Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Karl F. Pausch hegt schwäbische Mundart
Der langjährige Waldseer Gymnasiumsrektor schrieb viele Gedichte und Kurzgeschichten in seinem Heimatdialekt
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BAD WALDSEE - Die (ober)schwäbische Mundart hatte immer große Bedeutung für den Wahl-Waldseer Karl F. Pausch. Deshalb hat der langjährige Rektor des örtlichen Gymnasiums in seiner aktiven Zeit viele Gedichte und Kurzgeschichten in seinem Heimatdialekt verfasst, sie in der „Schwäbischen Zeitung“veröffentlicht, mehrere Bücher geschrieben und Lesungen abgehalten in der Kurstadt. Der promovierte Philologe ist mittlerweile zwar 93 Jahre alt – aber bis heute kann er Texte wunderbar akzentuiert vorlesen.
Beim Gesprächstermin mit der „Schwäbischen Zeitung“im Pausch’schen Wohnzimmer lässt sich der gebürtige Münchner im Beisein von Ehefrau Renate und Tochter Regine nicht lange bitten. Bereitwillig nimmt er sein Buch von 1995 mit dem Titel „D’Schwoba sind oige“aus dem Regal und liest daraus hervor, als säße ihm ein großes Publikum gegenüber, wie das früher der Fall war. „Die Lesungen für Kurgäste waren immer sehr schön. Meistens habe ich meine schwäbischen Gedichte aber für sie übersetzen müssen und das wurde dann sehr heiter“, erinnert sich der hochbetagte Senior lächelnd zurück an seine Zuhörer, die des (Ober)Schwäbischen nicht mächtig waren und deshalb manchmal nur „Bahnhof“verstanden haben.
Die Pflege der Mundart hatte für Pausch, der in Isny aufgewachsen ist und nach Studium und Referendariat wieder ins Oberschwäbische zurückstrebte, zeitlebens große Bedeutung. „Dialekt gibt uns das Gefühl von Heimat“, weiß der dreifache Vater. Dabei stellt die Rechtschreibung in Sachen „Mundart“Dichter und Literaten vor größere Herausforderungen. Nicht von ungefähr schrieb er im Vorwort zum genannten Buch, das im Verlag „Schwäbischer Bauer“erschienen ist: „Umso höher sind Verdienste begabter Sprachforscher und Mundart-Dichter zu bewerten, die echte Muttersprache bewahren und – annähernd naturgetreu – schriftlich wiedergeben.“
Lied „Schwäb’sche Eisenbahn“umgedichtet
Als Beispiel dafür schrieb er damals: „It viel hüscht nom oder hott, / nix verhudle, übertreibe! / Woisch, wa ma am beschte sott: / auf seim Flecklesteppich bleibe.“Eine humorvolle Breitseite feuerte Pausch ab auf die großen „Dichterschwoba“namens „Schiller, Hölderlin ond Hauff bis Hermann Hesse nauf“. Sein Resümee: „On wenn dr Schiller Fritz hett welle / hett schwäbisch könne dichte au / Bloß, weil er’s hot it welle könne / drom hot’s dr Schiller bleibe lau.“
Wie viele Gedichte der „Gründungsrektor“des Waldseer Vollgymnasiums insgesamt geschrieben hat, vermag er heute nicht mehr zu sagen. „Das dürften schon mehrere Hundert gewesen sein“, meint er. Wenn nicht noch mehr – immerhin füllte der Mundart-Dichter damit jahrelang regelmäßig am Wochenende eine Textspalte seiner Heimatzeitung und auch das Gästemagazin „Kurland“reservierte immer gerne ein Plätzchen für seine Gedichte. Darin streifte er bevorzugt Alltagsthemen. Und viele Vorkommnisse bedachte er mit dem ihm eigenen Humor.
So liest sich der Anfang des bekannten Liedes „Auf dr Schwäb’sche Eisenbahn“bei Pausch wie folgt: „Auf dr schwäb’sche Eisebahne / geit’s no viele Haltstatione / Schtuagert, Ulm bis Bodensee / Durlesbach isch koine meh / An koin Schalter meh kasch gange / koi Billettle meh verlange / wia sell Bäuerle no frei / könne hot seit lang vorbei.“Trotz Haltepunkt-Schließung liest sich das Ende seines umgedichteten Liedes aber ganz versöhnlich: „Waldsee-Durlesbach hot gwonne / Denkmal gstiftet ond ersonne / hot en nobler guater Ma / für die schwäbsche Eisebah.“Dass der „Schöngeist“, wie Tochter Regine ihren Vater charakterisiert, aber auch thematischen Tiefgang bewies, gerne über den eigenen Tellerrand hinausblickte und mithilfe des „Schwäbischen“auch die Welt da draußen deutete, machen ernste Zeilen wie diese deutlich: „Wia dätet Gscheitle saudomm glotze / im Fall dass d’Welt zmol stande bleibt / weil Millione Domme fehlet / mit dene, wo ma d’Welt omtreibt.“
Wer gerne noch einen schwäbisch-chinesischen Zungenbrecher mit der Überschrift „Z’eng eng a wenig“lesen möchte aus der Feder Pauschs, bitte schön: „Chinesisch Mang, Tschiang, Ho-Wang / hot schier de gleiche Hang im Klang, / wia wenn zom Mang i sag: Ho, Mang, / gang gang de Hang lang, gang au, gang! / Uf Weng reimt se, uf Meng Mei-Peng: / Mei Deng isch z’eng, z’eng eng a wenig. / Hongkong ond Pong goht ond Li Wong / leicht vo dr Zong, bei Alt ond Jong. / Zo Hoangho, Wie Tschi, Ming Tsi / passt no: Oho, mei Schi isch hi. / Ins Ohr goht au Futschau, Schanghai – / dees könntet Schwobastädtle sei.“
Das Gedicht „Musterländle“von Karl F. Pausch gibt es im Online-Artikel auf