Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bad Saulgauer Rat diskutiert Urnenbestattung im Wald
Waldstück bei Hochberg ist für diesen Zweck vorgesehen – Verfahren beim Landratsamt
●
BAD SAULGAU - Die letzte Ruhestätte im Schatten eines Baumes im Wald statt auf dem Friedhof. Neue Bestattungsformen sind auch in Bad Saulgau ein Thema. Der Gemeinderat Bad Saulgau entscheidet in seiner heutigen Sitzung im Stadtforum darüber, ob die Stadtverwaltung beim Landratsamt die Ausweisung eines Bestattungswaldes im Wald bei Hochberg beantragen soll. Sollte der Gemeinderat zustimmen, könnte das Verfahren beim Landratsamt noch in diesem Jahr in Gang kommen.
Ein Waldstück von 40 Hektar Größe ist im Wald bei Hochberg für diesen Zweck vorgesehen. Allerdings soll der Bestattungswald über die Jahre wachsen. „Wir haben geplant, jetzt einmal anzufangen und die für Bestattungen notwendige Fläche erst sukzessive zu vergrößern“, sagt Thomas Schäfers, Sprecher der Stadtverwaltung. Die Fläche befindet sich in städtischem Besitz, so Schäfers. Stadtförster Harald Müller hat die Konzeption im Rahmen einer nichtöffentlichen Vorberatung im Verwaltungsausschuss bereits vorgestellt.
Nach der vorgestellten Konzeption können in einem Bestattungswald verschiedene Formen von Grabstellen gewählt werden. In den meisten bestehenden Bestattungswäldern werden an einem Baum acht bis zwölf Urnen bestattet. Bei zwölf Grabstellen kann die Lage analog dem Ziffernblatt einer Uhr angelegt werden. Zwölf Bestattungen pro Baum wird die Verwaltung heute dem Gemeinderat vorschlagen.
Verschiedene Baumarten
Die in der Gemeinderatssitzung vorgestellte Konzeption sieht Bestattungen an Gemeinschaftsbäumen, an Familienbäumen und an Wahlruhebäumen vor. Beim Gemeinschaftsbaum gibt es die Möglichkeit, eine Grabstelle an einem Baum zu erwerben. Beim Familienbaum wird ein einzelner Baum erworben, an dem die Angehörigen einer Familie bestattet werden können. Vorstellbar ist auch ein Wahlruhebaum. Die Interessenten können sich hier einen Baumart aussuchen, die städtische Waldarbeiter pflanzen. Beim Wahlruhebaum soll es ebenfalls möglich sein, eine einzelne Grabstelle zu erwerben. Je nach Baumart werden von der Verwaltung unterschiedliche Ruhezeiten angeboten. Für 20 Jahre soll eine Grabstelle an einem Gemeinschaftsbaum genutzt werden können, 70 Jahre werden als Laufzeit für einen Familienbaum vorgeschlagen und beim Wahlruhebaum schlägt die Verwaltung eine Nutzungszeit von 50 Jahren vor. Da allgemein von einer Nutzungszeit von insgesamt 99 Jahren ausgegangen wird, wäre damit bei Grabstellen auch eine Mehrfachnutzung möglich. Familienbäume könnten von mehreren Generationen genutzt werden. Die Vorbereitungen für die neuen Bestattungsformen sind im Gange. „Mit dem Landratsamt sind wegen des Grundwasserschutzes bereits intensive Gespräche geführt worden“, so Thomas Schäfers. In einem Schreiben wurden auch die betroffenen Jagdpächter von den Plänen in diesem Waldgebiet informiert. „Die Pächter sollen von dem Projekt nicht erst aus der Zeitung erfahren“, so Schäfers.
Bei den genutzten Flächen des Bestattungswaldes würde das Jagdrecht voraussichtlich eingeschränkt. Auch der Ausgleich der Interessen betroffener Jagdpächter wird im Verfahren beim Landratsamt Sigmaringen geklärt werden. Thomas Schäfers möchte sich bei der Frage einer möglichen Eröffnung eines Bestattungswaldes allerdings nicht festlegen. „Wir gehen aber davon aus, dass im es im Jahr 2018 deutlich vorwärts geht“.
Die Gemeinderatssitzung beginnt heute, Donnerstag, um 18 Uhr im Stadtforum in Bad Saulgau. Die Sitzung beginnt mit einer Bürgerfragestunde.