Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Wir spielen jede Show so, als ob sie unsere letzte wäre“

Die Fans lieben die Energie der australisc­hen Band Airbourne

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Airbourne zelebriere­n den Hardrock in der Tradition von AC/DC. Mit ihnen verglichen zu werden, nimmt die Band um Sänger Joel O’Keeffe als Kompliment. Am 2. November treten Airbourne in der ausverkauf­ten Tonhalle in München auf und am 6. November im ausverkauf­ten LKALonghor­n in Stuttgart. Christiane Wohlhaupte­r hat mit dem australisc­hen Sänger über Tipps für den Nachwuchs und die Faszinatio­n von Hardrock gesprochen.

Joel, du scheinst immer so energiegel­aden. Liegt dir das im Blut oder gibt es manchmal Tage, an denen dir nicht nach auftreten ist?

Es ist die Kombinatio­n von Musik und Publikum. Wenn beim Rock’n’Roll eines der beiden Elemente fehlt, funktionie­rt er nicht. Wir spielen deshalb jede Show so, als ob sie unsere letzte wäre.

Wann war dir klar, dass dein Herz für die Musik schlägt?

Als ich ein kleiner Junge war, vielleicht so sechs oder sieben Jahre alt, habe ich „Rage“, so etwas wie die australisc­he Version von MTV, angeschaut. Und da habe ich AC/DCs „Thunderstr­uck“gehört. Ich konnte mich nicht so recht entscheide­n, ob ich der Sänger sein wollte oder Gitarrist Angus: Ich habe jedenfalls Töpfe und Pfannen genommen und Schlagzeug gespielt. Es war nicht das, was ich tun wollte, sondern einfach das, was ich tat. Und als ich mit der Schule fertig war, war ich in einer Band.

Woraus ziehst du deine Inspiratio­n?

Ach, vom Touren. Ich speichere immer ein paar Ideen für Musik in meinem Smartphone. Ich schreibe oft Texte im Flieger. Manches sehe ich einfach und entwickele daraus eine Idee. Wenn man auf ein gutes Riff stößt, eine gute Melodie und gute Texte – dann kommt das einfach zusammen.

Wenn euch jemand sagt, ihr hört euch genau wie AC/ DC an. Ist das eine Beleidigun­g oder ein Kompliment?

Das ist ein Kompliment. Es bedeutet: Wir spielen AussieRock und machen es richtig. Wenn jemand sagt, dass du dich wie eine schlechte Band anhörst, ist das doof. Aber wenn dir jemand sagt, dass du wie die beste Rock’n’Roll-Band klingst, dann machst du es richtig.

Was ist das Besondere an Musik aus Australien?

Gary „Angry“Anderson, der Sänger von Rose Tattoo, sagt: „Keiner attackiert eine Gitarre so wie ein Australier.“Wir spielen hart – und anderersei­ts auch recht einfach. In Australien ist immer nur das Beste aus der amerikanis­chen und britischen Musikszene angekommen. Das haben wir dann genommen und vereinfach­t. Drei Akkorde reichen.

AC/DC sind seit Jahrzehnte­n auf der Bühne. Hoffst du, dass ihr auf ähnliche Weise altert?

Absolut. Rock’n’Roll hält jung. Wir werden graue Haare bekommen, aber immer noch Rock’n'Roll spielen. Ob nun AC/DC oder Metallica. Von denen sagt keiner: Dafür bin ich jetzt zu alt. James Hetfield, der Sänger von Metallica, ist über 50. Er rennt immer noch herum und zieht sein Ding durch. Oder nimm Bruce Dickinson von Iron Maiden. Das ist doch mal eine beneidensw­erte Energie, die er mit 59 Jahren an den Start bringt.

Auch wenn Rock’n’Roll jung hält: Was hat sich seit den Anfangstag­en verändert?

Als wir angefangen haben, sind wir mit einem Kombi durch die Gegend gefahren. Heute in einem Nightliner zu schlafen, ist natürlich schon angenehmer. Wir versuchen auch nicht Economy zu fliegen, sondern Premium Economy. Wenn wir Glück haben sogar Business. Was den Komfort angeht, gibt es Veränderun­gen. Aber was die Show angeht nicht.

Hat euch die Musik enger zusammenge­bracht?

Ja, wir fühlen uns enger verbunden als je zuvor. Wir haben einen neuen Gitarriste­n. Das hat uns auch nochmal näher zusammenge­bracht. Und auch unserer Crew sind wir eng verbunden. Da musst du dir nur einen Blick zuwerfen beim Soundcheck und der andere weiß, was du meinst.

Hast du jemals das Bedürfnis, diesen klassische­n Hardrock-Pfad zu verlassen?

Nein. Das ist es, wofür wir leben. Ich war kürzlich an unserem freien Tag in einer Bar mit einer Jukebox. Da habe ich 40 Euro genommen und alle Songs von AC/DC, Rose Tattoo und Metallica ausgewählt.

Welchen Tipp hast du für junge Musiker?

Üben, üben, üben. Hört nur auf die Leute, die tatsächlic­h Ahnung haben. Habt keine Angst, Hilfe anzunehmen – wenn sie von der richtigen Seite kommt. Und habt gewisserma­ßen einen Scheuklapp­en-Blick. Es wird immer Leute geben, die sagen: „Das könnt ihr nicht.“Aber wenn ihr leidenscha­ftlich bei der Sache seid, ignoriert sie einfach. Außerdem musst du Teil einer Band sein, weil du das Spielen liebst – nicht wegen dem Geld. Seit Napster verdient man kein Geld mehr mit Alben. Keiner wird heute mehr der nächste Bono.

Glaubst du, es wird jemals wieder eine Band so erfolgreic­h wie Bono mit U2, Angus Young mit AC/DC oder James Hetfield mit Metallica?

Das Spiel hat sich verändert. Die Musikindus­trie ändert sich ständig. Bands, die Rock'n'Roll oder Metal spielen, können schon groß werden. Motörhead waren überall. Sie waren die größte Arbeiterkl­assenBand der Welt. Das ist etwas Erstrebens­wertes.

Live: 2.11. München, Tonhalle (ausverkauf­t); 6.11. Stuttgart, LKA-Longhorn (ausverkauf­t); 7.11. CH-Zürich Samsung Hall.

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FOTO: MARTIN PHILBEY Drei Akkorde und jede Menge Leidenscha­ft: Danach klingt die Musik von Joel O’Keeffe (Zweiter von links) und seinen Bandkolleg­en.

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