Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Thomas Brüchle bleibt auf Erfolgskurs
Tischtennisspieler vom SV Deuchelried holt bei Para-EM Bronze im Einzel und Gold im Doppel
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WANGEN - Überaus zufrieden ist der Tischtennisspieler Thomas Brüchle von seinem zehntägigen Aufenthalt im slowenischen Lasko vor Kurzem nach Hause zurückgekehrt. Im Gepäck des 41-Jährigen befanden sich zwei weitere Medaillen, die er bei der Para-Europameisterschaft erringen konnte. Jetzt konzentriert sich der gebürtige Lindauer erst einmal wieder neben seinen Beruf als Lehrer auf die Aufgaben beim SV Deuchelried, wo er mit Nichtbehinderten in der Verbandsklasse spielt, und auf die im November beginnende Saison in der Rollstuhl-Bundesliga, in welcher er für den SV Salamander Kornwestheim an den Start gehen wird.
Wieder gegen Merrien
Im Juli gönnte sich Brüchle eine überdurchschnittliche Portion Freizeit, bevor er sich auf zwei Lehrgängen in Albstadt und Thüringen mit dem bundesdeutschen Team auf die Europameisterschaften vorbereitete. „Die Pause war ganz wichtig, um nach der Team-WM wieder auftanken zu können“, so Brüchle im Rückblick auf den Sommer. Die EM fand diesmal in Lasko (Slowenien) statt – einem Ort, an welchem Thomas Brüchle bereits mehrere Weltranglistenturniere absolviert hatte. „Mir ist die Location vertraut. Das Hotel und der Spielort liegen nur 500 Meter auseinander“, erzählt er.
Am 26. September reiste das Tischtennis-Ass von Lindau nach Lasko, nutzte die zwei Tage vor Wettkampfbeginn, „um nochmals die gewohnte Hallenluft zu schnuppern“. Los ging es am 28. September mit dem Einzelbewerb. Thomas Brüchle startete in der Wettkampfklasse (WK) 3, in welcher knapp zwei Dutzend Teilnehmer um Edelmetall kämpften. In sechs Gruppen, nach Weltranglistenposition aufgeteilt, traf er auf einen „italienischen Neuling“, den er ohne große Mühe in drei Sätzen bezwang.
Knifflig wurde es in der zweiten Partie gegen den Österreicher Egon Kramminger, einem „Routinier mit sehr speziellen Aufschlägen“, wie Brüchle sagt. Nach verlorenem ersten Durchgang stellte sich der Lindauer besser auf die Spielweise ein und setzte sich schlussendlich mit 3:1 durch, was den Viertelfinaleinzug bedeutete. Dort traf er auf den Ukrainer Vasyl Petruniv, gegen den er beim Weltranglistenmatch in Bayreuth wenige Monate zuvor noch unterlegen gewesen war. „Das erwartet schwere Spiel“stand 1:1, als Brüchle aufdrehte: Mit 3:1 glückte ihm die Revanche, er erreichte das Halbfinale und hatte damit die erste Medaille sicher.
Gegen Florian Merrien aus Frankreich, auf den Thomas Brüchle bereits im Vorjahr beim Semifinale der Paralympics in Rio getroffen war, zog er auch diesmal den Kürzeren. Spielentscheidend war der dritte Durchgang, in dem der 41-Jährige fünf Satzbälle nicht verwerten konnte. „Ich habe diesmal besser gegen ihn gespielt als in Rio, gereicht hat es trotzdem nicht.“Dennoch: Mit Bronze im Einzel war Thomas Brüchle zufrieden.
Schon einen Tag nach dem Ende des Einzels stand der Teambewerb auf dem Programm. Sechs Jahre waren Thomas Brüchle und sein Partner Tom Schmidberger hier ungeschlagen, dreimal hatten sie hintereinander die EM gewonnen – und waren natürlich auch in Lasko Top-Favoriten. Schmidberger war tags zuvor erst Europameister im EM-Einzel geworden, weswegen beide die Spannung und den Druck aufrechterhalten wollten – und beschlossen, ohne Betreuung eines Trainerteams in den Wettbewerb zu gehen. „Wir wollten ohne Trainerteam spielen, um uns gegenseitig zu puschen“, sagt Brüchle rückblickend. Klappte ganz gut: Binnen vier Tagen schlugen sie erst das spanische Team, danach Slowenien und im Halbfinale Österreich. Im Finale besiegten sie die Ukraine mit 2:0. Wichtig war für den Tischtennisspieler vom Bodensee der Titelgewinn auch deshalb, weil er sich so für ein weiteres Jahr automatisch für den A-Kader des Deutschen Tischtennis-Bunds qualifizierte.
Nach der Rückkehr aus Slowenien holte Thomas Brüchle aber schnell der Alltag wieder ein. Seine Schülerinnen und Schüler einer neunten Klasse am Bildungszentrum Parkschule in Kressbronn warteten ebenso sehnsüchtig auf ihren Lehrer wie der SV Deuchelried, bei dem er in der Tischtennis-Verbandsklassse Süd auf Punktejagd geht. Und im November startet die Rollstuhl-Bundesliga, in der Brüchle mit dem Aufsteigerteam SV Salamander Kornwestheim an den Start gehen wird.
Auch den nächsten absoluten Höhepunkt seiner Tischtenniskarriere hat Brüchle schon im Blick: die Einzel-WM im Oktober 2018, wiederum in Slowenien. „In einem Nachbarort von Lasko mit einer schönen, großen Halle“, so Thomas Brüchle.