Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
36 Katzen aus Messie-Haus gerettet
Die Fellnasen sind im Tier-Service-Zentrum und hoffen nun auf neue Besitzer.
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BAD WALDSEE - Mit Parasiten befallen, beinahe ausgehungert, verschnupft: Aus einem Messie-Haus im Kreis Biberach haben Kai Scherrn und Horst Fallenbeck vom Tier-Service-Zentrum (TSZ) vor wenigen Tagen 36 Katzen gerettet. Die Samtpfoten sind separiert im TSZ in Bad Waldsee untergekommen. Nun werden interessierte Katzenliebhaber gesucht.
„Es hat alles ganz harmlos angefangen“, berichtet Fallenbeck und schildert den Einsatz, der ihm noch lange im Gedächtnis bleiben wird, so: Ein junger Mann hatte das besagte Haus ersteigert, die Bewohnerin weigerte sich allerdings auszuziehen. Gerichtlich sei die Zwangsräumung angeordnet worden ,und da bekannt war, dass die Frau Katzen hält, engagierte der Eigentümer das TSZ mit der fachmännischen Versorgung der Tiere. „Wir wussten aber nicht, wie viele Katzen es sind, und auch nicht, was uns da erwartet. Wenn wir es gewusst hätten, bin ich mir nicht sicher, ob wir den Auftrag angenommen hätten“, erklärt Fallenbeck rückblickend.
Die Tierexperten fanden ein völlig vermülltes Haus vor, mit aufeinandergetürmtem Ramsch in der einen Ecke und verschütteten Katzentoiletten in der anderen. Aus allen möglichen Unterschlupfmöglichkeiten lugten Katzenaugen hervor. Der Geruch war beißend. „Die Bewohnerin hat sogar noch ein paar Katzen aus dem Küchenfenster ins Freie gelassen“, erinnert sich Scherrn an die skurrile Situation vor Ort, und so ist nicht genau bekannt, wie viele Vierbeiner die Frau bei sich aufgenommen hatte. Nur so viel wurde deutlich: „Der Zustand der Katzen war verheerend.“Da die Tiere wohl kaum etwas zu trinken bekamen, waren sie beinahe ausgetrocknet. „Sie waren keinesfalls gut ernährt, aber auch nicht unterernährt“, erinnert sich Scherrn. So bekamen die Katzen zwar etwas zu essen – aber alle das gleiche Futter. Spezielle Nahrung für Babykatzen war nicht dabei. Und so verstarb ein Kätzchen bereits kurz nach der Rettungsaktion.
Von handzahm bis aggressiv
Das Einfangen der Katzen gestaltete sich ebenfalls schwierig. Während die einen handzahm waren, zeigten sich die nächsten aggressiv. „Wenn man sie behutsam in die Transportbox setzen wollte, sind sie einem ins Gesicht gesprungen. Ein SecurityMitarbeiter wurde gebissen“, erzählen die Tierprofis und schütteln den Kopf. Die 36 Katzen wurden dann ins TSZ gebracht. Eine Tierärztin untersuchte die Fellnasen. Die Diagnose: Massiver Parasitenbefall, und alle hatten Schnupfen. Obwohl die Vierbeiner in schlechtem Zustand waren, konnte die Tierärztin hinsichtlich des befürchteten Katzenaids vorläufig Entwarnung geben. Damit das so bleibt, hoffen Fallenbeck und Scherrn auf eine schnelle Vermittlung der Tiere. „Je weniger Katzen zusammen sind, desto geringer ist ihr Stress. Und Infektionskrankheiten treten durch Stress auf.“
Interessierte können sich direkt an das TSZ wenden. Zwischenzeitlich wurden für sämtliche Stubentiger Impfpässe angelegt. Allerdings weist Fallenbeck auf zukünftige Investitionen für die neuen Katzenherrchen und -frauchen hin. „Wer sich so eine Katze holt, muss mit Folgekosten für weitere Behandlungen rechnen. Das macht es natürlich nicht einfacher, die Katzen zu vermitteln“, räumt der TSZ-Geschäftsführer ehrlich ein. Aber die Hoffnung, dass sämtliche Katzen ein neues zu Hause bekommen, ist groß. Schließlich hätten sich auf einen Aufruf im Internet bereits erste Interessenten gemeldet.
Katzenbäume gesucht
Da die Fellnasen in separaten Räumen untergebracht sind, bleiben die weiteren tierischen Bewohner des Tier-Service-Zentrums von den Katzen ungestört und unberührt. Einzig bei den Katzenbäumen ist das TSZ an seine Grenzen gestoßen. Wer also einen alten Katzenbaum zu verschenken hat, ist in Oberurbach gern gesehen.
Interessierte können sich direkt an das TSZ wenden unter Telefon 07524 / 906886 oder per E-Mail: info@tierservicezentrum.de
Ein Video der Katzen gibt es unter: ●» www.schwaebische.de/ katzen-tsz