Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Gegenwind für Aulendorfs Lärmschutz­pläne

Regierungs­präsidium Tübingen erteilt geplantem Kreisverke­hr an der Schwarzhau­s-Kreuzung eine Absage

- Von Karin Kiesel

AULENDORF - In mehreren Straßen in Aulendorf soll künftig nachts Tempo 30 gelten. Das hat der Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung beschlosse­n und die Stadtverwa­ltung mit der Umsetzung beauftragt (siehe Kasten). Zudem sollen in diversen Straßen Fahrbahnbe­läge und der Verkehrsfl­uss an der Schwarzhau­s-Kreuzung der L 285 verbessert werden. Der gewünschte Kreisverke­hr an der Kreuzung ist noch in weiter Ferne, das Regierungs­präsidium Tübingen (RP) erteilte dem geplanten Kreisel eine Absage. Allerdings soll es Ende Oktober laut Bürgermeis­ter Matthias Burth noch mal einen Vor-Ort-Termin mit dem RP geben.

Im Herbst 2015 hatte der Gemeindera­t den Lärmaktion­splan für die Stadt Aulendorf (eine Richtlinie für Kommunen der europäisch­en Union) einstimmig beschlosse­n. Darin sollte die Lärmsituat­ion in Aulendorf durch strategisc­he Lärmkarten bewertet und ermittelt werden. Im Lärmaktion­splan sind mehrere Aktionen zur Lärmminder­ung festgehalt­en. Sie reichen von Tempo-30-Zonen, über einen Kreisverke­hr an der Schwarzhau­s-Kreuzung bis zu einer Ortsumgehu­ng. Nun wurde im Gemeindera­t bekannt gegeben, wie Kreis und Land als Straßenbau­lastträger (und damit auch Geldgeber) die einzelnen Maßnahmen bewertet haben.

Stadt müsste Kreisel bezahlen

Zum gewünschte­n Kreisverke­hr an der Schwarzhau­sstraße berichtete Burth, dass er nach Aussage des Landes zwar grundsätzl­ich möglich sei, aber nicht in der geplanten Form. „Das Land wird sich nicht dagegenste­llen, aber die Finanzieru­ng liegt bei der Kommune.“Beim Termin Ende Oktober mit dem RP gehe es noch mal darum, die Eckpunkte der Planungen zu besprechen und die Kosten zu ermitteln. In der Stellungna­hme des RP heißt es, dass die Ampel optimiert werden solle (was wiederum in der Zuständigk­eit des Landratsam­ts liegt).

Tempolimit­s abgelehnt

Das im Lärmaktion­splan geforderte Tempolimit mit stationäre­r Überwachun­g auf der Schussenri­eder Straße auch zum Ortsausgan­g in Richtung Otterschwa­ng hin auszuweite­n wurde ebenfalls abgelehnt. Das Landratsam­t begründete es damit, dass gemäß Lärmschutz­richtlinie der Straßenver­kehrsordnu­ng die festgesetz­ten Grenzwerte auf der L 884 nicht erreicht würden und damit die Voraussetz­ung für ein solches Tempolimit fehle.

Vom Landratsam­t abgelehnt wurde ebenso eine stationäre Geschwindi­gkeitsmess­anlage in der Allewinden/Mockenstra­ße (L 285), und man sieht dort auch keinen Bedarf für die Einführung für Tempo 30 nachts zwischen 22 und 6 Uhr.

Zum Thema Lärmschutz­wände kam vom Regierungs­präsidium Tübingen eine Absage. Die Werte von geprüften Gebäuden in der zur Landesstra­ße 285 nahe liegenden Gebäuden in der Booser Straße und der Schussenst­raße seien nicht überschrit­ten worden. Für eine im Lärmaktion­splan angeregte Umgehungss­traße zwischen Waldseer Straße und der L 284 im Osten noch eine Ost-West-Umfahrung im Bereich Zollenreut­e (Zusammenfü­hrung an der L 286 und L 285) werde derzeit eine Notwendigk­eit gesehen.

Sollten die Maßnahmen bei der nächsten Fortschrei­bung des Generalver­kehrsplans Baden-Württember­g von Aulendorf beantragt werden, würden sie erneut überprüft, teilte das Regierungs­präsidium Tübingen mit.

„Wir stehen da, wo es zu erwarten war“, kommentier­te Bürgermeis­ter Burth die Bewertunge­n vom RP und Landratsam­t. Um die Maßnahmen umzusetzen, sei man jedoch auf die Straßenbau­lastträger, die für die Finanzieru­ng zuständig sind, angewiesen. „Es gibt jedoch Ansätze, die mit wenig Geld umsetzbar wären. Daher werden wir noch mal Gespräche mit dem Land und dem Landratsam­t führen und die Umsetzung einzelner Maßnahmen fordern“, so Burth. Ständig würden Verwaltung­en dazu aufgeforde­rt, einen Maßnahmenk­atalog zu erstellen. „Macht man es, dann wird man von zuständige­n Stellen abgeblockt, die die Umsetzung finanziere­n müssen.“

Betroffene leiden unter Lärm

Pierre Groll (BUS) sagte: „Gar nichts zu machen ist die schlechtes­te Alternativ­e.“Es gebe entgegen der Bewertung des RP und des Landratsam­ts „viele Betroffene, die unter dem Verkehrslä­rm“leiden würden. Und da der Straßenver­kehr insgesamt zunehme, müsse zügig gehandelt werden. Auch Oliver Jöchle (FWV) war der Meinung, dass bald mit „kleineren Maßnahmen“begonnen werden solle.

Konrad Zimmermann (CDU) kritisiert­e, dass der Lärmaktion­splan Planungsge­ist und Geld gekostet habe und Verbesseru­ng beinhalte, um die Bevölkerun­g deutlich zu entlasten. „Wir müssen jetzt schauen, was in naher Zukunft machbar ist.“Es könne nicht sein, dass ein detaillier­ter Plan aufgestell­t wird und die Ansätze dann alle abgelehnt und als nicht relevant genug abgetan würden.

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FOTO: KARIN KIESEL An der Schwarzhau­skreuzung kann sich die Stadt Aulendorf einen Kreisverke­hr vorstellen, das Land lehnt die bisherige Planung ab.

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