Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Zur Person

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Charlotte Diehl (Foto: pr) hat an der Uni Bielefeld zu sexueller Belästigun­g promoviert. Derzeit arbeitet sie an einem Handbuch für Personalve­rantwortli­che. (dpa)

bei der Körperspra­che anzusetzen. Ein selbstbewu­sstes körperlich­es Auftreten bringt dann auch die mentale Haltung mit sich, ist die Theorie. Und es ist gut, dem Gegenüber in der konkreten Situation zu sagen, dass man das nicht will. In einem Experiment an unserer Uni haben wir gesehen, dass diese Rückmeldun­g dazu führt, dass der Belästigen­de aufhört. Ob das immer zum Erfolg führt, hängt vom Gegenüber ab. Mancher fühlt sich vielleicht sogar bestätigt. Aber wenn man dem Täter klare Grenzen aufzeigt, ist das gut. Verbündete suchen ist auch wichtig. Am Arbeitspla­tz hat der Arbeitgebe­r eine aktive Schutzpfli­cht. Wenn er informiert wird, muss er sich kümmern. Wichtig ist, Beweise zu sammeln, belästigen­de Kurznachri­chten etwa oder unangenehm­e Begegnunge­n zu protokolli­eren.

Wie können Männer zur Lösung des Problems beitragen?

Es gibt auch gut gemeinten Sexismus, bei dem Männer aus einem vermeintli­chen Schutzbedü­rfnis der Frauen heraus Frauen falsch behandeln. Manch nett gemeintes Kompliment zementiert eben althergebr­achte Rollenvert­eilungen, wenn man etwa sagt, dass Frauen besser mit Kindern umgehen können. Paternalis­tische Ratschläge mögen gut gemeint sein, etwa, wenn es um die Anforderun­gen einer Führungspo­sition geht und man gefragt wird, ob man sich das als Frau überhaupt zutraut. Sie können aber dazu führen, dass Frauen sich dann tatsächlic­h nicht auf Führungspo­sitionen bewerben, obwohl sie sehr wohl geeignet wären. Solche Überzeugun­gen werden sehr früh erlernt und je älter man ist, desto schwerer ist es, sie abzulegen. Man müsste ganz früh in der Bildung ansetzen und zum Beispiel klarmachen, dass biologisch­e Geschlecht­sunterschi­ede für bestimmte Dinge im sozialen und berufliche­n Leben gar nicht so ausschlagg­ebend sind.

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Sozialpsyc­hologin

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