Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Brücken anstatt Mauern bauen
Die hitzigen Wortmeldungen im Aulendorfer Gemeinderat haben mal wieder gezeigt: Kaum ein anderes Thema polarisiert so sehr wie das der Flüchtlinge und bringt so manch gewählten Kommunalpolitiker dazu, am Ratstisch die Beherrschung zu verlieren und wutentbrannt Stammtischparolen von sich zu geben. Die Diskussionskultur besonders in einem Gremium wie dem Gemeinderat sollte jedoch dringend auf sachlicher und nicht auf emotionaler Ebene geführt werden.
Pauschalisierungen über Flüchtlinge helfen nicht weiter. Es ist gut und wichtig, dass Bürger (und auch Stadträte) ihre Bedenken, Erfahrungen und Sorgen äußern dürfen – und sogar sollen. Aber bitte ohne den Duktus und Tonfall dieser modern gewordenen Wutbürgerkultur. Eine Neiddebatte damit anzuheizen, dass Flüchtlinge „vollgestopft vom Staat“in ihren Containern rumhängen und zu faul für jede Arbeit seien, ist in einem Ratssaal unpassend, unwürdig und erinnert stark an den Sprachgebrauch von Rechtspopulisten. Schönreden bringt hingegen auch niemanden weiter. Dass es durchaus nicht nur eifrige Gutmenschen unter den geflüchteten Menschen gibt, ist ebenso klar wie die Tatsache, dass auch unter Einheimischen nicht nur fleißige und rechtschaffene Engel leben.
Anstatt sich jedoch über Sprachprobleme der Flüchtlinge zu beschweren, sollte man versuchen, sie zügiger zu lösen. Das Gremium sollte gemeinschaftlich seine Energie darauf verwenden, Brücken zu bauen, anstatt gedankliche Mauern hochzuziehen. An Bürgermeister Burth liegt es, solche Diskussionen künftig besser zu moderieren und schneller wieder auf eine sachliche Ebene zu lenken.