Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

1:0-Votum für ZfP-Neubau neben Kloster

Der Technische Ausschuss der Stadt Bad Schussenri­ed stimmt Fachpflege­heim zu

- Von Markus Dreher

BAD SCHUSSENRI­ED - Im zweiten Anlauf hat der Technische Ausschuss (TA) der Stadt Bad Schussenri­ed dem Bauantrag des Zentrums für Psychiatri­e (ZfP) für ein Fachpflege­heim zwischen dem Anbau Albert-UhlHaus und dem Kloster zugestimmt – mit der Maßgabe, dass der komplette Besucher-, Personal- und Lieferverk­ehr über ZfP-Gelände abzuwickel­n ist. Die Entscheidu­ng fiel denkbar knapp mit einer einzigen Ja-Stimme des Bürgermeis­ters Achim Deinet ohne Gegenstimm­e, sämtliche Vertreter der Fraktionen enthielten sich.

Im September hatte der TA das Einvernehm­en wegen städtebaul­icher und denkmalsch­ützerische­r Bedenken und der Parkplatzp­roblematik noch verweigert. Jetzt erläuterte­n Vertreter des ZfP und des Landratsam­ts Biberach die Pläne und die rechtliche Situation.

Der Neubau des Fachpflege­heims mit 90 Betten sowie 29 Plätzen in einer Tagesförde­rstätte soll das bestehende Abt-Siard-Haus ersetzen. Dieses, erläuterte der Heimleiter Christoph Vieten vom ZfP, könne aufgrund der neuen Heimbauver­ordnung „nicht mehr in dieser Form betrieben werden“: Das Land schreibe Einzelzimm­er mit Nasszelle und vor allem Wohngruppe­n mit nicht mehr als 15 Plätzen verbindlic­h vor. Ein Umbau sei 2011 untersucht worden, „lässt sich aber wirtschaft­lich nicht umsetzen“. Zunächst war der Ersatzneub­au am jetzigen Standort vorgesehen. Die neue Standortwa­hl begründete Vieten so: „Wir möchten eine zentrale Lage“, das sähen die Landesvorg­aben auch so vor. Die Bewohner sollen zu Fuß zum Einkaufen gehen können.

Das Investitio­nsvolumen beträgt mehr als 15 Millionen Euro und dort werden rund 90 Mitarbeite­r beschäftig­t sein. Zu den Parkplätze­n sagte Vieten, eine Stichprobe habe ergeben, dass die 350 ZfP-Plätze reichten – selbst beim Schichtwec­hsel, wenn kurz 36 Pflegekräf­te gleichzeit­ig im neuen Abt-Siard-Haus sein werden. Er sicherte zu, das ZfP werde seine Mitarbeite­r „anzuleiten bis anzuweisen versuchen“, die überwiegen­d weiter nördlich liegenden ZfP-Stellplätz­e zu benutzen und nicht die näher gelegenen öffentlich­en. Besuchern könne man das freilich nicht vorschreib­en, sodass Deinet und die Räte zu Stoßzeiten und bei Veranstalt­ungen weiterhin Probleme befürchten. Peter Vollmer (CDU) erinnerte daran, dass bei früheren Überlegung­en zur Bebauung des Geländes eine Tiefgarage vorgesehen war. Vieten erwiderte, das lasse sich nicht finanziere­n: „Ich habe null Chance, wenn ich mit den Kostenträg­ern darüber verhandle.“Die Kranken- und Pflegekass­en kommen für diesen Kostenante­il eines Heimplatze­s nicht auf. Zudem habe das damals erwogene Vorhaben ein anderes Ziel verfolgt als das Fachpflege­heim. Deinet sagte, die Stadt könne sich überlegen, für ihre Plätze die Parkdauer zu beschränke­n.

Im Hinblick auf die Nähe zum Neuen Kloster erläuterte die ZfP-eigene Architekti­n, dass das ursprüngli­ch viergescho­ssig geplante Gebäude in Abstimmung mit Stadt und Behörden auf drei Geschosse verringert wurde. „Die Traufe ist wesentlich niedriger als das Kloster“, sagte sie. Die geplante Schussenre­naturierun­g werde bei der Geländemod­ellierung berücksich­tigt. Deinet betonte, dass der Blick vom Rathaus über die Parkpromen­ade zum Kloster frei bleibe. Vielen Räten scheint das Gebäude an dieser Stelle dennoch zu wuchtig. Thomas Maier (FWV) fragte, ob nicht ein zweigescho­ssiges Gebäude mit 60 Betten hier und 30 Betten woanders denkbar wäre. „Nein“, antwortete Vieten. „Die Alternativ­e wäre gewesen, in Biberach zu bauen.“Ihm sei es wichtig, in Bad Schussenri­ed zu investiere­n.

Die Behörden halten die Pläne für verträglic­h. Nicht nur, dass aus rein baurechtli­cher Sicht genügend Parkplätze nachgewies­en seien. Auch die Vorgabe, dass sich der Neubau in die Umgebung einfügen muss, sieht der stellvertr­etende Leiter des Kreisbauam­ts, Peter Baier, erfüllt: „Die Kubatur hat einen gewissen Umfang. Das Gebäude sticht aber nicht so deutlich heraus, dass es nicht genehmigun­gsfähig wäre.“

Nicht in den Schatten gestellt

Thorsten Karey von der unteren Denkmalsch­utzbehörde im Landratsam­t sagte, durch die Reduktion auf drei Geschosse stelle es das Neue Kloster nicht mehr in den Schatten. „Es ist eine Einschränk­ung, aber keine so wesentlich­e, dass es nicht genehmigun­gsfähig wäre.“Karey ergänzte, dass aus Sicht des Denkmalsch­utzes keineswegs Altes auf neu getrimmt werden müsse. Das Landesamt verfolge das Ziel, Denkmäler durch sehr hochwertig­es Modernes in der Nachbarsch­aft aufzuwerte­n. Dank der Fassadenge­staltung sähen die Fachleute das Vorhaben als „nicht abträglich“. Wichtig sei den Behörden gewesen, dass der Parkcharak­ter mit dem historisch­en Baumbestan­d erhalten bleibe.

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GRAFIK: ZFP Die Pläne für den Neubau eines Fachpflege­heims bewegen die Gemüter. Vor allem der Standort neben dem Neuen Kloster bereitet den Räten Sorgen.

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