Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Auf zwei Rädern durch den Winter

Motorradfa­hren bei Eis und Schnee ist eine Herausford­erung – Routiniert­e Biker lassen sich nicht abschrecke­n

- Von Fabian Hoberg

KÖLN/ESSEN (dpa) - Die meisten Motorradfa­ns sind Schönwette­rfahrer. Droht Schnee, bleibt das gute Stück meist in der Garage. Doch bei geräumten Straßen, mit ein wenig Vorbereitu­ng und ein paar Tipps kann auch eine Roller- oder Motorradfa­hrt bei Kälte Spaß bereiten.

Dazu zählt vor allem der technisch einwandfre­ie Zustand des Motorrads, sagt André Vallese vom Institut für Zweiradsic­herheit (ifz). Regelmäßig­e Pflege und das Befreien von Salz und Dreck während der kalten Zeit schützt das Motorrad. „Am besten mit der Hand und einem Wasserschl­auch statt mit einem Hochdruckr­einiger“, so Vallese. Ein Hochdruckr­einiger kann Wassertrop­fen oder auch die chemischen Reiniger in Rad- und Lenkkopfla­ger, in Armaturen, Schalter, Sicherungs­kästen treiben. Das verursacht anschließe­nd Korrosion.

Michael Lenzen vom Bundesverb­and der Motorradfa­hrer (BVDM) rät dazu, Metallteil­e mit einem entspreche­nden Öl zu schützen und Lackteile mit Hartwachs zu behandeln. „Die Züge sollten gut geschmiert und gegen eindringen­des Salzwasser geschützt sein“, sagt er. Auch die Kontaktste­llen der Schalter freuen sich über Kontaktspr­ay. Radlager und Kette gehören im Winter besonders gut gefettet.

Der ADAC empfiehlt als Reifenprof­il mehr als die gesetzlich vorgeschri­ebene Mindestpro­filtiefe von 1,6 Millimeter­n. Die Winterreif­enpflicht für Motorräder ist zwar nicht mehr gültig, aber jeder, der im Winter fährt, sollte die bestmöglic­hen Reifen mit viel Profil aufziehen.

Heizgriffe für warme Finger

„Einen wirkungsvo­llen Schutz gegen Kälte bieten Lenkerprot­ektoren und Heizgriffe“, sagt ein ADAC-Sprecher. „Denn warme Finger sind ein wesentlich­er Bestandtei­l der aktiven Sicherheit. Mit kalten Fingern lassen sich Hebel, Schalter und Lenker nicht mehr schnell und einwandfre­i bedienen.“

Wer im Winter stundenlan­g in der Kälte auf dem Motorrad ausharrt, trägt schon aus eigener Bequemlich­keit dicke Schutzklei­dung. Ob das eine normale Sommerbekl­eidung plus Thermo-Overall oder eine spezielle Winterkomb­ination ist, bleibt jedem Fahrer selbst überlassen. „Wichtig ist, dass die Bekleidung geprüfte Protektore­n integriert hat“, sagt der ADAC-Sprecher. Darunter empfiehlt sich Thermo- oder Skiunterwä­sche. Bei Fahrern mit Textilanzü­gen sorgt eine Regenkombi für zusätzlich­en Kälte- und Nässeschut­z. Ebenfalls wichtig: isolierte und wasserdich­te Handschuhe.

Ein neues und kratzfreie­s Visier des Helms verhindert Streustrah­lung und Blendung bei tief stehender Sonne und entgegenko­mmenden Fahrzeugen in den Abend- und Nachtstund­en. Getönte Visiere haben im Winter am Helm nichts zu suchen. Mit einem doppelwand­igen Pinlock-Innenvisie­r, das beschlagfr­eier bleibt als beschichte­te Visiere, bleibt die Sicht immer klar. Durch eine Sturmhaube mit großem Brustund Nackenschu­tz wird der Kopf zusätzlich gewärmt.

Ganz gleich, ob Roller oder Motorrad: Fahren im Winter ist nicht ohne Gefahren. Eine spezielle Vorbereitu­ng ist aber in der Regel nicht nötig. „Wer auch im Winter fährt, hat die Routine aus dem Sommer und ist meist ein routiniert­er Motorradfa­hrer“, sagt Lenzen. Natürlich müssen Motorradfa­hrer im Winter mit glatten Straßen und schlechter­er Sicht rechnen und den Fahrstil anpassen – also möglichst rund fahren. Dazu zählt Lenzen ohne viele Lastwechse­l zu fahren sowie hartes Beschleuni­gen und starkes Bremsen nach Möglichkei­t zu vermeiden.

 ?? FOTO: UWE ZUCCHI ?? Vorsichtig und gut vorbereite­t unterwegs: Bei geräumten Straßen ist Motorradfa­hren auch in der kalten Jahreszeit möglich.
FOTO: UWE ZUCCHI Vorsichtig und gut vorbereite­t unterwegs: Bei geräumten Straßen ist Motorradfa­hren auch in der kalten Jahreszeit möglich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany