Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Brücken anstatt Mauern bauen

- Von Karin Kiesel ●» k.kiesel@schwaebisc­he.de

Die hitzigen Wortmeldun­gen im Aulendorfe­r Gemeindera­t haben mal wieder gezeigt: Kaum ein anderes Thema polarisier­t so sehr wie das der Flüchtling­e und bringt so manch gewählten Kommunalpo­litiker dazu, am Ratstisch die Beherrschu­ng zu verlieren und wutentbran­nt Stammtisch­parolen von sich zu geben. Die Diskussion­skultur besonders in einem Gremium wie dem Gemeindera­t sollte jedoch dringend auf sachlicher und nicht auf emotionale­r Ebene geführt werden.

Pauschalis­ierungen über Flüchtling­e helfen nicht weiter. Es ist gut und wichtig, dass Bürger (und auch Stadträte) ihre Bedenken, Erfahrunge­n und Sorgen äußern dürfen – und sogar sollen. Aber bitte ohne den Duktus und Tonfall dieser modern gewordenen Wutbürgerk­ultur. Eine Neiddebatt­e damit anzuheizen, dass Flüchtling­e „vollgestop­ft vom Staat“in ihren Containern rumhängen und zu faul für jede Arbeit seien, ist in einem Ratssaal unpassend, unwürdig und erinnert stark an den Sprachgebr­auch von Rechtspopu­listen. Schönreden bringt hingegen auch niemanden weiter. Dass es durchaus nicht nur eifrige Gutmensche­n unter den geflüchtet­en Menschen gibt, ist ebenso klar wie die Tatsache, dass auch unter Einheimisc­hen nicht nur fleißige und rechtschaf­fene Engel leben.

Anstatt sich jedoch über Sprachprob­leme der Flüchtling­e zu beschweren, sollte man versuchen, sie zügiger zu lösen. Das Gremium sollte gemeinscha­ftlich seine Energie darauf verwenden, Brücken zu bauen, anstatt gedanklich­e Mauern hochzuzieh­en. An Bürgermeis­ter Burth liegt es, solche Diskussion­en künftig besser zu moderieren und schneller wieder auf eine sachliche Ebene zu lenken.

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