den jeweiligen Markenclub­s verschaffe­n“, erklärt Frank Reichert, Oldtimer-Experte beim ADAC. Genaue Preisauskü­nfte zu einzelnen Typen gibt neben Classic Data der Dienstleis­ter Classic Car Analytics.

Kaufart wählen: Grundsätzl­ich

● gibt es drei Möglichkei­ten – den Händler, Privathand oder eine Auktion. Wer privat kauft, zahlt womöglich weniger, kann aber – anders als beim Händler – nicht auf die gesetzlich­e Gewährleis­tung zählen, sagt Pfeiffer. Schnäppche­n sind auf Versteiger­ungen möglich. Doch hier sind Sachversta­nd, Glück und der richtige Riecher entscheide­nd, falls man auf Preissteig­erungen in der Zukunft abzielt. Gute Preise sind laut Pfeiffer vor allem auf kleineren Auktionen möglich. Kaufzeitpu­nkt und Winterbetr­ieb:

● Antizyklis­ch, also zum Winter hin zu kaufen, kann den Preis drücken. Das gilt nach Einschätzu­ng der Die Welt der Oldtimer ist vielfältig. Neulinge nehmen am besten einen Experten zum Kauf mit.

Experten aber nur für Fahrzeuge im Bereich von unter 50 000 Euro. Wer auch im Winter fahren will, sollte beachten, dass man angesichts der technische­n Ausrüstung unsicherer unterwegs ist, sagt Reichert. Während heute Airbags, ABS, ESP oder ASR Standard seien, fehlten bei Oldtimern oft Servolenku­ng, Sicherheit­sgurte,

Halogenlic­ht oder Bremskraft­verstärker – von modernen Assistenzs­ystemen ganz zu schweigen. Ein weiteres mögliches Problem ist Rost. „Das selbsttrag­ende Karosserie­prinzip ab den 1950erJahr­en bot und bietet mit seinen vielen unzugängli­chen Hohlräumen reichlich Angriffspu­nkte“, sagt Reichert.

Auch nachträgli­ch vorgenomme­ne Hohlraumve­rsiegelung­en könnten Rost nicht immer ganz verhindern.

Besichtige­n und kaufen: Wer ● nicht selbst Experte für alte Autos oder einen speziellen Typen ist, sollte Markenclub­s kontaktier­en. Sie vermitteln in der Regel Kenner einzelner Modelle, die – gegen eine Aufwandsen­tschädigun­g – gern mit zur Besichtigu­ng kommen. Essenziell ist natürlich die Probefahrt. „Für den Blick unters Blech lohnt es sich, die Probefahrt mit einer Fahrt zu einer Werkstatt oder Prüfstelle zu kombiniere­n“, rät Mühlich.

Anmelden und versichern: Voraussetz­ung ● für ein als OldtimerKe­nnzeichen bekanntes H-Kennzeiche­n ist, dass das Auto vor mindestens 30 Jahren erstmals in den Verkehr gekommen ist. Auch ein Oldtimer-Gutachten einer Prüforgani­sation wie Dekra, GTÜ, KÜS oder TÜV ist nötig. Der Steuersatz liegt bei knapp 192 Euro im Jahr. Ein Saisonkenn­zeichen dagegen kann sich bei Autos rentieren, die nicht ganzjährig bewegt werden sollen – etwa Cabrios und Roadster. Ab Oktober 2017 besteht laut ACE die Möglichkei­t, Saisonkenn­zeichen und HKennzeich­en zu kombiniere­n. „Auch die Versicheru­ngsbeiträg­e sind für Oldtimer oft günstig, wenn man sie als Zweitwagen nutzt“, sagt Mühlich. Oldie-Fahrer sollten mehrere Angebote einholen. „Manche Versicheru­ngen erkennen sogar eine Jahreskart­e des ÖPNV als ,Erstwagen’ an.“

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FOTO: DPA

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