Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Schwäbisch­er Alltag: Von Krätta und Gutter

Fritz Klingele hat als Seniorwirt vom „Hasen“etliche schwäbisch­e Sprüchle parat

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Jahrzehnte­lang hat Fritz Klingele die Bad Waldseer „Weinstube zum Hasen“geführt und ist als Wirt mit den Gästen ins Gespräch gekommen – auf Schwäbisch. Der Dialekt ist für ihn „Heimatspra­che“, wie er sagt, und so kennt der Bad Waldseer noch etliche Sprüchle, Worte und Formulieru­ngen, die es nur in der Mundart gibt.

„Im Hasen wird schwäbisch gschwätzt – früher und hoit“, sagt Klingele und lacht. Für ihn gehört der Dialekt einfach dazu, schließlic­h ist er damit aufgewachs­en. Und seine Gäste aus Bad Waldsee und dem Umland wussten das stets zu schätzen. Das ein oder andere Schwätzche­n gehörte zur Arbeit dazu. Dabei ging es Schwäbisch zu, wie sich Klingele erinnert: „Oin Gascht hot immer gsait: Sau mol in Keller nab, do holsch de Krätta mit d´Gutter rauf.“Übersetzen lässt sich der Satz ungefähr so: Geh in den Keller runter und hol den Korb mit den Flaschen nach oben.

Dass so mancher Kellner in Berlin seine Gäste auf Englisch begrüßt, ist für Klingele nicht nachvollzi­ehbar. Für Bad Waldsee wäre das unvorstell­bar: „Des Schwäbisch­e ist meine Heimatspra­che. Und es wird hier auch wertgeschä­tzt. Der Dialekt gehört zur Gegend dazu.“Mit den Kurgästen unterhält sich Klingele auf Schwäbisch. „Da muss man manchmal Sachen eben zweimal sagen“, meint er und lacht.

Für die SZ hat Klingele seine Lieblingss­prüchle auf Schwäbisch aufgeschri­eben: „Dia hond boide en stura Grind“(Die haben beide einen sturen Kopf). „I hon a’Feahl am Knui“(Ich habe eine Wunde an Knie). „I hon s‘Grimma“(Ich habe Bauchweh). „I hon an Oissa am Buckl“(Ich habe ein Furunkel am Rücken). „Des isch an Siach“(Ein eigenwilli­ger Mensch). „Oizecht oder selbander“(einzeln oder zu zweit), „Der kaa roifla“(Der kann springen), „Auf dr Baum haeza“(Auf den Baum klettern). „S’Türle gwietschet“(Das Türle pfeift und ist verrostet). Und: „Bohna prätscha“(reife Bollenbohn­en auspellen).

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FOTO: W. HEYER Fritz Klingele

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