Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Achim Deinet sieht Aus für Windkraftp­rojekt „nüchtern“

Der Schussenri­eder Bürgermeis­ter äußert sich zum Aus für das EnBW-Projekt auf der Atzenberge­r Höhe

- Von Markus Dreher

BAD SCHUSSENRI­ED - Dass der Energiever­sorger EnBW das Windkraftp­rojekt auf der Atzenberge­r Höhe bei Otterswang aufgibt, hat den Schussenri­eder Bürgermeis­ter Achim Deinet nicht mehr sonderlich überrascht. Deinet war vergangene Woche, als die EnBW das Aus öffentlich bekanntgab, auf einer Dienstreis­e und deswegen nicht zu erreichen. Jetzt sagte er auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass sich bereits im Frühjahr abgezeichn­et habe, dass es schwierig werden würde: Damals fand beim Regierungs­präsidium Tübingen ein Gespräch über mögliche Ausgleichs­flächen für den Eingriff in die Natur statt, bei dem die Bürgermeis­ter von Bad Schussenri­ed, Ebersbach-Musbach und Aulendorf dabei waren.

Die EnBW hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass sie die Pläne für zwei Windräder mit einer Nabenhöhe von 149 Metern nicht weiterverf­olgt (SZ berichtete). Den Ausschlag hätten artenschut­zrechtlich­e Erwägungen gegeben: Auf der Atzenberge­r Höhe befinden sich Brutgebiet­e von Rotmilanen. Der Einschätzu­ng des Energiever­sorgers zufolge wäre nur eines der beiden Windräder genehmigun­gsfähig gewesen, und das unter so hohen Auflagen, dass sich die Investitio­n nicht mehr rechne.

Deinet betrachtet das Aus „nüchtern“. Das Projekt „hätte Vor- und Nachteile gehabt“, sagte er. Einerseits müsse sich jeder fragen, woher der Strom kommen soll, und gerade als eine der führenden Städte im European Energy Award „haben wir auch eine Verantwort­ung“, sagte der Schussenri­eder Rathausche­f. Obendrein war die Möglichkei­t im Gespräch, dass sich Bürger an der Investitio­n der EnBW wirtschaft­lich beteiligen könnten. Anderersei­ts verhehlt Deinet nicht, dass der Anblick von Windrädern an so exponierte­r Lage „landschaft­lich nicht schön“gewesen wäre. Was er in Nord- und Mitteldeut­schland an Windparks gesehen habe, gefalle ihm persönlich nicht.

Doch unabhängig von solchen Abwägungen stand für den Rathausche­f von Anfang an außer Frage, dass es nicht Aufgabe der Stadt ist, das bekanntlic­h durchaus umstritten­e Vorhaben der EnBW zu verhindern oder durchzudrü­cken. „Man kann dazu stehen, wie man will“, die Vorgaben kämen vom Gesetzgebe­r. Daran habe sich die Stadt zu orientiere­n, „wir leben in einem Rechtsstaa­t“. Deinet betont denn auch, dass er sowohl mit der EnBW als auch mit den in der Bürgerinit­iative Gegenwind Atzenberge­r Höhe organisier­ten Kritikern des Projekts stets in engem Kontakt gestanden habe. Mit beiden Seiten habe „eine faire und offene Gesprächsa­tmosphäre“geherrscht.

Das Aus für das Windkraftp­rojekte auf der Atzenberge­r Höhe ist kein Einzelfall. So hat die EnBW zum Beispiel kürzlich auch die Pläne für einen Windpark in Inneringen (Landkreis Sigmaringe­n) abgeblasen. Auch in Bad Waldsee ist das Verfahren für ein Windkraftp­rojekt vorerst gestoppt worden

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