Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Achim Deinet sieht Aus für Windkraftprojekt „nüchtern“
Der Schussenrieder Bürgermeister äußert sich zum Aus für das EnBW-Projekt auf der Atzenberger Höhe
●
BAD SCHUSSENRIED - Dass der Energieversorger EnBW das Windkraftprojekt auf der Atzenberger Höhe bei Otterswang aufgibt, hat den Schussenrieder Bürgermeister Achim Deinet nicht mehr sonderlich überrascht. Deinet war vergangene Woche, als die EnBW das Aus öffentlich bekanntgab, auf einer Dienstreise und deswegen nicht zu erreichen. Jetzt sagte er auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“, dass sich bereits im Frühjahr abgezeichnet habe, dass es schwierig werden würde: Damals fand beim Regierungspräsidium Tübingen ein Gespräch über mögliche Ausgleichsflächen für den Eingriff in die Natur statt, bei dem die Bürgermeister von Bad Schussenried, Ebersbach-Musbach und Aulendorf dabei waren.
Die EnBW hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass sie die Pläne für zwei Windräder mit einer Nabenhöhe von 149 Metern nicht weiterverfolgt (SZ berichtete). Den Ausschlag hätten artenschutzrechtliche Erwägungen gegeben: Auf der Atzenberger Höhe befinden sich Brutgebiete von Rotmilanen. Der Einschätzung des Energieversorgers zufolge wäre nur eines der beiden Windräder genehmigungsfähig gewesen, und das unter so hohen Auflagen, dass sich die Investition nicht mehr rechne.
Deinet betrachtet das Aus „nüchtern“. Das Projekt „hätte Vor- und Nachteile gehabt“, sagte er. Einerseits müsse sich jeder fragen, woher der Strom kommen soll, und gerade als eine der führenden Städte im European Energy Award „haben wir auch eine Verantwortung“, sagte der Schussenrieder Rathauschef. Obendrein war die Möglichkeit im Gespräch, dass sich Bürger an der Investition der EnBW wirtschaftlich beteiligen könnten. Andererseits verhehlt Deinet nicht, dass der Anblick von Windrädern an so exponierter Lage „landschaftlich nicht schön“gewesen wäre. Was er in Nord- und Mitteldeutschland an Windparks gesehen habe, gefalle ihm persönlich nicht.
Doch unabhängig von solchen Abwägungen stand für den Rathauschef von Anfang an außer Frage, dass es nicht Aufgabe der Stadt ist, das bekanntlich durchaus umstrittene Vorhaben der EnBW zu verhindern oder durchzudrücken. „Man kann dazu stehen, wie man will“, die Vorgaben kämen vom Gesetzgeber. Daran habe sich die Stadt zu orientieren, „wir leben in einem Rechtsstaat“. Deinet betont denn auch, dass er sowohl mit der EnBW als auch mit den in der Bürgerinitiative Gegenwind Atzenberger Höhe organisierten Kritikern des Projekts stets in engem Kontakt gestanden habe. Mit beiden Seiten habe „eine faire und offene Gesprächsatmosphäre“geherrscht.
Das Aus für das Windkraftprojekte auf der Atzenberger Höhe ist kein Einzelfall. So hat die EnBW zum Beispiel kürzlich auch die Pläne für einen Windpark in Inneringen (Landkreis Sigmaringen) abgeblasen. Auch in Bad Waldsee ist das Verfahren für ein Windkraftprojekt vorerst gestoppt worden
●