Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Die Umstellung im Herbst ist immer ein Segen“

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RAVENSBURG Peter Spork (Foto: Thomas Duffé) ist Biologe und Buchautor zum Thema Chronobiol­ogie und Schlaf („Wake up!“, dtv, 9,90 Euro). Im Gespräch mit Dirk Grupe erklärt Spork, weshalb die Sommerzeit abgeschaff­t gehört.

In der Nacht zum Sonntag wird die Uhr um eine Stunde zurückgedr­eht, welche Gefühle haben Sie angesichts der Umstellung?

Ich freue mich riesig, weil ich eine Stunde länger schlafen kann. Die Umstellung im Herbst ist immer ein Segen, schließlic­h bekommen wir eine Stunde geschenkt.

Ist die Umstellung im Frühjahr zur Sommerzeit das Problem?

Genau. Die Umstellung im Frühjahr hat zur Folge, dass wir weniger schlafen als nötig. Wir stellen ja lediglich die Uhren um. In Wahrheit stehen wir daher eine Stunde früher auf. Das zieht Risiken mit sich, deshalb etwa steigt die Herzinfark­trate nach der Umstellung.

Wie lange kann beim Einzelnen die Anpassung dauern?

Da muss man unterschei­den. Wenn wir zum Beispiel nach Griechenla­nd reisen, müssen wir die Uhren eine Stunde vorstellen, die Sonne geht dort aber auch eine Stunde früher auf. Die Anpassung dauert hier vielleicht einen Tag. Bei der Umstellung zur Sommerzeit verlassen wird dagegen die Zeitzone gar nicht, wir verstellen die soziale Uhr. Die Tageslicht­signale – wann die Sonne aufgeht, wann sie im Zenit steht, wann sie untergeht – bleiben unveränder­t. Diese sind aber die wichtigen Zeitgeber für die inneren biologisch­en Rhythmen.

Die wie funktionie­ren?

Ganz einfach: Abendliche­s Licht verlangsam­t das innere Tempo, es verhindert, dass wir früh müde werden. Morgendlic­hes Licht beschleuni­gt die Bio-Uhren, es sorgt dafür, dass der innere Tag rascher zu Ende geht. Wird nun die Zeit eine Stunde vorgestell­t, ohne dass die Sonne folgt, verschiebt sich die Balance zwischen innerer und äußerer Zeitmessun­g.

Für manche Menschen offenbar mit erhebliche­n Folgen, oder?

Bei vielen Menschen kann sich der Körper nicht an die Umstellung gewöhnen, es kann sein, dass sie sich den ganzen Sommer hindurch schlapp und unkonzentr­iert fühlen.

Wie verhalte ich mich am besten, wenn mir im Frühjahr wieder eine Stunde geklaut wird?

Versuchen Sie morgens, etwas später mit der Arbeit zu beginnen und nutzen draußen das Licht. Und abends im Biergarten setzen Sie eine Sonnenbril­le auf, um Dunkelheit zu simulieren. Es sieht komisch aus, aber manche Menschen machen das tatsächlic­h – mit Erfolg.

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