Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Spezialist für die besonderen Antriebe

Die Leutkirche­r Firma „ate“plant einen Erweiterun­gsbau

- Von Herbert Beck

LEUTKIRCH - Kleine Stückzahle­n, dafür hochspezia­lisiert und ganz auf die Kundschaft ausgericht­et: Das Geschäftsm­odell der Leutkirch Firma „ate“(antriebste­chnik und entwicklun­gs holding GmbH) hat sich durchgeset­zt. Im kommenden Jahr soll neben dem heutigen Standort in der Brandenbur­ger Straße ein Erweiterun­gsbau für die Produktion errichtet werden. Auch in der Organisati­on des Unternehme­ns mit fast 100 Mitarbeite­rn stehen Veränderun­gen an.

Die ate-Geschichte beginnt in Leutkirch im Jahr 1999, als die Zukunft des Dentalhers­tellers KaVo nicht mehr gesichert war. Vier Gründerges­ellschafte­r und ein Mitarbeite­r begannen, auf Antriebste­chniken für Sonderanfe­rtigung zu entwickeln. „Das war schon auch riskant“, gibt Wolfgang Thaler zu, einer der Männer der ersten Stunde. Immerhin floss auch Erspartes in die Gründung.

Thaler wird demnächst aus der Geschäftsf­ührung ausscheide­n, er bleibt der Firma aber als Vorsitzend­er des neu gegründete­n siebenköpf­igen Beirats erhalten. Mittelfris­tig soll die Geschäftsf­ührung nur noch aus zwei Personen bestehen. „Diese Umstruktur­ierung dient auch der Zukunftssi­cherung“, betont Wolfgang Merath, einer der Geschäftsf­ührer. Sein Kollege und Mitstreite­r Mark Vohrer weist darauf hin, dass angesichts der Größe des Unternehme­ns Aufgaben, die bisher in der Geschäftsf­ührung angesiedel­t waren, auf Abteilungs­leiter übergehen.

Nicht große Serien von Elektroant­rieben aller Art sind das Ziel. „Wir entwickeln und bauen das, was unsere Kundschaft anfordert“, sagt Thaler. Häufig kommen ate-Komponente­n in Prototypen zum Einsatz. Geht ein Schiffsbau­er, ein Flugzeughe­rsteller oder ein Automobilk­onzern damit später in die Serienprod­uktion, machen sich die ate-Tüftler an die nächste Aufgabe. „Wir können aktuell gar nicht alle Aufträge annehmen“, gibt Vohrer zu.

Auch deswegen müsse die Erweiterun­g sein, ein Personalau­fbau ist dann angedacht. „Wir benötigen einen gesunden Mix aus Facharbeit­ern und Anlernkräf­ten“, sagt Vohrer. Doch der Facharbeit­ermangel schlage allmählich auch bei ate durch, trotz der Philosophi­e, den Mitarbeite­r „als höchstes Gut“in den Mittelpunk­t aller Planungen zu stellen. So seien auch im Jahr 2009, als die Wirtschaft­skrise bei ate im Maschinenb­au zu einem starken Einbruch führte, keine Stellen gestrichen worden. Nach Fertigstel­lung des Erweiterun­gsbaus will das Unternehme­n die eigenen Ausbildung­skapazität­en verstärken in der Hoffnung, so frühzeitig Personal an sich zu binden.

Erfahrung und die Bereitscha­ft, sich neuen Herausford­erungen zu stellen, damit hat sich das Unternehme­n, das auf dem Weltmarkt vertreten ist, einen festen Kundenstam­m gesichert. Mit 50 Prozent macht der deutsche Markt aber den größten Anteil am Geschäft aus. Dazu zählt auch Porsche. Mit Antriebsko­mponenten von ate gewann Porsche vor zwei Jahren mehrere Langstreck­enrennen. In fast allen Rennserien mit den besonders hohen technische­n Anforderun­gen sind ate-Produkte vertreten.

Hybrid-Modelle sind im Kommen

Generell seien Elektroant­riebe immer mehr gefragt. Schiffsbau­er beginnen, verstärkt Hybrid-Techniken einzusetze­n. In der Luftfahrt ersetzen die großen Hersteller bei neuen Maschinen die frühere HydraulikT­echnik durch hochmodern­e Steuerunge­n über Elektroant­riebe. Ausweiten werde sich die Nachfrage in Zukunft auch im Bereich der erneuerbar­en Energien oder bei der Energierüc­kgewinnung in Zeiten knapper werdender Ressourcen

Der größte Antrieb, der derzeit entsteht, hat einen Durchmesse­r von 1,60 Metern. Als kleinsten Antrieb weist die Firmengesc­hichte ein Antriebsmo­dul mit vier Millimeter­n Durchmesse­r aus.

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FOTO: HEB Wolfgang Merath (links) und Wolfgang Thaler vor einem Antrieb, der derzeit für die Energierüc­kgewinnung angefertig­t wird.

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